9 Antworten in diesem Thema

[HolgerD]

Ich bin gerade zurück von einer Woche Jakobsweg. Ich bin den Abschnitt von Burgos nach León gelaufen, also etwa 180 Kilometer des "Camino Francés", der ja insgesamt 800 Kilomter durch Nordspanien führt. Im Frühling geht es dann weiter, von León nach Santiago de Compostela. Anbei ein paar Fotos, um einen Eindruck von der Landschaft Ende September zu vermitteln.

Ich habe es sehr genossen bei spätsommerlichem Wetter durch die karge Landschaft zu wandern. Es muessen nicht immer anstrengende Berge und entlegene Länder sein (da die Busfahrt von Madrid nach Burgos nur EUR 17 kostet und eine Übernachtung in einer öffentlichen Herberge etwa EUR 5, kommt man ausserdem mit 150 EUR pro Woche gut hin). Auf dem Jakobsweg trifft man Wanderer aus allen Teilen der Erde und kann so viele interessante Gespräche führen. Auf dem letzten Foto ist die gotische Kathedrale von León, dem Zielpunkt meiner kurzen Reise, zu sehen.

Bearbeitet von HolgerD, 30. September 2012 - 20:40.

[Ulli]

Hi, sehr tolle Bilder!

Da packt mich richtig das Fernweh. Der Jakobsweg ist mein persönlicher Everest und ich träume schon sehr lange davon ihn einmal zu beschreiten. Aber auf die Idee den Weg aufzuteilen bin ich noch gar nicht gekommen. Es ist ja doch ein erheblicher Zeitlicher Aufwand. Abgesehen davon, dass ich mir den Weg noch gar nicht zu traue, da meine Kondition sehr zu wünschen übrig lässt.

Kann man das Zelt komplett zu hause lassen? Ich habe mal gehört, dass die Herbergen extrem überlaufen sein sollen.

Bist du allein unterwegs gewesen?

Schön, dass du das mit uns teilst!

LG Ulli

[MikeB]

Auch mein Traum ist es den Jakobsweg irgendwann einmal zu beschreiten. Es sind wirklich schöne Bilder. Ich hoffe das du bei deiner 2. Etappe auch wieder schöne Bilder mitbringst.

[HolgerD]

Kann man das Zelt komplett zu hause lassen? Ich habe mal gehört, dass die Herbergen extrem überlaufen sein sollen.

Bist du allein unterwegs gewesen?

Im September gibt es genug Platz in den Herbergen. Wenn es mal zu voll wird, werden oft zusätzliche Matratzen ausgelegt. Ich hatte meinen Biwaksack für Notfälle dabei, habe ihn aber nicht gebraucht. Im Juli und August kann es ab und zu sehr voll werden. Aber dann sind die Temperaturen in Spanien so, dass man mit einigermassen guter Ausrüstung (Minizelt oder Biwaksack wären natürlich optimal) problemlos auch draussen schlafen kann. Der Vorteil ist, dass man dann wunderbar Wildcampen kann und immer eine gute Ausrede dafür hat, sofern die Jakobsmuschel gut sichtbar am Rucksack befestigt ist. Welcher herzlose Polizist würde schon einem armen Pilger eine Strafe für's Übernachten am Wegesrand aufbrummen?.

Ich bin in der Tat allein unterwegs gewesen. Das brauche ich einmal im Jahr, um allen Arten von Stress zu entfliehen. Ausserdem kann man so die Tagesetappen nach der eigenen Fitness / Tagesform gestalten. Im Frühling werde ich den Weg allerdings begleitet fortsetzen.

Bearbeitet von HolgerD, 01. Oktober 2012 - 14:58.

[HolgerD]

Daran könnt ich auch Gefallen finden. Sieht echt toll aus. Hast Du immer genug Trinkwasser finden können?

Ich hatte eine Feldflasche am Hüftgurt und zwei zusätzliche Nalgene 1L Flaschen im Rucksack dabei. An normalen Tagen habe ich nur die Feldflasche mit Wasser gefüllt. An zwei Tagen gab es Abschnitte von 16-20 Kilometern ohne Dorf oder Brunnen. An diesen Tagen habe ich eine der Nalgeneflaschen gefüllt und hatte damit genug. Die andere Nalgeneflasche habe ich nur als Vorratsdose benutzt. Am Jakobsweg liegen genügend Dörfer (und einige Brunnen) und besonders sorgfältige Trinkwasserplanung ist deshalb nicht nötig.

[Ulli]

Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung. Ich hoffe du auch? LG Ulli

[HolgerD]

Jakobsweg, von León nach O Cebreiro, Anfang Mai 2013:

Letzte Woche ging es weiter, sechs Tagestouren zwischen 25 und 30 Kilometer, von León bis nach O_Cebreiro in Galizien. Dieses Jahr gab es einen späten Wintereinbruch in Spanien und so ging es durch die Berge von León durch Schnee, Regen und Wind. Mit Poncho und Kleidung im Zwiebelprinzip war es aber kein Problem, sich der Witterung anzupassen. Ausserdem ging es abends in eine Herberge oder ein kleines Hotel. Dadurch war kein grosser Rucksack nötig und die nächtliche Erholung sichergestellt. Die letzten drei Tage wurde es zunehmend heiss und die Sonnencreme lebensnotwendig. Auf dem Weg lagen die Städtchen Astorga und Ponferrada:

Astorga: ca. 12.000 Einwohner, von Kelten gegründet, später Sitz der römischen Legion "Legio X Gemina" , die von Astorga aus den Betrieb der Goldminen in den "Montes de León" überwachte, später von Westgoten und Arabern besetzt, ab 850 Bischofssitz.

Ponferrada: ca. 68.000 Einwohner, im 11.Jhdt an einer neuen Brücke am Jakobsweg gegründet, lange Zeit im Besitz des Templerordens, der bis zu seiner Auflösung 1312 für den Schutz des Pilgerweges zuständig war.

Der Weg nach Astorga:


Neue Freunde in den Bergen von León:


Frierende Südkühe:


Nordspanien im Mai:


Zwischenziel erreicht: O Cebreiro


PIlgerlegende: Ist der Heilige Gral in Galizien versteckt?

Bearbeitet von HolgerD, 06. Mai 2013 - 22:37.

[outdoorfriend]

Toller Bericht und vor allem die Bilder - danke dafür.
In den Herbergen hast du wirklich was bekommen?
"Man" sagt ja es wäre tota lüberlaufen und die Leute würden morgens immer früher los gehen, damit sie als erste in der Herberge ankommen, um ein Bett zu erhalten.
Bist du mit der Bahn hin und heim gereist? Was kostet ein Ticket?

[HolgerD]

"Man" sagt ja es wäre tota lüberlaufen und die Leute würden morgens immer früher los gehen, damit sie als erste in der Herberge ankommen, um ein Bett zu erhalten.
Bist du mit der Bahn hin und heim gereist? Was kostet ein Ticket?

Im Frühling und im Herbst bekommt man in jedem Dorf eine Unterkunft, auch wenn man erst spät eintrifft. Im Juli und August soll es in der Tat sehr voll sein. Man könnte dann aber auch 2-3 Km abseits des Jakobswegs in den Dörfern suchen. Ausserdem werden dann oft Turnhallen für Übernachtungen zur Verfügung gestellt. Wenn man bereit ist etwas Geld auszugeben, kann man auch vorab Zimmer in den Dorfhotels buchen. Eine Herberge kostet zwischen EUR 5 und EUR 10 pro Nacht (entweder fester Preis oder erwartete Spende), ein reserviertes Zimmer im Dorfhotel kostet etwa EUR 30 für eine Person oder aber EUR 50 für ein Doppelzimmer. Viele Jakobswegfans haben mir erzählt, dass sie im Sommer lieber auf dem nördlichern "Camino del Norte" laufen als auf dem Standardweg "Camino Francés". Der Camino del Norte führt an der Küste entlang, ist weniger überlaufen und man kann ab und zu mal zur Erfrischung im Meer baden. Im Sommer kann man aber auch Zelt oder Biwaksack mitnehmen und hat fürs Wildcampen immer die Ausrede dass kein Platz in der Herberge war (ich habe auch diesmal gelegentlich ein Zelt in der Nähe des Weges gesehen), oder aber mit dem Biwaksack im Kirchhof schlafen etc.

Zur Hin- und Rückfahrt ist zu sagen, dass es in Spanien nicht wie in Deutschland so ein Bahnmonopol gab. Es gibt verschiedene Linien und ein dichtes Netz komfortabler Überlandbusse. Von Madrid kostet die Fahrt je nach Punkt des Jakobswegs zwischen EUR 20 und EUR 35 (Anfahrt dauert je nach Zielort 4-6 Stunden).

Bearbeitet von HolgerD, 07. Mai 2013 - 14:24.