Also, ich selber habe genügend Notvorrat. Ich könnte problemlos einige Wochen überleben. Allerdings ist das mein ganz gewöhnicher Vorrat, den ich immer habe. Es sind Lebensmittel die gut haltbar sind und die ich sowieso brauche. Also nix Spezielles. Grundsätzlich funktioniert es doch so, dass in einem Katastrophenfall erstmal alle Geschäfte geschlossen werden, um massive Hamsterkäufe zu vermeiden. Danach wird die Lebensmittelausgabe organisiert, wie auch immer. Bis es so weit ist dauert es einige Tage und so lange sollte man von den Vorräten leben können. Das Einzige, was ich nicht im Vorrat habe, ist Wasser. Allerdings lebe ich in den Alpen und da gibt es genügend davon. Im Notfall müsste ich halt ein bisschen weiter gehen, aber es wäre möglich. Wenn allerdings alles Wasser im weiten Umkreis z.B. radiokativ verseucht ist, dann habe ich ein Problem. Aber dann müsste sowieso die ganze Bevölkerung evakuiert werden, wohin auch immer... Aber gut, könnte auch dauern. Und die paar Flaschen Wein im Keller wären nicht wirlich hilfreich...
Mit dem Gedanken wegzufahren, zu fliehen, habe ich mich nie wirklich befasst. Ja, ich könnte vermutlich einige Wochen im Wald leben, jedenfalls im Sommer. Aber dann? Ich glaube nicht, dass das eine sinnvolle Alternative ist. Vor allem wäre ich von allen Informationen abgeschnitten, spätens dann, wenn ich keinen Akku für mein Handy mehr habe. Und wer garantiert mir, dass Internet usw. noch funktionieren? Ich würde ganz hübsch bleiben wo ich bin und hoffen, und vielleicht auch helfen, wenn ich kann... Natürlich dabei nicht das Hirn ausschalten und wenn die Bedrohung, Gefahr, oder was auch immer, eher lokal ist, würde ich nach einer Löung suchen, vermutlich auch alle Andern. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an Tschernobyl. Zuerst die Nachricht vom GAU. Ich auf dem Stubenboden mit dem Atlas (damals gab es noch kein Internet), wo ist denn dieses Tschernobyl? Ach ja, doch ziemlich weit weg. Dann die Frage der Radioaktivität. Wohin verbreitet sie sich? Wie wehen die Winde? Wie gefährlich ist das überhaupt? Es hat Empfehlungen gegeben, vorläufig kein frisches Gemüse oder Salat zu konsumieren. Zuerst auch bei uns Unsicherheit, zum Teil Angst, die sich dann aber ziemlich schnell gelegt hat. Ja, das war ziemlich weit weg, aber ich denke, auch wenn es näher wäre, wir würden wohl nicht viel anders reagieren, vor allem weil die Infos die wir dann pber die verschiedensten Kanäle bekommen würden, sicher sehr widersprüchlich wären...
Für mich ist die ganze Prepper-Sache eine nette Spielerei, ein Hobby, aber nicht wirklich hilfreich, bestenfalls für einige Tage. Und all die Bushcraft-Skills sind toll, es ist immer gut Feuer machen, einen Baum fällen und eine Brücke bauen zu können, mindestens theoretisch. Aber NUR deswegen würden wir wohl auch nicht auf längere Zeit überleben. Natürlich ist es toll, falls mein Haus brennt nur einen Rucksack greifen zu müssen und ich habe meine ganze Notausrüstung dabei, kann ein Zelt aufstellen, mich in den Schlafsack kuscheln und die Nachbarn, die gerne helfen würden, vor den Kopf stossen Nur fehlen mir später vermutlich wichtige Papiere... Oder auch bei einem Erdbeben, wie vor einigen Tagen in Italien, ist es sicher hilfreich, seine eigene Ausrüstung dabei zu haben, falls sie dann noch greifbar sein sollte. Aber das sind relativ kleinräumige Ereignisse, Hilfe ist vor allem bei uns in Mitteleuropa ziemlich schnell da. Wenn es aber ein grösseres Ereignis ist, hilft meiner Meinung nach Ruhe bewahren am meisten. Also ich für mich bin noch nicht auf die Idee gekommen, wir könnten uns bei Kriegsausbruch auf die Fahrräder setzen und wegfahren. Wohin auch? Ich weiss ja nicht wie sich die Sache entwickeln wird. Und wenn aus dem Krieg ein Atomkrieg wird, nützt sowieso alles nichts. Und bei einem atomaren Unfall ist die Region unter Umständen für Jahre unbewohnbar. Was soll ich dann mit Fahrrad und Zelt? Ich träume nicht davon, im Extremfall mit vielen Andern irgendwo, hunderte Kilometer entfernt, in einer Turnhalle untergebracht zu werden. Aber auf Dauer, vor allem bei Regen und Kälte, ev. sogar im Winter, ist das vermutlich die bessere Lösung. Vor allem weil ich dann auch vor Ort bin wenn mir jemand helfen will. Wer findet mich halb verhungert in meinem Zelt?
Also für mich gilt: Notvorrat ist immer gut, Wasser nicht vernachlässigen, aber alles Andere ist Science Fiction.