Hier ein paar Impressionen von der dreitätigen Tour.
http://vimeo.com/51822526
Auszüge aus meinem Touren-Büchlein...
Montag, 20. August 2012 - los geht’s, oder?
Ich habe Magenkrämpfe während ich die letzten Einkäufe erledige. Es scheint als soll es nicht sein, dass ich den Silberen erreiche. Für einen kurzen Moment werde ich von Unsicherheit geplagt. Kann ich diese Tour bestreiten wenn ich nicht 100% fit bin? Nach dem wir den Silberen schon bei der Freiraum Tour auslassen mussten, will ich jetzt dort hoch und ignoriere meine körperlichen Verfassung. Wenn es schlimmer wird kann ich immer noch umkehren.
Montag, 20. August - Aufstieg
Nach dem Adi und ich Alex bei der Uni abgeholt, uns mit einer ersten Verpflegung eingedeckt und den Weg ins Unter Roggenloch hinter uns gebracht haben, beschliessen wir in der kleinen Alpwirtschaft - unserem Startpunkt - noch etwas zu trinken. Danach machen wir uns auf den Weg. Ich gebe auf den ersten Kilometern das Tempo vor und merke, dass ich noch die 13 Tage Höhe im Engadin im Blut habe. Kurz vor unserer ersten Pause blicke ich zurück ins Tal und sehe erste Anzeichen eines aufziehenden Gewitters. Adi winkt meine Hinweise ab, doch als wir den Schatten der letzten Bäume bei unserer Pause geniessen und allmählich die Sonne von Wolken verdunkelt wird, sieht auch Adi was auf uns zukommt. Wir besprechen kurz unser weiteres Vorgehen und entschliessen uns im Schutze einer kleinen Erhebung das Tarp aufzuspannen und darunter Schutz zu suchen. Nach dem die erste Front an uns vorbeizieht, packen wir zusammen und gehen weiter. Ein paar hundert Meter weiter spüren wir die ersten Regentropfen und hören Donnergrollen. Adi will auf eine exponierte Kuppe am Hang von der ich abrate. Wir spannen das Tarp am Hang darunter auf und verkriechen uns samt Ausrüstung.
Montag, 20. August - im Gewitter
Die Stunden vergehen und es will nicht aufhören zu regnen. Das Ende der Front ist zwar am Horizont zu sehen und wir werden mit einer einmaligen Stimmung am Himmel belohnt, aber es ist praktisch windstill und das Licht am Horizont rückt kaum näher.
Um 23:00 Uhr fällt dann doch der letzte Tropfen. Nach einem mehr oder weniger guten Nachtessen bei Musik, Kerzenlicht und dem Blick auf Berggipfel am Horizont, fragen wir uns wie es weitergehen soll. Die Stelle an der wir uns befinden ist recht ungünstig um unsere Zelte aufzuschlagen. Allmählich kommt die Idee auf, den Rest des Weges doch noch in Angriff zu nehmen. Ob wir bis zum Gipfel gehen wollen lassen wir noch offen. Da Alex keine und Adi nur eine Taschenlampe mit kaum geladenem Akku hat, ist das Licht unser grösstes Problem. Wir machen erst einen Probelauf. Adi vorne mit kleinem Spot, Alex in der Mitte mit meiner Solar-Notlampe mit Kurbel und ich hinten mit meiner Stirnlampe welche von allen dreien am meisten Licht spendet. Wenig später packen wir zusammen, machen einen letzten Equipment-Check und marschieren los. Es ist inzwischen Mitternacht.
Dienstag, 21. August - Aufstieg bei Nacht
Es läuft besser als gedacht. Zwar ist unser Tempo den Lichtverhältnissen entsprechend langsam, aber sehr angenehm. Immer wieder muss ich nach vorne leuchten damit Adi die Wegweiser sieht. Alex vor mir wirkt teilweise sehr unsicher und nicht all zu trittsicher. Wir erkennen nur unser nächstes Umfeld, haben keine Ahnung was uns bevorsteht und tappen, was den Wegverlauf angeht, wortwörtlich im Dunkeln. Gras und Stein wechseln sich ab und stellenweise finden wir uns in einer im Scheinwerferlicht abstrakten und surreal anmutenden Welt wieder. Zwischendurch kommt es uns vor als ob wir auf einem fremden Planeten unterwegs sind. Nach ein paar Schlüsselstellen über Schneeflächen bei denen wir den Untergrund nur erahnen können, gelangen wir auf ein grosses Schratten/Karststeinfeld. Tiefe Furchen, stellenweise mehrere Meter tief, durchschneiden das Gestein. Über, für Menschen kaum begreifbare Zeiträume, hat der leicht säurehaltige Regen hier sein Werk getan. Jeder Schritt muss gut überlegt getan werden. Lockere Steinplatten und Messerscharfe Kanten fordern absolute Konzentration. Etwas, was mir mit meiner Stirnlampe und dem Entsprechend gut ausgeleuchteten Weg einiges leichter fällt als den beiden vor mir. Und doch stolpere ich zum Glück mehr oder weniger kontrolliert mit den Stöcken an meinen Kameraden vorbei als ich in einem flachen Wegstück neben Alex gehe um ihm mehr Licht zu spenden. An besonders heiklen Stellen spüre ich Alexs Anspannung. Wo Adi und ich balancieren, sucht Alex eine Umgehung und beweist Vernunft trotz inzwischen einsetzender Müdigkeit und lachlassender Konzentration. Bei einer kleinen Pause bei der wir uns hinsetzen bemerke ich, dass meine Kameraden die Motivation verlässt. Es ist inzwischen 03.00. Ein Blick um uns herum im gebündelten Strahl meiner Lampe zeigt uns, dass wir uns in einer Senke befinden. Kein Ort an dem ich mein Zelt aufstelle um am Morgen Felswände statt eines atemberaubenden Panoramas zu sehen. Ich kann meine müden Begleiter mit diesem, und mit dem Argument, dass wir bereits so weit gegangen sind und es ein Witz wäre kurz vor dem Erreichen des Gipfels aufzugeben, überzeugen weiterzugehen. Nach jedem Hügel kommt ein nächster der uns entmutigt und an unserer sonst schon angeschlagenen Motivation zerrt. Doch der Gipfelrausch hat mich schon längst gepackt und so treibe ich uns an immer weiterzugehen.
Dienstag, 21. August - 04:00 - Steinturm im Lichtkegel
Da vorne ist etwas...
Ich richte meine Lampe darauf und wir erkennen einen gusseisernen Vogel. Eine kleine Statue zu Ehren irgendeiner Kompanie XY. Ich suche die Umgebung mit gebündeltem Lichtrahl ab und erkenne einen Steinhaufen. Wir haben es geschafft! Wir sind auf dem Gipfel angekommen. Die Müdigkeit in den Knochen, machen wir uns daran einen geeigneten Platz für die Zelte zu suchen und werden schnell fündig. Einer der Vorteile auf einem Kupelberg ist, dass man reichlich flache Stellen hat. Während Adi und Alex in ihre Schlafsäcke kriechen, packe ich die Kamera und mache noch ein paar Fotos von unserem Gipfellager. Nun stehe ich also hier auf 2'314 m ü. M. Ich bin zu müde um den Augenblick zu geniessen, blicke zum Himmel und bin froh und dankbar den Gipfel trotz gewagtem Aufstieg bei Nacht unbeschadet erreicht zu haben. Zufrieden mit der erbrachten Leistung krieche auch ich in den wärmenden Schlafsack und es dauert keine 5min und ich schlafe tief und fest…
Wenns euch gefällt, kann ich die restlichen Einträge auch noch digitalisieren und hier posten.
Gebt Bescheid.
--- Ah ja, hatte ich zwar schon im Fotothread, aber hier ist es wohl besser aufgehoben:
Sicht von unserem Zwischenlager unter der letzten Gewitterzelle. Das Licht am Horizont will einfach nicht näher kommmen...
Gipfellager - meine zwei Kameraden liegen schon im Zelt und schlafen. Von hier oben kann man sogar die Lichter Zürichs sehen.
Der Morgen nach dem Aufstieg - uns präsentiert sich ein 360° Panorama vom feinsten. Die Mühe hat sich gelohnt!
Ich hoffe man verzeit mir meinen Doppelpost der Fotos.
Bearbeitet von pulswerk, 21. Oktober 2012 - 01:37.