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Silberen


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7 Antworten in diesem Thema

#1 pulswerk

pulswerk
  • 492 Beiträge
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  • Sport:Angeln, Camping, Survival, Wandern

Geschrieben 20. Oktober 2012 - 21:10

Nach dem wir den Silberen bei der Freiraum Tour wegen aufziehender Gewitter auslassen mussten, haben wir im August einen zweiten Versuch unternommen. Zwar gerieten wir wieder in Unwetter, haben diese aber dank Equipment-Update und Zwischenstopp gut überstanden und den Aufstieg bei Nacht gewagt.

Hier ein paar Impressionen von der dreitätigen Tour.

http://vimeo.com/51822526


Auszüge aus meinem Touren-Büchlein...



Montag, 20. August 2012 - los geht’s, oder?

Ich habe Magenkrämpfe während ich die letzten Einkäufe erledige. Es scheint als soll es nicht sein, dass ich den Silberen erreiche. Für einen kurzen Moment werde ich von Unsicherheit geplagt. Kann ich diese Tour bestreiten wenn ich nicht 100% fit bin? Nach dem wir den Silberen schon bei der Freiraum Tour auslassen mussten, will ich jetzt dort hoch und ignoriere meine körperlichen Verfassung. Wenn es schlimmer wird kann ich immer noch umkehren.




Montag, 20. August - Aufstieg

Nach dem Adi und ich Alex bei der Uni abgeholt, uns mit einer ersten Verpflegung eingedeckt und den Weg ins Unter Roggenloch hinter uns gebracht haben, beschliessen wir in der kleinen Alpwirtschaft - unserem Startpunkt - noch etwas zu trinken. Danach machen wir uns auf den Weg. Ich gebe auf den ersten Kilometern das Tempo vor und merke, dass ich noch die 13 Tage Höhe im Engadin im Blut habe. Kurz vor unserer ersten Pause blicke ich zurück ins Tal und sehe erste Anzeichen eines aufziehenden Gewitters. Adi winkt meine Hinweise ab, doch als wir den Schatten der letzten Bäume bei unserer Pause geniessen und allmählich die Sonne von Wolken verdunkelt wird, sieht auch Adi was auf uns zukommt. Wir besprechen kurz unser weiteres Vorgehen und entschliessen uns im Schutze einer kleinen Erhebung das Tarp aufzuspannen und darunter Schutz zu suchen. Nach dem die erste Front an uns vorbeizieht, packen wir zusammen und gehen weiter. Ein paar hundert Meter weiter spüren wir die ersten Regentropfen und hören Donnergrollen. Adi will auf eine exponierte Kuppe am Hang von der ich abrate. Wir spannen das Tarp am Hang darunter auf und verkriechen uns samt Ausrüstung.




Montag, 20. August - im Gewitter

Die Stunden vergehen und es will nicht aufhören zu regnen. Das Ende der Front ist zwar am Horizont zu sehen und wir werden mit einer einmaligen Stimmung am Himmel belohnt, aber es ist praktisch windstill und das Licht am Horizont rückt kaum näher.

Um 23:00 Uhr fällt dann doch der letzte Tropfen. Nach einem mehr oder weniger guten Nachtessen bei Musik, Kerzenlicht und dem Blick auf Berggipfel am Horizont, fragen wir uns wie es weitergehen soll. Die Stelle an der wir uns befinden ist recht ungünstig um unsere Zelte aufzuschlagen. Allmählich kommt die Idee auf, den Rest des Weges doch noch in Angriff zu nehmen. Ob wir bis zum Gipfel gehen wollen lassen wir noch offen. Da Alex keine und Adi nur eine Taschenlampe mit kaum geladenem Akku hat, ist das Licht unser grösstes Problem. Wir machen erst einen Probelauf. Adi vorne mit kleinem Spot, Alex in der Mitte mit meiner Solar-Notlampe mit Kurbel und ich hinten mit meiner Stirnlampe welche von allen dreien am meisten Licht spendet. Wenig später packen wir zusammen, machen einen letzten Equipment-Check und marschieren los. Es ist inzwischen Mitternacht.



Dienstag, 21. August - Aufstieg bei Nacht

Es läuft besser als gedacht. Zwar ist unser Tempo den Lichtverhältnissen entsprechend langsam, aber sehr angenehm. Immer wieder muss ich nach vorne leuchten damit Adi die Wegweiser sieht. Alex vor mir wirkt teilweise sehr unsicher und nicht all zu trittsicher. Wir erkennen nur unser nächstes Umfeld, haben keine Ahnung was uns bevorsteht und tappen, was den Wegverlauf angeht, wortwörtlich im Dunkeln. Gras und Stein wechseln sich ab und stellenweise finden wir uns in einer im Scheinwerferlicht abstrakten und surreal anmutenden Welt wieder. Zwischendurch kommt es uns vor als ob wir auf einem fremden Planeten unterwegs sind. Nach ein paar Schlüsselstellen über Schneeflächen bei denen wir den Untergrund nur erahnen können, gelangen wir auf ein grosses Schratten/Karststeinfeld. Tiefe Furchen, stellenweise mehrere Meter tief, durchschneiden das Gestein. Über, für Menschen kaum begreifbare Zeiträume, hat der leicht säurehaltige Regen hier sein Werk getan. Jeder Schritt muss gut überlegt getan werden. Lockere Steinplatten und Messerscharfe Kanten fordern absolute Konzentration. Etwas, was mir mit meiner Stirnlampe und dem Entsprechend gut ausgeleuchteten Weg einiges leichter fällt als den beiden vor mir. Und doch stolpere ich zum Glück mehr oder weniger kontrolliert mit den Stöcken an meinen Kameraden vorbei als ich in einem flachen Wegstück neben Alex gehe um ihm mehr Licht zu spenden. An besonders heiklen Stellen spüre ich Alexs Anspannung. Wo Adi und ich balancieren, sucht Alex eine Umgehung und beweist Vernunft trotz inzwischen einsetzender Müdigkeit und lachlassender Konzentration. Bei einer kleinen Pause bei der wir uns hinsetzen bemerke ich, dass meine Kameraden die Motivation verlässt. Es ist inzwischen 03.00. Ein Blick um uns herum im gebündelten Strahl meiner Lampe zeigt uns, dass wir uns in einer Senke befinden. Kein Ort an dem ich mein Zelt aufstelle um am Morgen Felswände statt eines atemberaubenden Panoramas zu sehen. Ich kann meine müden Begleiter mit diesem, und mit dem Argument, dass wir bereits so weit gegangen sind und es ein Witz wäre kurz vor dem Erreichen des Gipfels aufzugeben, überzeugen weiterzugehen. Nach jedem Hügel kommt ein nächster der uns entmutigt und an unserer sonst schon angeschlagenen Motivation zerrt. Doch der Gipfelrausch hat mich schon längst gepackt und so treibe ich uns an immer weiterzugehen.



Dienstag, 21. August - 04:00 - Steinturm im Lichtkegel

Da vorne ist etwas...
Ich richte meine Lampe darauf und wir erkennen einen gusseisernen Vogel. Eine kleine Statue zu Ehren irgendeiner Kompanie XY. Ich suche die Umgebung mit gebündeltem Lichtrahl ab und erkenne einen Steinhaufen. Wir haben es geschafft! Wir sind auf dem Gipfel angekommen. Die Müdigkeit in den Knochen, machen wir uns daran einen geeigneten Platz für die Zelte zu suchen und werden schnell fündig. Einer der Vorteile auf einem Kupelberg ist, dass man reichlich flache Stellen hat. Während Adi und Alex in ihre Schlafsäcke kriechen, packe ich die Kamera und mache noch ein paar Fotos von unserem Gipfellager. Nun stehe ich also hier auf 2'314 m ü. M. Ich bin zu müde um den Augenblick zu geniessen, blicke zum Himmel und bin froh und dankbar den Gipfel trotz gewagtem Aufstieg bei Nacht unbeschadet erreicht zu haben. Zufrieden mit der erbrachten Leistung krieche auch ich in den wärmenden Schlafsack und es dauert keine 5min und ich schlafe tief und fest…



Wenns euch gefällt, kann ich die restlichen Einträge auch noch digitalisieren und hier posten.
Gebt Bescheid.


--- Ah ja, hatte ich zwar schon im Fotothread, aber hier ist es wohl besser aufgehoben:


Sicht von unserem Zwischenlager unter der letzten Gewitterzelle. Das Licht am Horizont will einfach nicht näher kommmen...

Eingefügtes Bild


Gipfellager - meine zwei Kameraden liegen schon im Zelt und schlafen. Von hier oben kann man sogar die Lichter Zürichs sehen.

Eingefügtes Bild


Der Morgen nach dem Aufstieg - uns präsentiert sich ein 360° Panorama vom feinsten. Die Mühe hat sich gelohnt!

Eingefügtes Bild

Ich hoffe man verzeit mir meinen Doppelpost der Fotos. ;-)

Bearbeitet von pulswerk, 21. Oktober 2012 - 01:37.


#2 maku

maku
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Geschrieben 20. Oktober 2012 - 22:46

Habt ihr den Aufstieg nur gewagt oder auch tatsächlich unternommen und komplett vollzogen? Ich habe kein Problem bei Null Licht durch meine Flachland-Wälder zu streifen, aber Gipfel besteigen...? Das grenzt an Wahnsinn bzw. es ist Wahnsinn!

#3 pulswerk

pulswerk
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Geschrieben 20. Oktober 2012 - 23:16

Mit gewagt meine ich schon gegangen. Wir sind um ca. 00:00 von unserem improvisierten Zwischenlager am Hang losgelaufen und waren 4h später oben.
Zwischenlagger = Unterstand mit Tarp, alles Gepäck und wir selbst darunter, Kocher raus und eine Gewitterzelle nach der anderen geguckt (war besser als Kino!).
Das war so ca. um 18:30. Um 23:00 hat es aufgehört zu regnen und dank dem aufgewärmte Boden und der besonderen Beschaffenheit des Berges war es schnell wieder trocken.

Ich denke du hast eine etwas verkehrte Vorstellung wenn ich von Gipfel spreche.
Der Silberen ist eine Bergkupe und hat von der Seite die wir bestiegen haben kaum steile Felswänden die man hochklettern oder kraxeln muss.
Guck mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Silberen
Einzig die Karrenfelder waren bei Nacht eine Herausfforderung. Aber mit Konzentration und Ruhe war auch das kein Problem. Wir haben uns zwar immer wieder darüber geärgert, dass der markierte Weg abenteuerlicher verläuft als nötig und einem zwingt über mehrere Meter tiefe Furchen zu klettern, aber die heikelsten Stellen haben wir einfach ausgelassen und einenen sicheren Umweg/Übergang gesucht.

Wahnsinn würde ich das jetzt nicht nennen. Im Gegenteil: Es war ein Erlebnis der besonderen art da wir uns an div. Stellen wie auf einem fremden Planeten gefühlt haben. Im Schein der Stirnlampe sieht alles sehr sureal aus. Vorallem wenn man sich auf solchem Untergrund bewegt. Wären wir in steilerem Gelände unterwegs gewesen, hätten wir sicher abgebrochen. Sicherheit geht bei uns immer vor, denn der Berg läuft nicht weg.

Da fällt mir ein, ich könnte meine Touren-Buch Aufzeichungen anfügen die ich gemacht habe.
Werde das in Kürze nachholen. :)

#4 maku

maku
  • 981 Beiträge
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Geschrieben 21. Oktober 2012 - 13:07

Also.. Ich wohne in einer Art Flachland (Ruhrgebiet), war aber schon in Südtirol (Kematen). Da haben wir u.a. den Monte Spico und den Großen Möseler bestiegen. Das wäre nachts ein glatter Selbstmord nach der "stirb langsam"-Art. Ich würde mich da nicht auf irgendwelche Lumenwunder verlassen wollen.

Aber wenn du sagst, es war eine Bergkuppe, dann sieht es schon anders aus. Wenn die Beschaffenheit des Weges in Ordnung ist (keine Stolperfallen usw.), so mag der Neigungswinkel egal sein. So wie du es beschreibst, beneide ich dich schon fast... :cry:

#5 pulswerk

pulswerk
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Geschrieben 21. Oktober 2012 - 19:03

So wie du es beschreibst, beneide ich dich schon fast... :cry:


Um was? :huh:

#6 maku

maku
  • 981 Beiträge
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Geschrieben 21. Oktober 2012 - 19:05

Um die Tour... Ich komme in der nächsten Zeit einfach nicht dazu.

#7 markbeu

markbeu
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Geschrieben 21. Oktober 2012 - 20:17

Thx, Pulswerk fuer die wirklich schönen Eindrücke Deiner Tour in Bild und Video!

Da bekomme ich auch gleich wieder Lust, loszugehen, bin aber leider derzeit gesundheitlich angeschlagen :-(

#8 pulswerk

pulswerk
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Geschrieben 22. Oktober 2012 - 19:01

Ihr habt aber schon das Datum gelesen, oder? Die Tour war im August. ;-)
Ich wurde letzten Monat auch von div. Viren geplagt und Zeit für eine Tour habe ich momentan leider auch nicht.
Sitzen also alle im gleichen Boot.

Aber btw. laufen die Vorbereitungen für FREIRAUM 2013 und bei dem was wir vorhaben, steigt die Vorfreude von Tag zu Tag. ^^

Da ich meine Tourentagebuchinhalte so oder so für unsere Webseite und die dortigen Tourenberichte digitalisiere,
folgt hier der zweite Teil, ob ihr wollt oder nicht. :p Eine kleine Rückmeldung dazu wäre nett, muss aber nicht sein.






Dienstag, 21. August - Morgen "määäähh"...


...ist das erste was ich höre als ich das erste Mal geweckt werde. Leicht verstört drehe ich mich, werfe einen Blick durch das Innenzelt - das Aussenzelt habe ich vergessen zu schliessen - und sehe, dass es bereits dämmert. Ich bin zu müde um aufzustehen. Obwohl irgendwelche Schaffe (auf 2'300m?) fast ins Zelt trampeln, schliess ich meine Augen wieder und schlafe weiter. Obwohl ich wegen dieser kurzen Zeitspanne - blaue Stunde - auf den Gipfel wollte, bringen mich keine zehn Pferde (oder Schafe) aus meinem Schlafsack.


Dienstag, 21. August - Morgen - es ist heiss...!

Ich spüre die Sonne auf meiner Haut als ob ich unter dem freien Himmel liegen würde und krieche aus meiner Schlummertüte. Als ich nach draussen trete, mir die Augen reibe und um mich sehe, bin ich überwältigt. Ein grandioses Panorama entschädigt die Strapazen die wir letzte Nacht auf uns genommen haben. Alex spaziert schon munter auf dem Gipfel umher und ist am fotografieren. Adi kommt kurz nach mir aus dem Zelt. Ich blicke in zufriedene Gesichter, das Wetter ist gut, die Mühe hat sich gelohnt.


Dienstag, 21- August - es wird Mittag

Wir verbringen den Morgen mit Kaffeekochen, Fotografieren und Kaffeekochen. Dazwischen gönnen wir uns ein Müsli und wir merken bald, dass unser Wasservorrat knapp wird. Ich selbst habe noch 1/2 Liter, äusserst wenig wen ich an den langen Weg denke der noch vor uns liegt. Inzwischen kommen erste Wanderer auf dem Gipfel an und werfen einen leicht verwirrten Blick zu uns als sie unsere Zelte sehen. Jetzt da wir hier oben sind, wollen wir gar nicht mehr runter. Wir kosten jede Sekunde aus, liegen vergnügt in der Sonne und plaudern über allerlei Dinge. Ein Thema ist unser jeweiliger Werdegang bei dem jeder einen anderen Schulabschluss hat. Und doch sitzen wir alle drei auf diesem Berg, gehen den gleichen Interessen nach und spüren absolut keinen Unterschied. Was wir sind und was wir werden entscheidet sich erst im Verlauf unseres Lebens. Dort fällen wir die wichtigen Entscheidungen und schlagen den zukunftsweisenden Weg ein. Darüber sind wir drei uns einig. Bevor wir zusammenpacken, greife ich zur Kamera und gehe Richtung Gipfelkreuz. Von hier sieht man hinunter ins Tal und ich erkenne wo wir gestartet sind. Endlose Karststeinfelder werden von grünen Flächen und dann von bewaldetem Gebiet abgelöst. Vor mir liegt eine Landschaft wie ich sie noch die gesehen habe. So weit und offen erscheint das Tal, so flach scheint der Anstieg zu dem Punkt auf dem ich stehe, dass ich kaum glauben kann das wir uns auf 2'300 m ü. M. befinden. Nach gefühlten 200 Fotos wird es langsam Zeit aufzubrechen. Wir räumen unser kleines Chaos auf und lassen dabei wie schon den ganzen Morgen Musik laufen. So fällt mir der Teil bei einer Tour der mir am wenigsten zusagt - das Zusammenpacken - wesentlich leichter.


Dienstag, 21. August - Abstieg

Die Sonne brennt und obwohl wir bergab gehen, rinnt mir der Schweiss! Die Strecke scheint endlos und ich staune, dass wir diesen Weg letzte Nacht gegangen sind. In der Monotonie der Nacht gerät man in eine Art Trance und nimmt Distanzen kaum war. Jetzt in der prallen Sonne und mit der besten Fernsicht gehe ich bewusster, spüre jeden Schritt und wieder einmal komme ich zu der Erkenntnis, dass ich lieber den Berg hochkraxle als abzusteigen.


Dienstag, 21. August - Aua!

Meine Knie schmerzen, meine Zehen sind taub, ich will nicht mehr! Mit jedem Schritt spüre ich die 20kg auf meinem Rücken die ich beim Aufstieg kaum wahrgenommen habe. Ich mache öfters Halt um den Ausblick zu geniessen während Adi und Alex es offenbar eilig haben. Auf den letzten Kilometern, nach dem wir eine kurze Pause gemacht haben, überhole ich die beiden und sprinte beinahe talwärts. Bei der Alpwirtschaft angekommen werfen wir die Rucksäcke ins Auto und beschliessen etwas essen zu gehen.


Dienstag, 21. August - Naturfreundehaus

Alex ist auf der kurzen Strecke zum Naturfreundehaus im Auto eingeschlafen. Wir lassen ihn im Land der Träume und machen uns daran die Zelte aufzustellen. Danach kochen wir den obligatorischen Kaffee und setzen uns auf eins der Bänkli. Ich vermisse die Entspanntheit und empfundene Ruhe die ich bei der Freiraum Tour an diesem Ort erlebt habe. Adi geht es ganz ähnlich. Es ist nicht das gleiche wenn man an einen bekannten Ort zurückkehrt. Ich merke, dass ich mich wohler fühle, wenn ich an bisher unbekannte Orte gehe und die neue, frische Atmosphäre spüre, aufnehme und mich mit allen Sinnen darauf einlasse. Den Rest des Abends verbringen wir damit bei Kaffee mit Whisky und Musik über Gott und die Welt zu diskutieren. Bis spät in die Nacht sitzen wir im Schein der Gaslampe und von Zeit zu Zeit kommt der Wunsch in mir hoch, alleine unterwegs zu sein. Für meinen Geschmack reden wir zu viel und zu laut.


Mittwoch, 22. August - Blitz und Donner

Es donnert, dass der Boden unter meiner Isomatte bebt und es ist mir egal. Ich fühle mich sogar puddelwohl und habe zu meiner eigenen Überraschung absolut keine Bedenken wegen der Blitze. Ich denke, wenn man öfters in der Natur unterwegs ist gewöhnen sich die Sinne an die in der Zivilisation immer wieder übertrieben beschriebenen Gefahren. Sollte einer der krachenden Blitze seinen Weg in meine Nähe finden, dann soll es eben so sein. Die Gefahr in freier Natur bei einem Gewitter Schaden zu nehmen, schätze ich nicht höher ein als in der Stadt wo zahlreichere Gefahren lauern.

Es ist eindrücklich wie der Donner in diesem Tal klingt. Zuletzt habe ich so etwas im Eigenthal beim Pfingstlager der Jungwacht erlebt. Die steilen Felswände des Hochybrig verstärken das Donnergrollen immens. Nach diesem akustischen Schauspielt, welches ich bei geschlossenem Zelt nur mit den Ohren verfolge, zieht das Unwetter weiter und macht der Sonne Platz. In kürzester Zeit wird es unerträglich heiss im Zelt. Ich öffne es und rauche meine morgendliche Zigarette, richte meinen Blick auf den Silberen und es kommt mir in diesem Moment wie eine vage Erinnerung an einen Traum vor, dass wir dort oben waren.Einen Eingang weiter öffnet sich ebenfalls der Reissverschluss und mich blicken schlaftrunkene Augen an. Ich reiche Adi eine Zigi und ohne ein Wort zu wechseln lassen wir den Morgen auf uns wirken.Genau wegen diesen stillen Momenten sind wir hier und das wissen in diesem Augenblick beide.






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