Kaliumiodid aka Jodtabletten
#1
Geschrieben 13. März 2011 - 22:14
#2
Geschrieben 13. März 2011 - 22:33
ich habe keine entsprechenden Jodtabletten, da sie lediglich die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse verhindern können. Sie schützen den Körper aber nicht von der Strahlung, die durch die Haut oder die Atemwege in den Körper gelangen kann. Radioaktives Jod ist nur ein Teil der Strahlung die bei einem Supergau frei wird. Da wäre dann eine ABC Ausrüstung inkl. ABC Maske hilfreicher.
*Mein ausdrückliches Mitgefühl gilt den Menschen in Japan die fürchterlich leiden müssen...ich war vor nicht mal einem Jahr in Japan und die Nachrichten und Bilder sind einfach schrecklich anzusehen *
#3
Geschrieben 14. März 2011 - 11:51
Es gibt Situationen in denen einfach nichtsmehr hilft. Dies ist so ein Fall, besonders wenn man sich im Nahbereich aufhält.
Innerhalb der folgenden 2 Wochen nach der Katastrophe von Tschnobyl sind über 2000 Mann der eingesetzten Truppen elend an der Strahlenkrankheit "verreckt", und ich bin jedem von ihnen von Herzen dankbar das sie den BlowOut zum grossteil eingeschränkt haben.
Wie der Captn bereits erklärt hat verhindert das Jod "nur" die Einlagerung radioaktiver Elemente in der Schilddrüse. Wenn ich mich richtig erinnere besetzt das Jod die Einlagerungsplätze und verhindert so die Einlagerung. Das ist sehr laienhaft ausgedrückt, vieleicht kann da ein Radiologe genauer darauf eingehen.
Jod-Tabletten sind meines wissens rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Sie werden meines wissens auch bei der Bestrahlungstherapie bei Krebs eingesetzt, allerdings kann ich nichts über die Zusammenhänge sagen. Ich habe die Schachtel nur einmal auf dem Tisch liegen sehen. Wie gesagt, genaueres erfährt man von einem Radiologen, und keines Falls auf iergendwelchen 2. bis 3. klassigen Internetseiten.
Wie der Captn auch schon erwähnt hat hilft gegen die Aufnahme radioaktiver Partikel nur ein Ganzkörperschutzanzug oder wenigstens eine Atemmaske mit Partikelfilter, aber wer hat das schon. Die Jod-Tabletten sind da nur ein Notbehelf, der in ausreichnder Menge beim Staat eingelagert sind. Bei y-tours erfolgt eine Dekontaminierung nach Handbuch durch Entsorgung der Kleidung und Duschen. Wenn dies noch nicht ausrecht durch eine Ganzkörperrasur mit anschliessendem nochmaligen Duschen bis die Partikel abgewaschen sind (James Bond jagt Dr. No, nur so zur Verdeutlichung).
Auch lohnt es sich nicht jetzt loszurennen und Anzüge und Masken zu kaufen. Ich bin Gärtner und stecke jede Woche mehrere Stunden in den Dingern drin, die sind definitiv nichts für den Dauereinsatz, das kann auch jeder Feuerwehrler bestätigen.
Ein Spezialist für die Auswirkung von Radioaktivität der britischen Regierung hat es heute Nacht auf BBC folgendermassen ausgedrückt: "Wenn Japan die Akw´s nicht einigermassen unter Kontrolle bekommt war das Erdbeben und der Tsunami nur der Aparetif vor dem Hauptgericht" (ich liebe den englischen Humor).
Erinnert sich einer an die alten Gozilla-Filme aus Japan? Sie sind auf dem besten Weg sich einen zu züchten.
Man kann nur das beste Hoffen, wer gläubig ist sollte beten, vieleicht hilfts ja was. Direkt sollten wir, anders als beim letzten Mal, nichts abbekommen, also spart euch das Geld für die Pillen.
Gruss
#4
Geschrieben 14. März 2011 - 15:49
Da kann ich mich nur anschließen. Zudem habe ich gerade im Fernsehen ein Inrerview gesehen (keine Ahnung wer das war, hab nur das Ende mitbekommen), darin hieß es "Jod-Tabletten nur mit Rücksprache eines Arztes". Die Dinger können wohl auch eine Schliddrüsenentzündung verursachen.Sie schützen den Körper aber nicht von der Strahlung, die durch die Haut oder die Atemwege in den Körper gelangen kann. Radioaktives Jod ist nur ein Teil der Strahlung die bei einem Supergau frei wird. Da wäre dann eine ABC Ausrüstung inkl. ABC Maske hilfreicher.
#5 Gast_reefgear
Geschrieben 14. März 2011 - 15:55
#6
Geschrieben 14. März 2011 - 17:28
Große Mengen der Tabletten werden im Katastrophenschutz gelagert und im Bedarfsfall an die Zivilbevölkerung verteilt. - Dafür gibt es dann richtige Pläne, wobei ich nicht glaube das diese Logistik im Ernstfall auch reibungslos funktioniert.
Ältere Personen (wenn ich mich nicht irre >40J.) bekommen schon garkeine Tabletten mehr ausgehändigt.
Es geht dabei auch nicht um akute Situationen sondern eher um die Langzeitwirkung von möglicherweise inkorporiertem radioaktiven Jod. Ich denke aber, dass das noch eines der kleineren Probleme ist, die man dann hat.
Irgendwie gefällt mir auch der BBC-Kommentar, der hier erwähnt wurde ...
Gruß
F.
#7
Geschrieben 14. März 2011 - 18:14
Da kann ich mich nur anschließen. Zudem habe ich gerade im Fernsehen ein Inrerview gesehen (keine Ahnung wer das war, hab nur das Ende mitbekommen), darin hieß es "Jod-Tabletten nur mit Rücksprache eines Arztes". Die Dinger können wohl auch eine Schliddrüsenentzündung verursachen.
Nein - keine Entzündung, aber ich antworte mal etwas umfangreicher.
Iod ist ein Baustoff, den die Schilddrüse braucht, um Hormone zu produzieren, daher hat die Schilddrüse auch Speicher, um Iod für Zeiten aufzubewahren, wenn es an Iod mangelt (unterschiedlich starke Iodaufnahme entsprechend der Ernährungsgewohnheiten). Die Schilddrüse nimmt auf, was sie kriegen kann, bis die Speicheraktivitäten erschöpft sind. Sind nun radioaktive Iodisotopen (I-131) Freigesetzt, so belegt die Schilddrüse den Speicherplatz damit und hat dementsprechend eine hohe lokale Strahlenbelastung --> hohes Risiko von Schilddrüsenkrebs.
Bei entsprechenden Lagen mit Freisetzung dieser Iodisotopen ist es ein Ziel durch Ausgabe der Iodtabletten die Schilddrüse so aufzusättigen, dass die Bindungsstellen belegt sind, bevor die Isotopen kommen.
Allerdings ist die Iodeinnahme in solchen Dosierung (ebenso wie die Zuführung von großen Mengen Iod im Rahmen von Röntgenkontrastmitteln oder Medikamenten wie z.B. Amiodaron) nicht ohne Risiko. Es gibt Erkrankungen, bei denen zwar eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt, diese aber nicht zur Ausprägung kommt, weil der erkrankte eine Iodunterversorgung hat (deutschland ist ja Iodmangelgebiet, nicht ohne Grund reichern wir unser Salz ect. an). Hier liegt also ein krankhafter Zustand vor, der jedoch keine Symptome macht, weil es an Iod fehlt. Wenn diese Menschen nun excessiv Iod zu sich nehmen, so kann die Schilddrüse nun massiv diese Hormone produzieren und den körper damit Schädigen, die schwerste Ausprägung dieses Zustandes, die thyreotoxische Krise, hat eine Sterblichkeitsrate - selbst unter optimalen Bedingungen - um 20 %.
Aus diesem Grund werden Iodtabletten im Falle einer entsprechenden Gefährungslage auch nur an schilddrüsengesunde Menschen unter 45 J ausgegeben - einfach weil diese statistisch eher von der Iodeinnahme profitieren (Verhinderung von Krebs), die Menschen über 45 J eher einen Schaden durch die Komplikation der Einnahme hätten.
wie oben schon erläutert - nicht wegen Logistik oder zu geringer Vorratshaltung, sondern aus dem Nutzen/Risiko-Verhältnis.Ältere Personen (wenn ich mich nicht irre >40J.) bekommen schon garkeine Tabletten mehr ausgehändigt.
Im übrigen sind die Iodtabletten, die man in Apotheken rezeptfrei erhält, als Nahrungsergänzungsmittel bei hohem Iodbedarf (Schwangerschaft...) oder bei Iodmangel gedacht - für die Verwendung als Schutz bei Unglücken sind sie zu gering dosiert (130 mg vs 200 µg --> 630 tabletten notwendig, um Schutz nach WHO-Empfehlung zu erhalten)
#8
Geschrieben 15. März 2011 - 07:29
Jodtabletten einfach so jetzt zu nehmen wäre einfach unnötig.
Große Mengen der Tabletten werden im Katastrophenschutz gelagert und im Bedarfsfall an die Zivilbevölkerung verteilt. - Dafür gibt es dann richtige Pläne, wobei ich nicht glaube das diese Logistik im Ernstfall auch reibungslos funktioniert.
Meine Frage zielte nicht darauf ab mir jetzt Jodtabletten zu besorgen um sie einzunehmen. Selbst bei einem Super Gau in den japanischen Kraftwerken glaube ich nicht, daß die Auswirkungen in Europa so groß wären, daß dies wirklich nötig wäre. Auch ist mir klar, daß Medizin kein Spielzeug ist.
Wohl aber habe ich meine Zweifel, daß man sich im Falle einer Katastrophe tatsächlich auf die Ausgabe von Hilfen an die Zivilbevölkerung verlassen kann. Japan's Hauptproblem ist ja die Versorgung, die durch zerstörte Infrastruktur fast völlig zum Erliegen gekommen ist. Lebensmittel und Trinkwasser werden knapp, Krankenhäuser und Notlager sind völlig überfüllt und die Energieversorgung mit Benzin oder auch Strom ist stark beeinträchtigt.
Im Falle eines Falles möchte ich nicht irgendwo sitzen und darauf warten müssen, daß vielleicht mal irgendwann irgendwer Jodtabletten vorbeibringt. Allerdings möchte ich auch nichts mit mir rumschleppen, was sowieso nur wenig bis gar nicht hilft.
#9
Geschrieben 15. März 2011 - 07:55
Anderseits denke ich die Chance das man Penicilin oder extreme Sachen wie Morphium braucht ist höher als das man Jod-Tabletten wegen einer Atomkatastrophe braucht.
Wenn ich in der Nähe eines AKW wohne, würde ich wohl welche haben, aber so nicht.
Ich glaube in der Schweiz (?) werden sie präventiv regelmässig an die Leute, die in der Nähe eines AKW wohnen verteilt.
Meine Gedanken dazu
Shinsen
#10
Geschrieben 15. März 2011 - 17:31
Im Katastrophenfall zur Vorbeugung EINMAL-Gabe von 130 mgFrage: Wieviel braucht ein einzelner Mensch für eine Woche/Tag?
Ansonsten ca 200 µg / d - bei Kindern weniger, bei Schwangeren/Stillenden mehr ...
Naja, Wirkstoff der Tabletten ist Kaliumiodid - also ein Salz .... Auch wenn die Hersteller vmtl. ein Verfallsdatum aufdrucken, würd ich dieses nicht so streng sehen, was geht an einem Salz kaputtWie lange sind Jodtabletten haltbar?
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