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4 Tage Trekking in Graubünden


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4 Antworten in diesem Thema

#1 gagligna

gagligna
  • 235 Beiträge
  • WohnortOberhalbstein, Graubünden, Schweiz
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 25. Oktober 2014 - 13:37

Auf den Piz Gallagiun wollte ich schon länger. Und eine längere Tour wollte ich auch wieder mal machen. Warum also nicht Beides verbinden? Letztes Wochenende war es endlich so weit. Vier Tage am Stück frei und schönes Wetter. Also los!

 

Diesmal kommt das Zelt mit und den Lebensmitteln schenke ich auch etwas mehr Aufmerksamkeit. Ich werde keine Möglichkeit haben zwischendurch mal einzukaufen, also muss ich Proviant für 4 Tage mitnehmen. Ich gehe ziemlich pragmatisch vor. Bestimme erste einmal was ich jeweils am Morgen und Abend essen werde, zähle die Kalorien, bestimme für mich, dass ich ca. 2000 kcal pro Tag brauche und besorge für den Rest Studentenfutter, Mandeln, Salametti, und eine Tube gesüsste Kondensmilch für Kaffee und Müsli. Ergibt 2 Kilo Proviant.

 

Der Rucksack wird schwer, aber ich klappe nicht darunter zusammen und traue mir zu, den 4 Tage über Berg und Tal zu buckeln.

 

Am Samstag geht es los. Ich starte in Riom, weiche der Strasse aus, nehme Wanderwege. Ich nehme es sehr gemütlich, weiss ich doch, dass ich ca. 1300 Höhenmeter bewältigen muss. Der Rucksack sitzt gut am Rücken, finde ich. Nach einer halben Stunde jedoch merke ich, dass ich den Kopf gar nicht gerade halten kann, ihn immer ein wenig nach vorn beuge. Ist mir zuerst gar nicht aufgefallen, aber es beginnt zu stören. Also Anhalten, oben ein wenig anders packen. Jetzt ist es gut, ich fühle mich viel wohler. Ich gehe noch im tiefen Schatten, dafür ist es nicht so heiss. Bei Radons kommt die Sonne, aber ich kann sie kaum geniessen, tauche schon wieder in den Schatten der Val Curtegns ein. Dann endlich, scheint sie auch hier. Zeit für eine Pause. Ausserdem scheuert etwas im Kreuz. Kleidung, die nicht faltenfrei liegt. Kann gut behoben werden.

 

Dann geht es weiter, in meinem sehr gemütlichen Trott, bis auf die Passhöhe. Ich bin erfreut, ist das doch recht gut gegangen. Zugegeben, ich bin sehr langsam unterwegs, aber ich habe ja Zeit, im Moment nichts anderes zu tun. Jetzt bin ich gespannt, wie es mit diesem Gewicht runter geht. Erstaunlich gut auch das. Natürlich, die Stöcke helfen viel. Mit denen werde ich zum Vierfüssler, entlaste meine Beine enorm. Ohne Stöcke würde ich mir das nicht antun.

 

Dann bin ich bei der Alp, im gleichen Moment verschwindet die Sonne. Ich bin im ersten Moment ein bisschen enttäuscht, finde es dunkel und eng, überlege, ob ich noch weiter gehen soll. Aber wo wäre die nächste gute Gelegenheit mein Zelt aufzustellen? Nein, ich bleibe wo ich bin. Untersuche die Hütten, vielleicht muss ich ja nicht mal das Zelt aufstellen. Die Ställe sind nicht verschlossen. Das wäre eine Möglichkeit. Die werden ja nur im Notfall benutzt, wenn es im Sommer schneit und das Vieh nicht draussen bleiben kann. War meines Wissens diesen Sommer nie der Fall, deshalb riecht es auch nicht nach Stall. Dann entdecke ich, dass die Hütte nicht verschlossen ist. Noch besser! Es gibt da zwei Zimmer, da will ich gar nicht rein, ich bleibe beim Eingang, will die Tür offen lassen. Ich lege schon mal meine Luftmatratze aus. Draussen gibt es einen Steintisch und Steinbänke, sie sind noch Sonnenwarm.

 

Nach einer Pause gehe ich erst mal am Bach Wasser holen, dann koche ich mein Abendessen. Inzwischen habe ich mich mit der Lage der Hütte versöhnt, es gefällt mir gut. Ein Jäger kommt noch vorbei. Er empfiehlt mir, ich solle doch in einem der Zimmer schlafen, da habe es Betten, die Hütte sei da um gebraucht zu werden. Ok, ich gehe in eines der stockdunklen Zimmer, stosse die Fensterläden auf und lege eine hochkant gestellte Matratze auf das Bettgestell. Drauf den Schlafsack. Doch, das ist mir sympathisch.

 

Route 1. Tag

 

Ich trinke draussen noch Kaffee, mit Kondensmilch. Heiss, süss, tut gut. Herrlich. Ich schaue noch eine Weile in den Himmel, bewundere die Milchstrasse, um halb neun gehe schon schlafen. Eigenlich rechne ich damit, dass ich um sechs munter sein werde. Fehlanzeige! Ich bin um etwa neun eingeschlafen, musste einmal aufs Klo, hab sofort weiter geschlafen, bis um viertel nach sieben. So gut und lange habe ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr geschlafen. Ich fühle mich wie neu geboren. Frühstück koche ich auf dem Fensterbrett, dann packe ich meinen Rucksack, versetze alles wieder in den Zustand, den ich angetroffen habe und mache mich wieder auf den Weg.

 

Mein nächstes Ziel ist Cröt. Das ist im Tal, es geht also runter. Aber ich bin ja in den Bergen und da geht nichts direkt. Ich muss, bevor ich nach Cröt absteigen kann, zuerst noch 350 Meter aufsteigen. Ich weiss nicht, ob ich mir das zumuten kann, denn ab Cröt habe ich nochmals rund 1000 Höhenmeter vor mir bis zu meinem Tagesziel. Die Variante wäre, nach Innerferrera abzusteigen und dort den Bus nach Cröt zu nehmen. Aber das widerstrebt mir. Also doch zu Fuss. Und es lohnt sich! Ich habe übrigens heute morgen beschlossen, dass ich ein wenig schneller gehen will. Gestern war ich extrem langsam, ist ja auch ok, für den ersten Tag. Aber heute wird es etwas mehr und die Tage sind kurz. Ausserdem, wenn ich etwas schneller gehe, muss ich auch den Rucksack weniger lang tragen. Also habe ich einen Gang hochgeschaltet und es geht gut. Natürlich bin ich immer noch nicht so schnell unterwegs wie mit einem Tagesrucksack. Aber immerhin, ich komme vom Fleck.

 

Von Cröt geht es ins Val Madris. Es ist ewig lang und vor allem ist die Strasse zum grössten Teil asphaltiert. Ich mag das nicht, aber es gibt keine Alternativroute. Und was mir auch nicht gefällt, ich mache in dem Tal kaum Höhe. Richtig flach ist es aber auch nicht, es geht ständig ein wenig rauf und runter. Rauf ist ja gut, aber ich gebe die Höhe nicht gerne wieder her. Endlich bin ich bei der Alp Sovräna. Die ist wunderschön gelegen und ich überlege mir, ob ich nicht hier bleiben will. Der Gedanke ist verlockend. Aber ich war recht schnell hier, hab nicht mal die auf dem Wegweiser angegebene Zeit gebraucht. Bin also gut unterwegs. Und es ist erst drei Uhr. Aber es sind noch mehr als 700 Höhenmeter bis zum Passo da la Prasgnola. Und natürlich werde ich viel langsamer sein. Doch, ich gehe. Und wenn ich es nicht schaffe, werde ich halt unterwegs mein Zelt aufbauen.

 

Es wird sofort sehr steil. Der Weg ist auch kein Trampelpfad, stellenweise muss ich gut aufpassen, dass ich ihn nicht verfehle. Ganz am Anfang passiert mir das. Weil ich nicht umkehren will, muss ich mich sehr steile Hänge hochkämpfen, mit Stauden oder vertrocknetem langem Gras bewachsen. Ich sehe nie richtig was unter dem Bewuchs ist, wo ich jeweils meinen Fuss hinsetze. Das kostet mich Zeit und auch viel Kraft. Umso besser passe ich danach auf, damit ich nicht wieder vom Weg abkomme. Dann teilt sich das Tal. Links geht es ins Val da Roda, da will ich morgen hin, rechts in Val da la Prasgnola. Ich könnte also etwas hier deponieren, aber ich brauche alles, was ich dabei habe. Schade, ich hätte gerne einige Kilos abgegeben. Aber es geht nicht schlecht. Die Sonne ist inzwischen auch verschwunden, aber es stört mich nicht sehr, war es doch ein sehr heisser Tag. Ich habe für heute genug geschwitzt.

Dann kommt I Trapet. Ich habe schon von dieser Steintreppe gehört und freue mich, die endlich zu sehen. Es ist sehr beeindruckend, was man da in den Hang gebaut hat. Und das nur, um das Vieh von Soglio auf die Alpen im Val Madris zu bringen. Das war im späten 19. Jahrhundert. Oben an der Treppe sehe ich dann endlich die Passhöhe. Ok, das sollte auch noch zu schaffen sein. Ich überlege mir, ob ich Wasser hochtragen soll. Ich bin mir nicht so sicher. Auf Online-Karte ist ein See eingezeichnet, der aber beim Vergrössern der Karte zum Feuchtgebiet wird. Nochmals grösser, ist da aber wieder ein See. Was jetzt? Meine Beine protestieren, die finden zwei zusätzliche Kilos unzumutbar. Und überhaupt, es war ein sehr nasser Sommer, es hat vor nicht allzu langer Zeit auf dieser Höhe geschneit, also sollte der See da sein, Wasser haben. Also, kein Wasser schleppen.

 

Die letzten hundert Höhenmeter sind mühsam. Steil, steinig und ich muss immer aufpassen, dass ich die Wegzeichen finde, mich nicht versteige. Aber dann ist es geschafft! Um halb sieben bin ich oben, freue mich. Aber wo ist der See? Da sollte er sein. Ich sehe nur die Hälfte, aber da ist kein Wasser. Ich gehe näher, in der Hoffnung, dass der See einfach sehr viel kleiner ist. Leider nicht. Er ist einfach nicht da, trocken. Nur feuchter Boden. Mist. Was jetzt? Nach Soglio absteigen? Ich schaue auf der andern Seite runter, sehe fast gerade unter mir Castasegna, 2000 Meter tiefer. Soglio sehe ich nicht, aber auch das wären 1200 Meter Abstieg und auf dieser Seite hat es weniger Wasser als auf der andern. Schnee ist auch nicht in greifbarer Nähe. Es kann es drehen und wenden wie ich will, ich muss zurück, Wasser holen.

 

Ich suche mir zuerst einen geeigneten Platz für das Zelt, dann montiere ich von meinem Rucksack die Deckeltasche ab, die auch als Hüfttasche gebraucht werden kann, versorge meine beiden Flaschen drin, einen Becher dazu, ziehe mich warm an, nehme meine Stöcke und mache mich wieder auf den Abstieg. Sehr langsam, Schritt um Schritt. Inzwischen ist fast dunkel und Lampenlicht ist nunmal kein Tageslicht. Immer wieder halte ich an, spitze die Ohren, horche ob ich irgendwo Wasser höre. Endlich vernehme ich ein Plätschern. Etwas weg vom Weg, aber es sieht so aus, als ob ich die Stelle erreichen könnte. Tatsächlich, da rinnt Wasser über die Felsen. Aus einer Vertiefung im Fels kann ich es schöpfen. Zuerst trinke ich den Rest Tee aus, dann zwei Becher Wasser, um schon mal meine persönlichen Reserven aufzufüllen, dann die Flaschen. Und wieder hoch. Das geht in diesem Gelände besser als runter. Eine Stunde hat die Aktion gedauert.

 

Dann stelle ich im dunkeln mein Zelt auf, pumpe die Luftmatratze auf, lege den Schlafsack drauf und mache es mir endlich gemütlich. Ich koche Wasser, giesse meine Nudeln an, dann noch zwei Portionen Suppe, Kaffee. Alles unter dem schönsten Sternenhimmel und vor der gewaltigen „Skyline“ der Bergeller Riesen. Das Leben ist herrlich.

 

Route 2. Tag

 

Es windet sehr stark, der Boden ist nicht eben, entsprechend konnte ich das Zelt nicht richtig spannen. Es flattert und knattert, ich kann nicht schlafen. Ca jede halbe Stunde schaue ich auf die Uhr. Um Mitternacht flaut der Wind ab, um vier Uhr kommt er umso heftiger zurück. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Zelt abheben will. Ja, ich weiss, ich habe es verkehrt rum aufgestellt, eigentlich gehört die runtergezogene Spitze gegen den Wind. Aber ich habe mich bewusst für die Aussicht entschieden. Mein Vela hält das schon aus, ich habe es gut befestigt. Und eine Stunde später windet es nicht mehr so stark.

 

Um sechs müsste ich aufstehen, wenn ich auf den Piz Gallagiun will. Ich öffne den Eingang, schaue raus, es ist noch dunkel! Ich beschliesse, dass der Gallagiun warten kann, ich will versuchen noch ein wenig zu schlafen. Um viertel nach sieben schaue ich wieder raus, es ist gewaltig! Ich mache einige Fotos, versuche nochmals zu schlafen. Eine halbe Stunde später gebe ich auf. Beim Frühstück schaue ich zu wie die Sonne aufgeht, packe dann zusammen und mache mich wieder auf den Weg. Kaum bin ich von der Passhöhe etwas abgestiegen, habe ich auch keinen Wind mehr. Es geht zurück durch das Tal, durch das ich gestern gekommen bin. Dann ins nächste Tal hoch, das Val da Roda. Es ist sehr speziell, finde ich. Vor allem im oberen Teil ungewohnt weit, sehr höckrig. Da ist eine Ebene, da zähle ich sieben mehr oder weniger kleine Seen. Da möchte ich auch mal ein wenig verweilen, aber nicht heute.

 

Heute habe ich sowieso ein wenig Mühe. Die Beine sind schwer, der Rucksack drückt. Ich weiss nicht, liegt es daran, dass ich letzte Nacht nur häppchenweise zum Schlafen kam, oder ist es einfach der dritte Tag. Ausserdem war es gestern schon recht viel. Und auch ein gut passender Rucksack will getragen sein. Wobei, einen wirklich gut passenden in dieser Grösse habe ich nicht gefunden. 55 Liter haben nun mal ihr Volumen und ich bin nur 160 cm Gross, das klappt nicht so richtig. Inzwischen merke ich die Druckstellen auf der Schulter und an den Hüftknochen. Vor allem bergauf trage ich am liebsten auf der Hüfte, das lässt der Lunge Platz zum Atmen, also muss ich die Hüftgurte sehr stark anziehen, das merke ich mit der Zeit. Ich ändere heute also öfter als sonst die Einstellungen am Rucksack, ziehe Träger an, löse sie, verlagere das Gewicht mehr auf die linke Schulter, dann auf die Hüfte... Ich mache auf etwa halber Höhe auch eine richtig lange Pause, fast eine Stunde.

 

Dann kommt die Passhöhe in Sicht. Zuerst will ich noch einen Abstecher auf den Bergalgapass machen, das sind nur 40 Höhenmeter. Überhaupt steht auf den Wegweisern nichts von Pass da la Val da Roda, überall nur Bergalgapass. Der ist auch interessant. Ganz anders als man sich einen Pass vorstellt, ist der Bergalgapass eine Ebene, mit See. Ich sehe mich um, schaue runter ins Bergalgatal, dann gehe ich zurück, und über den Pass da la Val da Roda. Auch der ist sehr speziell, steinig, auch Seeen, langgezogen, die eigentliche Passhöhe ist nicht auszumachen, ist auch nicht angeschrieben. Dann geht es runter ins Val da la Duana. Das kenne ich schon, es ist wunderschön, nicht lang. Eigentlich wollte ich bis auf die Alp Maroz, aber das ist dann doch zu viel. Ich bleibe beim grossen Duansee.

 

Wieder das gleiche Prozedere. Zelt aufstellen, einrichten, Wasser holen, heute in der Nähe. Ich habe Durst, tagsüber zu wenig getrunken. Also mache ich mir zuerst fast einen Liter Tee, den ich trinke bevor ich koche. Dann Essen, Kaffee trinken, Sternenhimmel geniessen, wobei ich feststelle, es ist kälter als die vergangenen Tage.

 

Route 3. Tag

 

Ich schlafe diese Nacht besser. Irgendwann beginnt es zu regnen. Das war nicht vorgesehen, aber immerhin schläft es sich gut, mit dem beruhigenden Trommeln auf dem Zeltdach. Ich habe berechtigte Hoffnung, dass es wieder aufhört, denn laut Wetterprognose gibt es morgen zwar einige Wolken, aber keinen Regen. Und meist kann man sich hier darauf verlassen. Und wirklich, am Morgen hat es aufgehört, starker Wind kommt auf. Gut so, dann trocknet das Zelt. Aber der Wind ist so stark, dass ich im geschlossenen Vorzelt kochen muss, sonst bläst es mir dauernd die Gasflamme aus. Und kalt ist es auch, ich friere. Ich habe zwar Handschuhe dabei, aber damit kann ich das Zelt nicht abbauen. Also beschliesse ich, meine Wärmesalbe auszuprobieren. Die habe ich am Freitag noch gekauft, glaubte sie in der Nacht für die Füsse zu brauchen, aber ich hatte immer schön warm. Jetzt also probiere ich sie an den Händen. Und tatsächlich, ich kann das Zelt abbauen ohne dass ich mir fast die Finger abfriere. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht in die Augen greife, das würde brennen. Auf dem Weiterweg habe ich zwar Pulli, Jacke und Mütze an, aber die Handschuhe brauche ich nicht.

 

Der Abstieg ins Val Maroz ist steil und auch hier muss ich aufpassen, dass ich den Weg nicht verfehle. Ich bin sehr froh, habe ich mich gestern entschlossen im Val da la Duana zu bleibe. Es wäre spät geworden. Und heute habe ich auch Zeit, die Schwemmlandschaft zuhinterst im Val Maroz zu geniessen. Ich bin sehr gerne hier. Dann geht es weiter zur inneren, danach zur äusseren Alp, wo der Weg in Richtung Septimerpass abzweigt. Die äussere Alp lasse ich allerdings rechts liegen, der Weg ist für mich hier ein Umweg. Ich gehe nach dem letzten Bach steil den Hang hoch und spare mir damit etwa einen Kilometer Wegstrecke. Und ich werde für die Mühen des steilen Aufstiegst reich belohnt. Es hat Heidelbeeren in Hülle und Fülle. Zwar sind sie nicht mehr ganz so aromatisch wie vor dem Schnee, aber sie schmecken immer noch. Zeit habe ich also keine gespart, aber es ist egal, die Heidelbeeren sind mir das wert und ich bin früh genug.

 

Der untere Teil der historischen Passstrasse ist recht steil, aber mit den vielen Kehren gut begehbar. Die Römer haben da einwandfreie Arbeit geleistet. Im oberen Teil wird es flacher, und dann bin ich schon auf der Passhöhe und damit wieder in mir bestens bekanntem Gebiet. Der Weg nach Bivio ist nicht sehr lang, aber er zieht sich, wie ich finde, ewig. Der Rucksack drückt jetzt überall, scheuert im Kreuz, ich finde es mühsam. Nach einer ausgiebigen Pause geht es wieder besser. Der Nebel kriecht den Bergen entlang, morgen soll es Schnee geben.

 

Schlussendlich habe ich es geschafft. Ich bin in Bivio, warte auf das Postauto, das mich zurück nach Riom bringt. In Savognin muss ich umsteigen, eine halbe Stunde warten. In dieser Zeit könnte ich gut nach Riom wandern, aber ich mag nicht mehr. Ich sitze auf der Bank, lasse diese vier wunderbaren Tage gemütlich ausklingen. Es war wunderschön und schreit nach Wiederholung. Und wenn ich das öfter machen würde, würde ich mich auch an den Rucksack gewöhnen.

 

Route 4. Tag

 

Die Bilder sind in der Galerie

 

Die ganze Tour liesse sich übrigens von Bivio aus auch als Rundtour machen. Dazu von Bivio über den Stallerberg oder über die Forcellina nach Juf wandern, von da nach Cröt. Wäre sogar etwas einfacher als von Riom aus, hat aber sicher mehr Leute. Wobei, Graubünden ist ein Tourismuskanton, ganz alleine ist man bei schönem Wetter nie. Im Herbst, nach der Saison, ist es aber sehr still. Am dritten Tag habe ich eine einzige Person getroffen, am letzten zwei.

 

 

 



#2 Johannsen

Johannsen
  • 776 Beiträge
  • WohnortNiedersachsen
  • Sport:Camping, Survival, Tauchen, Wandern

Geschrieben 26. Oktober 2014 - 10:38

Vielen Dank für deinen Reisebericht!
Sehr anschaulich geschrieben! Da kriegt man direkt Lust auf Tour zu gehen!

#3 maku

maku
  • 981 Beiträge
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 26. Oktober 2014 - 17:10

Auch von mir einen lieben Dank für deine Story. Liest sich fast wie ein Tagebuch. War es etwa eines?



#4 gagligna

gagligna
  • 235 Beiträge
  • WohnortOberhalbstein, Graubünden, Schweiz
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 26. Oktober 2014 - 23:15

Vielen Dank für Eure Kommentare :-)

 

Liest sich fast wie ein Tagebuch. War es etwa eines?

 

 

 

Nein, ich schreibe nie Tagebuch. Das sind einfach meine Erinnerungen, die natürlich noch sehr frisch sind. Wobei ich es sehr schwer finde, hier einen Bericht zu verfassen. Ich habe keine Ahnung was wirklich interessiert. Meist schreibe ich sehr viel mehr und kürze dann massiv. Oder interessiert es Euch, dass ich mir das Knie aufgeschlagen habe? Oder was für mehr oder weniger sinnvolle Varianten mir durch den Kopf schiessen, bevor ich dann doch noch absteige um Wasser zu holen, dass ich dabei meinen Becher stehen lasse und ihn am nächsten Tag nicht mehr finde? Wohl eher nicht. Ich vermute eher, dass meine Berichte immer noch zu lang sind. Falls es so ist, dürft Ihr es gerne melden, ich will hier niemanden langweilen.



#5 maku

maku
  • 981 Beiträge
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 27. Oktober 2014 - 00:27

Was soll ich sagen...? Es geht mir persönlich nicht um einen trockenen Zeitungsartikel sondern eher um die Erlebnisse und die Eindrücke eines einzelnen Menschen, wie er mit den Widerlichkeiten zurecht kam, was er dabei empfunden hat, schöne und nicht so schöne Momente (Abschnitte) usw. Du hast es schon ganz gut getroffen und ja, es war lang aber auch wirklich lesenswert und ich bin froh, mir heute die Zeit dafür genommen zu haben.






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