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Barfuss in die Berge?

barfussschuhe

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Eine Antwort in diesem Thema

#1 gagligna

gagligna
  • 235 Beiträge
  • WohnortOberhalbstein, Graubünden, Schweiz
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 29. August 2016 - 21:21

Ich bin seit dem Frühling glückliche Besitzerin von Barfussschuhen. Hier meine Erfahrungen. 

 

Zuerst mal was Barfussschuhe mitbringen sollten, um als solche zu gelten: extrem dünne und flexible Sohle, viel Platz im Vorfussbereich und keine Sprengung, das heisst, die Sohle ist von vorn bis hinten gleich dick, resp. dünn, also kein Absatz. Als für mich der Entscheid gefallen war, dass ich Barfussschuhe probieren will, habe ich erst mal ausgiebig recherchiert. Auf Grund eines Testes bin ich dann auf Senmotic gestossen. Eine Firma, die in Leipzig aus bestem Leder qualitativ hochwertige Schuhe fair und nachhaltig produziert. Den Test finde ich leider nicht mehr, aber gefühlt 10x mehr Einträge in der Suchmaschine zum Stichwort Barfussschuhe als vor einem halben Jahr... scheint ein Trend zu sein ;-)

Ich habe mich ein bisschen bei Senmotic umgesehen. Es gibt viele Infos zu Füssen allgemein und zum Barfusslaufen und natürlich Barfussschuhen. Ausserdem scheint es noch eine Therapieform zu geben, die auch Senmotic heisst. Die Schuhe gibt es ausschliesslich in Schwarz und sie sind recht teuer. Allerdings gibt es auch immer zwei bis drei Modell im Angebot, wo sie sehr stark reduziert sind. Also habe ich mir im Angebot den Tension, einen Laufschuh, ausgesucht und bestellt (hab gerade gesehen, der ist im Moment nicht mehr erhältlich). Da hiess es dann zuerst mal warten, denn die Schuhe werden erst nach Bestellungseingang produziert. Die Lieferung in die Schweiz kostet auch eine Woche, wovon die meiste Zeit der Zoll in Anspruch nimmt... Nach drei Wochen war es dann so weit.

 

Ich musste die Schuhe auf der Post im Nachbarort abholen. Ich konnte es nicht erwarten, kaum aus dem Ort raus, habe ich die Schuhe ausgpackt und kurz entschlossen für den restlichen Heimweg angezogen. Ca. 1,7 km auf Feldweg, dazu ca. 90 Höhenmeter. Es fühlte sich zwar ungewohnt, aber gut an, den Untergrund zu spüren. Daheim habe ich die Schuhe aber sehr gerne ausgezogen, sind die Füsse beim Barfussgehen doch sehr viel mehr gefordert. Dananch habe ich die Schuhe zwei oder drei Tage im Alltag getragen, nicht besonders viel. Dann wollte ich wissen, wie es auf Bergwegen ist. Also ausprobieren. Ca. 100 Meter runter, dann auf der andern Seite ca. 550 Meter wieder rauf. Über Wiesen und Weiden, im Wald, über Stock und und Stein, vor allem teilweise sehr steil. Vorsichtshalber hatte ich noch meine Wanderschuhe im Rucksack. Vor allem für den Rückweg machte ich mir Sorgen. Was soll denn das bisschen Profil, das in einer 2.9 mm dicken Sohle Platz hat, abwärts schon bewirken, ich würde sicher rutschen - dachte ich. Um es kurz zu machen, die Wanderschuhe sind im Rucksack geblieben. Meine Barfussschuhe haben abwärts zwar an der Ferse und an den Knöcheln gescheuert, aber das bisschen Schmerz habe ich einfach ausgeblendet. Ich war begeistert, wie sich das alles anfühlt. Die Füsse schmiegen sich an den Boden, wölben sich über Steine, die Zehen krallen sich um Wurzeln... Die Füsse arbeiten und haben ständig maximalen Kontakt zum Untergrund. Wohl deshalb rutsche ich nicht. Natürlich passe ich auf, wohin ich meine Füsse setze. Auch wenn mich die Sohle vor Verletzungen schützt, allzu spitze Steine müssen sich ja nicht in meine Fusssohle bohren. So viel Fussreflexzonenmassage brauche ich dann doch nicht. Diese Wanderung habe ich später wiederholt, es hat wieder Spass gemacht. An einem kühlen Abend habe ich dann getestet, wie es mit der Wärme aussieht. Weil in Barfussschuhen die Fussmuskulatur immer arbeitet, soll man auch immer warme Füsse haben. So die Theorie. Ich bin also mit kalten Füssen gestartet und sie sind kalt geblieben. Ärgerlich. Irgendwann habe ich meine Füsse vergessen, das war wohl der Moment, als sie warm wurden. Jedenfalls waren sie das, als ich wieder zu Hause ankam. 

 

Ich habe je länger je seltener normale Schuhe getragen, für den Sommer hatte ich mir noch Ballerinas bestellt und ab da habe ich nur noch Barfussschuhe oder Bergschuhe getragen. Vor einiger Zeit fand ich, meine Füsse sollten inzwischen fit genug für eine "Barfuss-Bergtour" sein. Natürlich sind meine Schuhe dafür nicht gemacht, aber ich wollte es einfach wissen. Also habe ich mir als Ziel den Piz da las Coluonnas ausgesucht. Eine zwar eher kleine, aber richtige Bergtour. Vom Julier aus, zuerst auf schmalem Pfad, dann meist weglos durch steile Grashalden, über Steine, durch Geröllhalden. Wege, das wusste ich, sind kein Problem. Da lauern die Gefahren im Abstieg, wenn sie sandig sind. Da rutsche ich mit jedem Schuh, wenn ich nicht aufpasse. Da nützt weder Profil noch Kontakt, das ist wie Kugellager. Dann wären da die extrem steilen Grashalden. Die sind auch mit Bergschuhen problematisch, jedenfalls rutsche ich da hin und wieder. War auch mit den Barfussschuhen so, ev. eher etwas mehr, kann ich aber nicht mit Bestimmtheit sagen. Geröllhalden gibt es verschiedener Art. Die wirklich fiesen, da wo es immer, egal mit welchem Schuh, auf einen Schritt einen halben wieder zurück geht, da hatte ich mit den Barfussschuhen zu wenig Halt. Ausserdem ist da immer ein wenig Angst, dass mal ein grösserer Stein einen Zeh zertrümmert, oder so... Wenn die Geröllhalde aber eher gutmütig ist, heisst es kommen nicht ständig neue Steine, die vorhandenen haben ihren Platz gefunden und bleiben wo sie sind, geht das mit Barfusschuhen sehr gut. Je nach Grösse der Steine muss man halt die Füsse sehr vorsichtig setzen, spürt man doch jede Unebenheit. Erwartungsgemäss gar nicht, ging Schnee. Was mich aber erstaunt hat, sind Blockfelder. Also diese Ansammlung von riesigen Steinen, eher Felsblöcken, recht kantig, mit zum Teil grossen Zwischenräumen. Da balnciert man vom Einem zum Nächsten, nie wissend, ober der denn stabil ist oder wackelt. Da habe ich mich sehr gut gefühlt. Vermutlich liegt es daran, dass ich immer den ganzen Fuss absetzen konnte, so viel mehr Gefühl für den Stein hatte und vermutlich dadurch auch unmittelbarer reagierte. Ich habe die Bergtour genossen, obwohl es mir gegen das Ende fast zu viel wurde mit der Fussreflexzonenmassage. Es hat aber Spass gemacht, war ein gutes Gefühl. Natürlich wird mein Laufschuh jetzt nicht mein Bergschuh, dafür ist er dann doch zu wenig robust. Aber ich habe mir den Alpine bestellt, der sollte besser geeignet sein. Ich werde berichten. 

 

Senmotic, von hier habe ich meine Schuhe. Ich werde übrigens nicht gesponsert ich kenne einfach keine Andern. Aber ich meine, die Qualität stimmt wirklich. Und auf der Webseite gibt es ganz viele Infos zu Füssen allgemein, Barfussschuhen und barfuss Gehen. Ich bin zwar nicht in ganz allen Punkten mit Herrn Demann einig, aber trotzdem gute Infos, meine ich.

 

Kai Sackmann hat sich auch mit Barfussschuhen befasst

 

Hier gibt es Bilder meiner kleinen Bergtour und die Karte dazu. 

 

 

 

 



#2 Fliegentod

Fliegentod
  • 602 Beiträge
  • WohnortNah am Kaiserstuhl

Geschrieben 30. August 2016 - 08:38

Schöner Bericht. Danke dafür. Ja, eine feste Sohle entkoppelt einen vom Boden.

Je weniger flexibel diese ist, desto mehr wird man entkoppelt.

Auch der Bewegungsablauf ändert sich ein wenig.

Mit Schuhen rolle ich den Fuß von der Ferse her ab. Ohne Schuhe setze ich den Fuß eher komplett auf den Boden auf. Der Gang wird insgesammt weicher.

Die Fußreflexzonenmassage ist reine Gewöhnungssache. Das blendet man mit der Zeit mehr aus.

Wirkliches Barfuß laufen ist dann nochmal ein Erlebnis für sich.

Gras, feuchter Waldboden, Äste, Wurzeln, Blätter und Stene fühen sich mit nakten Füßen nochmal anders an.






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