Als erste Hilfe bei Blutungen kann man sich z.B. einen Streifen T-Shirt-Stoff abreißen und damit einen Verband improvisieren. Einen flachen Stein obendrauf binden, um einen Druckverband zu erhalten.
Wichtig: Verbände immer aus den Kleidungsstücken des Patienten improvisieren. Der Grund ist, dass diese "Verbände" alles andere als steril sind und der Körper mit den eigenen Bakterien besser klar kommt. Man tut also einem Verletzten keinen Gefallen, wenn man sein eigenes Shirt opfert, um eine offene Wunde notdürftig zu verbinden.
Wo keine Infektionsgefahr besteht, spielt es natürlich keine Rolle.
Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass eine Notfallapotheke unerlässlich ist. Was nützt mir das Wissen um heilende Kräuter, wenn sie nicht da sind... In unseren Breitengraden dürfte es in der Regel sowieso nur darum gehen, die Zeit zu überbrücken, bis Helfer da sind. Also Blutungen stillen, richtige Lagerung, ev. Schmerzen stillen, kühlen... Wer eine mehrtägige Tour in abgelenem Gebiet plant und die Apotheke vergisst, dem ist mit Kräutern auch nicht zu helfen...
Wichtiger als Kräuterkenntnisse erscheint mir, dass man sich Gedanken macht, wie man Hilfe anfordert. Das dürfte in unseren Breitengraden meist per Handy sein. Also relevante Nummern abspeichern damit sie in der Aufregung da sind. Wichtig zu wissen, dass die internationale Notrufnummer 112 auf das verfügbare Handynetz zugreift, auch wenn das nicht das eigene ist! Auch wichtig ist natürlich dafür zu sorgen dass der Akku nie leer ist. Aus diesem Grunde habe ich in der Regel eine Powerbank dabei. Auch wenn man mal gesucht werden müsste, ist die Ortung eines Handys nur möglich, wenn es eingeschaltet ist.
Falls gar kein Netz verfügbar ist, gibt es
Uepaa, die App, die Hilfe holt, auch aus dem Funkloch. Und falls man davon ausgeht, dass es auch mit Uepaa nicht mehr funktioniert, gibt es noch
Notsendegeräte.
Letzteres überlege ich gerade, mir anzuschaffen. Auf die Idee bin ich gekommen, als ich letztes Jahr im Val Fedoz war. Im ganzen Tal gibt es keinen Handyempfang. Ich war mir dessen sehr bewusst und habe mich entsprechend vorsichtig(er) verhalten. Trotzdem, ganz hinten, weit ab von Wanderwegen, beim Queren einer Geröllhalde ist mir ein ziemlich grosser Stein ans Schienbein gedonnert. Noch während er auf mich zukam, habe ich mir schon überlegt, was ich machen würde, wenn der mein Bein zertrümmert. Meine Notfallapotheke hätte zwar Schmerz- und Desinfektionsmittel sowie steriles Verbandmaterial hergegeben, aber wenn ich nicht mehr hätte laufen können, wäre meine Lage ziemlich prekär gewesen. Wie lange wäre es gegangen, bis mich jemand vermisst, bis man mich gefunden hätte? Diese Situation hat mir wieder mal gezeigt, dass die moderne Technik, auch wenn wir sie oft verteufeln, halt schon sehr nützlich sein kann.
Deshalb, Kenntnisse in Nothilfe sind unabdingbar. Und dann sich mal überlegen wie man aus einer wirklich prekären Situation wieder herauskommt, wie und wo man Hilfe holen kann. Und unterwegs immer wissen wo man ist, oder diese Info abrufen können (Akku)! Wenn man dann noch Heilkräuter kennt, umso besser.
Ach ja, und wenn ich mir bei einer Tagestour mal die Hand oder das Bein schürfe oder ähnliches, dann nehme ich meistens nicht mal die Apotheke aus dem Rucksack. Ein Papiertaschentuch drum, damit ich nicht alles mit Blut versaue und zu Hause dann die Wunde richtig versorgen.