mein nachfolgender Bericht beschreibt für Ortsfremde den in allen Kanuführern ausgeschriebenen Main zwischen Lichtenfels und Bamberg in Bayern, Oberfranken.
Das beschriebene Teilstück beginnt in Hausen und endet in Kemmern. Das gesammte Kanugebiet ist jedoch um einiges größer.
Zur scheinbaren Werbung für eine bestimmte Firma möchte ich eines anmerken: Wer Heiko kennenlernt wird rasch merken das sein Geschäftsgebaren weit über das materielle hinaus geht und wir hier vor Ort recht froh sein dürfen wenn es Ansprechpartner wie ihn gibt. Er lebt Kanufahren und seine Augen funkeln wenn er davon erzählt!
Ich jedenfalls kann ihn euch ohne wirtschaftlichen Hintergedanken wirklich reinen Herzens empfehlen.
Diesen Bericht habe ich unmittelbar nach der Fluss-Fahrt, noch geprägt von seiner Fülle und Kraft, geschrieben:
Zwischen Hausen und Kemmern, auf dem Obermain
Freitagabend, das Wetter fürs kommende Wochenende scheint genau richtig für unseren lang gehegten Wunsch, mal wieder Kanu zu fahren. Ein Anruf bei Beluga, wo ich dem Anrufbeantworter meine Wünsche mitteile. 21.00Uhr. Das Telefon klingelt. Hier Heiko Breitbach, tönt es fröhlich aus der Muschel. Der heißersehnte Rückruf. Eben noch mal die Einzelheiten erklärt, man ist ja schließlich kein Neuling im Kanuwandern. Aber ebenso schnell wird mir klar, mein gegenüber ist so versiert wie sympathisch. Wir versteigen uns in Details, Fachsimpeln und kommen ins Schwärmen. Dann ein Topangebot. Beluga Kanuverleih erweitert die Flotte und ich soll eines der neuen Boote auf seine Tauglichkeit testen.
Gerne nehme ich dieses freundliche Angebot an und wir vereinbaren ein Treffen am Sonntag um 09.30 Uhr beim Einstieg in Hausen.
Wo wir Aussteigen ist noch nicht sicher und soll von unserer Tagesform und den Gegebenheiten bestimmt werden. Alles kein Problem, Heiko, wir haben uns aufs Du geeinigt, holt seine Gäste an jedem gewünschten Ausstieg unkompliziert ab.
Sonntag früh, ich treffe 3 Minuten vor halb 10.00 Uhr ein und eine Minute später zieht das Gespann mit den Belugakanus einen Kreis auf dem Parkplatz. Gemeinsam beginnen wir nach einer sehr herzlichen Begrüßung die Boote abzuladen. Mit uns ist noch ein Paar mit 2 kleinen Pudeln anwesend. Mitnahme von Hunden, da hab ich so einige Erfahrung mit anderen Verleihern gemacht! Bei den Breitbachs aber kein Problem.
Da ich mit den Regeln des Flusses vertraut und im fahren eines Kanus erfahren bin, entfällt bei uns die Einweisung. Das andere Paar bekommt sie freundlich und einprägsam zusammen mit Tipps und Kniffen rund ums Bootfahren. So starten wir in einen herrlichen Bootswandertag der uns rund 30 km durch das obere Maintal mit seiner in vielen Liedern besungenen Schönheit und Romantik führt.
Zunächst aber nehme ich meine Aufgabe ernst und fühle dem Kanu gründlich auf den Zahn.
Als erstes aufgefallen ist uns, dass alle Boote in einem technisch einwandfreien und sehr sauberen Zustand an die Kunden Übergeben werden. Das Zubehör, das bereits bei der Bestellung optional erweitert werden kann, ist ebenfalls bestens. Unser Kanu ist ein recht flacher, breiter und äußerst bequemer Wanderkannadier mit einer wirklich akzeptablen Kombination aus Wendigkeit und Geradeauslauf. Besonders positiv empfinden wir die Sitzplätze die uns den ganzen Tag höchsten Komfort bieten. Stauraum und Zuladung ermöglichen es zwei Erwachsenen und zwei Kindern nebst Gepäck eine entspannte Reise zu verbringen. Die erste Schwallstrecke mit leichten Wellen kurz nach der Unnersdorfer Brücke bringt ein paar Spritzer Wasser und die Überzeugung in einem sehr sicheren Boot zu sitzen. Das Kanu überzeugt uns und der einzig wirkliche Kritikpunkt kann mit minimalem Aufwand behoben werden. Wenn es in der Haltbarkeit mit dem Tagestest gleichzieht ist es eine wirklich gute Investition. Da es heute sehr windig ist, beschließe ich gleich noch einen „Seetest“ anzuschließen. Auch hier keine wirkliche Überraschung. Die flache Bauart bietet dem Wind nur dürftig Angriffsfläche und das Kanu benötigt nur unbedeutend mehr Kraftaufwand zum Ziel, dem Einstieg am Wörthsee in Wiesen.
Mit dem Blick hoch zur Küpser Linde verlassen wir den See und steuern nun auf Niederau, unserem Mittagshalt, zu. Überall sind derzeit Renaturierungsmaßnahmen im vollen Gange. Der kanalartige Ausbau der im vergangenen Jahrhundert den Flößern des Frankenwaldes den schnellen Transport ihrer Hölzer bis hin nach Rotterdam sichern sollte erwies sich als fatal. Immer wieder kam es zu schweren Überschwemmungen weil sich mit der Schneeschmelze oder nach anhaltenden Regenfällen zu viel Wasser zu schnell ansammeln konnte. Diesem Zustand wird nun mit umfangreichen Grabungsarbeiten entgegengewirkt. Heute fallen uns die vielen Tierbegegnungen besonders auf. Dem Graureiher, vielen Enten und den vielen kleinen und großen Fischen schließt sich eine große Schar kanadischer Graugänse an. Am Ausstieg wird uns dies von einem anderen Bootswanderer mit den folgenden Worten bestätigt: Hier erlebt man eine Natur wie man sie oft gar nicht mehr sieht. Wir stimmen ihm im Stillen zu. Der Main ist ein wirklich unkomplizierter Bootswanderfluss der mit 5 bis 7 km pro Stunde beachtlich schnell vorantreibt. Das wird einem erst richtig bewusst wenn man in Flachwasserzonen die Kiesel am Grund in atemberaubender Geschwindigkeit unter sich vorbeiziehen sieht. Im Querschnitt betrachtet fällt der Fluss nicht gleichmäßig sondern läuft über Terrassen unterschiedlicher Länge ab. So gerät man alle paar hundert Meter in einen Bereich mit schnellem welligem Wasser, welches eine willkommene Abwechslung bietet und zumindest dem ungeübten anfänglich etwas Wildwasserflair vermittelt. Die einzige Stelle mit größerem Gefälle ist der alte Soleabbruch zwischen Breitengüßbach und Kemmern. Aber auch dieser ist für unser Boot keine wirkliche Prüfung.
Überhaupt darf man dem Main das Prädikat eines besonders paddlerfreundlichen Gewässers erteilen. Über 40 km ohne Umtrage, landschaftlich wunderschön und technisch eher anspruchslos bietet er sich als Familienausflug geradezu an. Trotz seines hohen Sedimentgehalts gilt die Wasserqualität als gut und die Angler schwören auf die hohe Qualität und den guten Geschmack der hier gefangenen Fische.
Die Regeln, die für diesen Fluss gelten, sollten unbedingt eingehalten werden. Sie sind in einer Broschüre zusammengefasst die von allen Bootsverleihern ausgegeben wird und an jedem Ein- und Ausstieg auf großen Tafel angeschrieben ist. Diese ist gleichermaßen informativ und lehrreich, sie beschreibt in wenigen prägnanten Sätzen wichtige Zusammenhänge der Flora und Fauna des Lebensraumes Main.
Langsam ziehen ausgedehnte Kiesbänke an uns vorüber und künden vom nahen Ausstieg in Kemmern. Eigentlich hatten wir heute gar nicht so weit gewollt aber das schöne Wetter und die erstklassige Stimmung haben uns fast von allein hier ankommen lassen, nur von einem gelegentlichen Paddeln unterstützt. Die Mainbrücke in Kemmern kommt in Sicht und wir bereiten das anlanden vor. Meine Gefährtin ist so versiert das sie ohne große Kommandos das Kanu richtig stellt und wir sanft ans Ufer gleiten.
Nachdem Heiko verständigt ist, entladen wir unser Boot und reinigen es grob. Nur kurze Zeit später laden wir gemeinsam auf und sind bei der Heimfahrt schon wieder im Fachsimpeln und schwärmen. Wir werden bei unseren Autos abgesetzt und trennen uns nach einer herzlichen Verabschiedung und der Zusage wieder einmal zusammen zu treffen. Kaum zu Hause schreibe ich, noch gefangen von den Eindrücken des Tages, einen kurzen Dank ins Gästebuch der Beluga Homepage.
Nur kurz darauf sitze ich über diesem Bericht. Zwar spüren wir den Fluss in jedem Muskel und die intensive Sonne noch auf der Haut aber selten waren wir auch so Zufrieden wie heute. Es ist eben doch nicht egal welchen Partner man für ein Vorhaben hat!
Den Link zu Beluga Kanuvermietung gibt es auf meiner HP auf der Seite "Partner-Homepages"
Bearbeitet von Travelmad, 29. Oktober 2008 - 23:01.
