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Tourniquet, welcher taugt was?


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21 Antworten in diesem Thema

#1 supikoira

supikoira
  • 63 Beiträge

Geschrieben 24. Mai 2011 - 19:28

Hallo,
Tourniquet´s sind zugegebenerweise beim Militär ehr anzutreffen als im zivilen Leben. Wie ich bei meiner Internet-Suche feststellen musste fetzen sich selbst in Outdoor-Foren selbsternannte "friedliebende" mit diversen... nennen wir sie mal "realos".

Ich bitte dieses Kasperletheater hier zu unterlassen!

Ich denke es ist je nach Tätigkeit evtl. sinnvoll ein Tourniquet im 1.Aid-Kit zu haben. Mit dem Beil oder dem etwas überdimensionierte Messer ist man leicht mal abgerutscht und dann ist man am A.... der Welt am Sossen.
Das die Responszeit von 12 Minuten der Rettungskräfte selbst in bevölkerten Gebieten makulatur ist... ^^

So, zur eigentlichen Frage:

Welches Tourniquet (incl. Bezugsquelle) taugt was?
Das nach amerikanischem Stil mit Metallknebel oder ehr die den Gurten zum Blut stauen ähnlichen?

Auf die "Israeli-Bandage"/Oales und das für und wieder des Abbindens von Extremitäten muss nicht näher eingegangen werden, das dürfte allgemein bekannt sein.

Hoffe hier kennt sich jemand mit dieser Thematik aus.

Gruss

P.s. Hintergrund: Der Nachbar ist vor ein paar Tagen mit dem Fichtenmoped abgerutscht. War unschön, und das Unterhemd ist in der Regel nicht besonders geignet... :embarrest:

#2 semaphore

semaphore
  • 905 Beiträge
  • Sport:Camping, Fahrradfahren, Geocaching, Survival, Wandern

Geschrieben 24. Mai 2011 - 21:03

Ein Tourniquet ersetzt auch keine Arbeitsjacke. Zudem sollte ein Tourniquet nur von entsprechend geschultem Personal genutzt werden. Ein Druckverband reicht für vieles, im größten Notfall tuts auch ein Gürtel, Paracord, eng gewickelte Mulbinde.
Die Uriel (israelische Version) finde ich ganz gut aber auch teuer (7-10€), der Mehrwert gegenüber einem üblichen Verbandspäckchen ist nicht sehr groß.

#3 Floyd

Floyd
  • 888 Beiträge
  • WohnortCastrop-Rauxel
  • Sport:Fahrradfahren, Geocaching, Kanusport, Wandern

Geschrieben 24. Mai 2011 - 22:14

Wieso Kasperletheater? Das du mit der Meinung das ein Tourniquet Sinnvoll ist auf dem Holzweg bist muß nun mal gesagt werden auch wenn du das nicht hören/lesen möchtest. Weil es nun mal so ist. Es gibt tausende von Rettungswagen in Deutschland und jetzt rate mal auf wie vielen davon ein Tourniquet in der Beladung haben? Es ist kein einziger! Und das hat nun mal seine Gründe. Wenn du dir in der Pampa eine Verletzung zuziehst die du nicht mit einem Druckverband unter Kontrolle bringst wirst du das nicht überleben egal was du dabei hast. Wenn jemand sagt "kauf unser Produkt damit kannst du sowas überleben!" dann erzählt er die Blödsinn. Diese "Gurt-Tourniquts" von dehnen du sprachst sind der allergrößte Schwachsinn. Das sind einfach Stauschläuche die nicht elastisch sind. Damit kann man man gar nicht genug Druck aufbauen um eine Aterie abzubinden. Das unterbindet nur den venösen Rückfluß. Dadurch verblutet man also noch schneller als wenn man gar nichts macht!

#4 BVM

BVM
  • 17 Beiträge
  • WohnortKöln
  • Sport:Geocaching, Klettern

Geschrieben 25. Mai 2011 - 09:13

@ Floyd

Hallo,

kannst du mir das mit dem "schneller Verbluten" etwas genauer erklären?
das Thema interessiert mich insofern, beim Bund war ich bei den Sanitätern...

Da ham wa alles hin und her gemacht, aber NIE ein Tourniquet zu Gesicht bekommen.
Als ich dann in Köln Wahn stationiert war, wo auch Auslandsvorbereitung
und Schulungen betrieben wurden hab ich das erste mal so ein Teil gesehen.

Da sollte in der Ausbildung Bezug darauf genommen werden, weil man es
eventuell in Afkastanien benutzen muss.

Und das Zeug, was da munter an alle verteilt wird (wohlgemerkt nicht an Deutsche...)
soll den verblutungseffekt beschleunigen?

Das klingt irgendwie paradox, oder issed nur als Plazebo gedacht?

(bitte nicht als Angriff verstehen ich will nur meinen Horizont erweitern ^^)

Gruß
BVM

Bearbeitet von BVM, 25. Mai 2011 - 09:14.


#5 semaphore

semaphore
  • 905 Beiträge
  • Sport:Camping, Fahrradfahren, Geocaching, Survival, Wandern

Geschrieben 25. Mai 2011 - 09:37

Wenn du die Venen damit abdrückst, nicht aber die Aterien strömt ja weiter Blut in die Extremitäten und der Druck steigt dann. Der leichteste Weg we das Blut entweichen kann ist eben durch die offene Wunde. Und in diesem Fall entweicht das Blut mit höherem Druck, also "schneller" als ohne aufstauen.
Wenn du kein Arzt bist oder dafür ausgebildet wurdest solltest du die Finger davon lassen. Im Fall der Fälle wirst du mit dem Teil nichts verbessern! Wie hier gesagt wurde und es auf ziemlich allen Erste Hilfe Seminaren gesagt wird, mach einen Druckverband, versuche die Aterien abzudrücken, Extremitäten hoch zu lagern, dass das Blut eher in den Körper zurückläuft. That's it, entweder es reicht bis professionelle Hilfe kommt oder nicht. Ist tragisch aber manchmal ist zuviel kaputt...

#6 Floyd

Floyd
  • 888 Beiträge
  • WohnortCastrop-Rauxel
  • Sport:Fahrradfahren, Geocaching, Kanusport, Wandern

Geschrieben 25. Mai 2011 - 14:51

Also das Blut wird durch die Arterien in die Extremitäten geleitet und fließt durch die Venen zum Herzen zurück. In den Venen ist ein viel geringerer Druck als in den Arterien wodurch es viel einfacher ist die Venen abzubinden. Bei einer Verletzung läuft ein Teils des Blutes aus der Verletzung aus dem Körper der Rest fließt durch die Venen zurück. Wie sich das Aufteilt hängt von Art und Schwere der Verletzung ab. Wenn man mit zu geringen Druck "abbindet" unterbindet man nur den venösen Rücklauf aber nicht der arterielen Zulauf. Dann fließt die komplette Blutmenge die dem Körperteil zugeführt wird aus der Wunde. Weil es ja niergendswo anders hin kann.

#7 BVM

BVM
  • 17 Beiträge
  • WohnortKöln
  • Sport:Geocaching, Klettern

Geschrieben 25. Mai 2011 - 18:56

hm...
ich hatte immer die Idee, dass Venen und Arterien
gleichermaßen abgedrückt werden.

Das betreffende Körperteil wird mehr oder minder ganz
"vom Netz genommen".

Da lag ich wohl daneben :huh:

Die Erklärung erscheint mir aber plausibel.

#8 supikoira

supikoira
  • 63 Beiträge

Geschrieben 25. Mai 2011 - 19:01

Ein Tourniquet ersetzt auch keine Arbeitsjacke. Zudem sollte ein Tourniquet nur von entsprechend geschultem Personal genutzt werden. Ein Druckverband reicht für vieles, im größten Notfall tuts auch ein Gürtel, Paracord, eng gewickelte Mulbinde.
Die Uriel (israelische Version) finde ich ganz gut aber auch teuer (7-10€), der Mehrwert gegenüber einem üblichen Verbandspäckchen ist nicht sehr groß.


Dein Wort in Gottes Gehörgang, und die Schnittschutzhosen sind nichtmal so teuer... :bang:
In diesem Fall wärst du mit ner Kompresse nicht weit gekommen (das Schienbein war durch, alles andere erspare ich dir/euch).
Von der Israeli Bandage habe ich 3 (1x üben, 1x Auto und 1x im FAK), die sind wirklich spitze)


Wieso Kasperletheater? Das du mit der Meinung das ein Tourniquet Sinnvoll ist auf dem Holzweg bist muß nun mal gesagt werden auch wenn du das nicht hören/lesen möchtest.


Halten wir es doch einfach so: Das Menschen Wille ist sein Königreich. Deine Meinung, schön und gut, aber hoffentlich bist du nicht vom Fach.


Wenn du die Venen damit abdrückst, nicht aber die Aterien strömt ja weiter Blut in die Extremitäten und der Druck steigt dann. Der leichteste Weg we das Blut entweichen kann ist eben durch die offene Wunde. Und in diesem Fall entweicht das Blut mit höherem Druck, also "schneller" als ohne aufstauen.
...
That's it, entweder es reicht bis professionelle Hilfe kommt oder nicht. Ist tragisch aber manchmal ist zuviel kaputt...


Venen werden noch vor den Aterien abgedrückt... akzeptiert und bestätigt.
Das man auch nicht an jeder Stelle die Aterien abdrücken kann ist auch klar.
Den 2. Teil will ich und kann ich nicht akzeptieren. Du glaubst garnicht was ein Mensch alles aushällt, und glaub mir, du willst es garnicht wissen.
Was glaubst du wieviele Amputationsverletzungen oder aterielle Verletzungen überlebt haben, nur weil iergend ein Hinz und Kunz z.B. den Arm zugeleiert hat.
Der rote Saft sollte nach möglichkeit drin bleiben, alles andere kann man später flicken (vergessen wir mal innere Verletzungen).


Ich war jetzt das zweite mal in der Situation eine aterielle Blutung stoppen zu müssen. Einmal gelang es mir mit dem Gürtel bei einer ausgefransten Wunde am Oberschenkel (Fahradfahrerin meets Leitplanke) und jetzt mit dem Unterhemd beim Nachbarn mit der Motorsäge (über 35 Min Wartezeit bis die Ambulanz da war, fast eine Stunde bis ins Krankenhaus).

Jetzt kommt so ein Teil her, und hoffentlich werde ich es nie brauchen.
Wissen zur richtigen Anwendung ist vorhanden, mit dem lächerlichen EH-Kurs habe ich mich nie begnügt. Habe ausserdem nen Arzt und nen Rettungsassi in der Familie, ratet mal an wem die geübt haben :cry:


@BMV: Meines wissens haben sie es inzwischen, ich weis nur nicht welches. Viele haben es sich auch privat zugelegt.


Zurück zum Thema: Welches ist empfehlenswert?


Gruss

#9 R31N1

R31N1
  • 25 Beiträge
  • WohnortMünchen
  • Sport:Camping, Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 25. Mai 2011 - 21:43

Guten Abend,

über den Sinn und Unsinn eines Touriquets zu streiten ist meiner Meinung nach absolut unnötig, da sie sich bereits bewährt haben. Bei den Amerikanern sind Tourniquets teilweise schon im Kampfanzug integriert. Das machen die sicherlich nicht aus Langeweile oder weil sie Geld übrig haben. Bei der Bundeswehr wird jeder im Umgang mit Tourniquets ausgebildet (keine Ahnung wo du deine Infos her hast Floyd, aber die sind veraltet) und im Einsatz enthällt jede persönliche Sanitätsausrüstung ein Tourniquet. Aus dem ganz einfachen Grund, dass man bei manchen Verletzungen mit Druckverbänden nicht zu Rande kommt, zu lange braucht oder das Opfer in der Zeit in der man feststellt, dass der Druckverband nicht dicht ist und man einen Neuen anlegen möchte verlutet ist.

Nachteile sind dass ein Tourniquet bei längerem Einsatz zur Amputation des abgebundenen Körperteils führt. Was militärisch gesehen nicht so schlimm ist, da da meist eh nur noch Fetzen hängen, bei Schnittwunden aber durchaus unangebracht sein kann. Außerdem, und hier sehe ich das eigentliche Problem, darf es nur von Ärzten entfernt werden (keine Rettungssanitäter o.ä.) da es sonst das "tote" Blut wieder in den Blutkreislauf kommt und man recht schnell einer Blutvergiftung zum Opfer fällt. Außerdem kann es auch schnell mal zu früh angewendet werden und es verliert jemand einen Arm, obwohl er nur ne großflächige Schürfung hat.

Da in Deutschland der Einsatz von Tourniquets nicht vorgesehen ist werde ich hier auch keine Links posten wo man welche beziehen kann. Die Quellen sollte aber jeder der Google kennt finden.

Zum Thema:
Sobald ein CE Prüfzeichen drauf ist kann man auch davon ausgehen, dass das Ding was taugt. Auch so Sätze wie "eines von zwei Tourniquets, die offiziell zur Benutzung von der US Armee zugelassen sind" sprechen für sich.
Rein optisch sollte es ein starkes Gewebe sein, dass durch Metallschlaufen gehalten und mit einem Metallknebel gespannt wird. Als Marke ist mir SOF bekannt.

Gruß R31N1

Bearbeitet von R31N1, 25. Mai 2011 - 21:48.


#10 semaphore

semaphore
  • 905 Beiträge
  • Sport:Camping, Fahrradfahren, Geocaching, Survival, Wandern

Geschrieben 25. Mai 2011 - 22:20

Wissen zur richtigen Anwendung ist vorhanden, mit dem lächerlichen EH-Kurs habe ich mich nie begnügt. Habe ausserdem nen Arzt und nen Rettungsassi in der Familie, ratet mal an wem die geübt haben :cry:


Wenn du einen Arzt in der Familie hast sollte er dir günstig ein vernünftiges Tourniquet besorgen können und dir zudem die Anwendung vermitteln können.

Sobald ein CE Prüfzeichen drauf ist kann man auch davon ausgehen, dass das Ding was taugt. Auch so Sätze wie "eines von zwei Tourniquets, die offiziell zur Benutzung von der US Armee zugelassen sind" sprechen für sich.


Ich denke es ist das kleinste Problem ein qualitativ gutes Tourniquet zu finden, entscheidend ist die richtige Anwendung.

Alle Vorstellungen über den militärischen Einsatz hin oder her. Alle die nach Afghanistan gehen und so ein Kit dabei haben werden auch damit ausgebildet und das ist eben der entscheidende Punkt. Zudem gibts dort andere Rahmenbedingungen zur Erstversorgung, Wundenart als hierzulande.




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