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Harzer Grenzweg von Walkenried nach Bad Harzburg


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12 Antworten in diesem Thema

#1 Irish Stew

Irish Stew
  • 321 Beiträge
  • WohnortResidenzstadt Detmold im Fürstentum zu Lippe
  • Sport:Camping, Wandern

Geschrieben 04. Juni 2009 - 21:06

Ein langes Wochenende, genauer gesagt das Pfingstwochenende hatten mein Kumpel Christian und ich uns ausgesucht um eine geplante Wanderung umzusetzen. Jedoch mussten wir aufgrund meiner Arbeitszeiten den Weg etwas verkürzen.
Das Wetter war laut Ansage von Wetter.com nur samstags kurz vor dem Brocken, hinter und auf dem Brocken schlecht (d.h. leichter Regen). Also kurzum: eigentlich ganz angenehm wenn man von 3 1/2 Tagen, 2 1/2 trockenen Zustandes verleben kann.

Hier eine Übersichtskarte
http://www.wandern-i...karte_gross.gif
Für unsere Wanderung hatten wir eine Luchs Wanderkarte - meiner Meinung nach nicht so toll beschrieben. Wir haben uns als Anfänger oft gefragt wo wir gerade sind, da wohl anscheinend nicht alle Wege eingezeichnet sind. Trotzdem sind wir immer weiter gekommen.

Bei leichter Bewölkung und leichtem Wind ging es nachmittags vom detmolder Bahnhof aus los: per Zug Richtung Walkenried. Um zehn vor acht kam unser Zug an dem beschaulichen Bahnhof Walkenried an und wir schlenderten mit Sonne im Nacken Richtung der Klosterruine die wir uns unbedingt anschauen wollten. Dieses liegt ungefähr zehn Fußminuten vom Bahnhof und ist ganz gut zu finden (einfach die Straße geradeaus und dann in der Kurve beim Hotel rechts Richtung Stadttor, dann weiter...).
Von dort aus begann die Suche nach dem Startpunkt des Harzer Grenzweges. Dieser lag etwas oberhalb des Klosters. Diesen fanden wir dann auch auf Anfrage eines Dorfbewohners.
Nun ging es los. Mittlerweile schien die Sonne immer schneller zu wandern, so dass wir auch einen Zahn zulegten. Anfangs auf einem Waldweg, dann ein Stück Schotterstraße und dann ein Trampelpfad auf Wiesemboden führte uns zu folgender Stelle...
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2691
Betonplatten von 2,50m x 0,5m verliefen quer zum Weg und uns war gleich klar: Hier ist ganz klar die alte innerdeutsche Grenze (dieser Weg mit den Betonplatten ist der Kolonnenweg auf dem die Militärfahrzeug Patroulie fuhren). Im Hintergrund sieht man den Wald - unser erstes Etappenziel für heute. Von dieser Position auf einem "Hügel" verläuft der Weg sehr steil bergab, so dass man dort oben stehen vermutet "dies kann unmöglich der richtige Weg sein". So ist es aber. Beim Abstieg muss man echt aufpassen, dass man nicht in die Löcher kommt. Diese sehen zwar teilweise zugewachsen aus, aber das täuscht: unter den Platten ist oft nochmals 10cm Platz. Am besten läuft es sich dort mit Schuhgröße 50. Die hatten wir jedoch nicht und man musste schon beim laufen öfters auf seine Füße achten.
Mittlerweile wurde es immer dunkler, so dass ich am Waldeingang beschloss meine Taschenlampe herauszuholen und dann weiter zu gehen. Der Wegplatten änderten sich zwar aber dennoch will man gewappnet sein wenn man einen Zeltplatz notgedrungen auffinden möchte. Schutzhütten sind nicht in der nächsten nähe zu finden gewesen. Vergeblich suchte ich vom Kolonnenweg aus richtung westen, etwas abseits im halbdunkeln des Waldes eine geeignete Stelle. So wurde das Wildzelten auf dem ehemaligen Todesstreifen zum Erlebnis des ersten "Tages".
Weisheit des Tages: "Auch nicht mal kurz noch ein paar Sachen ins Zelt packen, wenn die Tomatensuppe köchelt."
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2692
Am nächsten morgen ging die Tour erst richtig los. Unser Maleur mit der Tomatensuppe auf dem Kolonnenweg sollte hoffentlich niemanden stören. Nach zwei Scheiben Brot und einer Vitamintablette ging es gestärkt in den ersten richtigen Tag. Leider machten wir an diesem Tag die Erfahrung dass man sehr gut auf die Beschilderung achten muss.
Eigentlich sind die Wege mit einem grünen "G" auf weißem Grund gekennzeichnet. Man muss allerdings auch schonmal gut 50m eine Weggabelung gehen um zu schauen ob man richtig ist. Es gibt manchmal Kreuzungen wo die Richtungspfeile der Schilder nicht deutlich nachvollziehbar sind. Einfach immer nach dem grünen "G" ausschau halten und weiter.
Etwas abseits vom Kolonnenweg wo uns unser Grenzweg-Weiser hinführte, stößt man mitten im Wald etwas unscheinbar auf die alten Betonpfosten der Grenzzäune und etwas auffälliger: auf die neueren Grenzmarkierungspfeiler...
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2693
Schon auf der ersten Wegstrecke/ Etappe von Walkenried aus, besteigt man einige Höhenmeter. Man krakselt fast den Berg hinauf und denkt dann wenn es mal 200 bis 500 m gerade geht "Oh, schön, wir sind endlich oben". Das ging des öfteren so und irgendwann sagte ich nur noch "Nicht den Tag vor dem Abend loben!". Das wurde später zur Weisheit unseres Tages der uns gegen elf Uhr einen ersten Blick bei traumhaften Wetter auf den Brocken gewähren ließ.
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2695
Weiter ging es Richtung Hohegeiß wo wir am "Grenzimbiss" uns erst einmal ein kühles Getränk gönnten und unsere Wasserflaschen von der netten Imbissbudenbesitzerin, auftanken ließen.
Generell haben wir keine Probleme gehabt unser Trinkwasser aufzufüllen. Im Harz gibt es viele frische, saubere Quellen aus denen man bedenkenlos trinken kann. Wenn ihr euch nicht sicher seid, fragt bei einheimischen nach.
Was sehr beeindruckend ist, ist dass sich die Natur hier so gut wieder das zurück geholt hat was ihr gehört...
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2696
Der ehemalige Todesstreifen wurde mit Pflanzenvertilgungsmitteln frei gehalten. Nun können nach fast 20 Jahren wieder viele Schmetterlingsarten leben und der ehemalige tote Streifen lebt wieder.
Auf unserer Tour zwischen Braunlage und Sorge stießen wir auf zwei Männer: Der etwas ältere Mann (ich glaube sein Name war Herr Schott), erklärte einem Mann um die 40 anscheinend etwas über den Grenzstreifen. Freundlich grüßten wir und ich sagte so im Spaß "Na, das sieht ja nach einer Grenzführung aus". Und das war es auch. Mr. Hyde, ein Londoner Journalist will seinen britischen Lesern den deutschen Harzer Grenzweg näher bringen. Wir wurden eingeladen mitzugehen und erfuhren hier sehr viele interessante Dinge. Später gesellte sich die Bürgermeisterin von Sorge mit hinzu.
An die beiden, wenn sie das hier lesen: Danke für die vielen Interessanten Informationen!
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2698
(v.l.n.r: ich, Christian mein Kumpel, Mr. Hyde, Herr Schott (?) und die Bürgermeisterin von Sorge
Später folgten noch viele Informationen aus dem Freilicht-Grenzmuseum - ebenfalls durch die beiden erklärt.
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2699
Dankend verabschiedeten wir uns von der bereichernden Fremdenführung und verprachen ihnen Werbung für den Grenzweg zu machen. Denke mein Bericht macht noch nen guten Eindruck :D

Hinter Braunlage musste wieder ein notgedrungener Zeltplatz im Wald herhalten, da meine Füße dermaßen weh taten, da ich morgens meine Schuhe falsche geschürrt hatte. Auf einem alten Forstarbeiterweg gut 25m vom Grenzweg schlugen wir unter den neugierigen Blicken mehrer Fahradfahrer unser Zelt auf. Der Tag endete früh in den Federn und startete am nächsten morgen recht spät, da es regnete und wir - nachdem es aufgehört hatte - das Zelt trocknen mussten.
Trotz das wir so spät aufbrauchen, kamen wir relativ gut voran- trotz das es teilweise wieder sehr steil bergauf ging. Diesmal wieder allerdings auf den Betonplatten des Kolonnenweges.
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2701
Gegen Nachmittag kamen wir dann an der Skisprungschanze von Braunlage an. Dort gabs erst einmal die wohlverdiente Getränkepause im Schatten einiger Fichten.
Nach einer halben Stunde Pause und einem ganzen Müsliriegel gings vom Wurmberg aus Richtung Brocken. "Mal schauen wie weit die Füße uns tragen" sagte ich nur und so liefen wir immer weiter und weiter gen Brocken.
Für mich war nach einem weiteren harten Aufstieg klar: bis auf den Brocken würd ichs nicht schaffen. So beschlossen wir bei einer Weiteren Pause an der Schutzhütte "Bodesprung" näche Dreieckstein, die 11,9km bis Bad Harzburg zu laufen. Vorschlag von meinem Kumpel war: mit der Brockenbahn hoch zu fahren und dann von dort aus runter zu laufen. Allerdings beschlossen wir den Teil der Strecke auszulassen und einen abseitigen Wanderweg (Wegweiser Richtung Bad Harzburg) zu folgen. Das war eine gute Wahl. Wir hatten irgendwie anfangs das Gefühl es würde nur noch bergab gehen.
Die Strecke verläuft teilweise durch ein kleineres Sumpfgebiet.
http://forum.odoo.tv...&pictureid=2704
Wahrscheinlich lag es an unseren Wanderkünsten aber zuletzt war die Wegstrecke ca. 5km vor Bad Harzburg weniger spektakulär wie der Rest der Strecke, denn führte er durch "normalen" Wald.
Jedoch ziehen sich die letzten Kilometer der Strecke sehr. Wir sind dort Teilweise den 35 M gegangen und dann südlich von Bad Harzburg an der Seilbahn herausgekommen. Von dort aus kommt man nur schlecht Richtung Campingplatz. Wir mussten uns durch die sehr verwinkelten Straßen fragen nach dem kürzesten Weg. Die beste Antwort auf die Frage wie wir am schnellsten zum Campingplatz kommen würden war: "Campingplatz? Hier gibt es einen Campingplatz?" Wir klärten den hilfbereiten Mann auf und als Gegenleistung verriet er uns den leichtesten Weg aus dem Gewirr von Bad Harzburgs Wegführung.
300 Meter vor dem Campinplatz kündigte sich Regen durch eine dunkle Wolkendecke an: 200 m davor ein paar Tropfen. Dann rief ich nur noch "Scheiße, gleich brauchen wir das Regencape für den Rucksack." Und dann fing es an wie aus Eimern zu schütten. Schnell rannten wir unter einen Braum und spannten den Regenschutz über die Rucksäcke und rannten dann Richtung Campingplatz den wir klitschnass erreichten.
Trotz das der Platzwart nicht mehr da war, konnten wir nach Nachfrage beim Kioskbesitzer unser Zelt im Dauerregen aufstellen. Ich war froh dass ich am Morgen das Innenzelt vom Außenzelt getrennt hatte, so dass ich letzteres zuerst aufbauen konnte. Im Regen und Dunkelheit gelang es mir das Zelt das erste Mal auf einem richtigen Untergrund aufzustellen.
Aufgewärmt mit einer heißen Dusche, trockenen Klamotten und einer Asia- Nudelsuppe diskutierten wir über die Weisheit des Tages: "Nicht erst warten bis es wirklich an zu regnen fängt!"
Weitere Fotos in meinem Album!


Fazit:

Ich muss sagen die Tour hat mir landschaftlich gut gefallen. Es ist beeindruckend wie sich die Natur wieder das zurück geholt hat, was einst der Mensch erstört hat. Geschichtlich ist die Streck auch sehr interessant, vor allem zwischen Hohegeiß und Braunlage wo zum Teil noch Teile der Grenzanlage zu sehen sind.
Die Beschilderung könnte teilweise besser sein. Jedoch findet man den Weg auch so.
Auch als etwas ungeübter Wanderer ist die Tour zu schaffen, wenn man so wie wir alle zwei Stunden Pause macht. Man sollte jedoch soweit fit sein da es doch teilweise richtig schön den Berg rauf geht. Ohne Gepäck sicher leichter als mit. Wir hatten einmal 15 kg und einmal 22kg auf dem Buckel mit unterwegs.
Mit dem Zelt unterwegs zu sein ist kein Problem, jedoch sollte man Campingplätze unbedingt vorziehen. In Walkenried, Braunlage und Bad Harzburg gibt es Plätze. Der in Bad Harzburg hat einen einigermaßen ordentlichen Eindruck gemacht. Die Nacht kostet da 16 Euro. Ich schätze mal dass der Preis bei den anderen Plätzen ungefähr gleich ist.

Bei Fragen schreibt mir eine PN!

#2 Bjoern

Bjoern
  • 2.022 Beiträge

Geschrieben 04. Juni 2009 - 22:57

Wirklich sehr schöner ausführlicher Bericht! ;-)

Hat euch keiner beim Wildcampen erwischt?

#3 Irish Stew

Irish Stew
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Geschrieben 05. Juni 2009 - 05:39

Danke!

Nein, wir wurden zum Glück nicht erwischt. Würde es aber nicht nochmal so machen, da halt (wie ihr ja wisst) in D verboten. Man kann natürlich wie wir das Glück herausfordern. :tape:
Es ist nicht verkehrt die Campingplätze aufzusuchen, zumal sie an der Wegstrecke liegen, d.h. vom Grenzweg aus meist nochmal 2 bis 4 km entfernt.

#4 SlaX

SlaX
  • 692 Beiträge

Geschrieben 05. Juni 2009 - 12:42

Geil ,d, hatte ich auch mal vor zu erwandern :D. Auch das Grenzmuseum besucht ;D?

Schöner Bericht und die Fotos xD? Sag mal, bei dem Schmetterling, hast du da die Kamera so nah dran gehakten oder gezoomt ?

#5 Irish Stew

Irish Stew
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Geschrieben 05. Juni 2009 - 14:33

Geil ,d, hatte ich auch mal vor zu erwandern :D. Auch das Grenzmuseum besucht ;D?

Wenn du das Freilichtmuseum meinst, dann ja.

Schöner Bericht und die Fotos xD? Sag mal, bei dem Schmetterling, hast du da die Kamera so nah dran gehakten oder gezoomt ?


Beides glaube ich. War so ca. 30cm entfernt.

#6 SlaX

SlaX
  • 692 Beiträge

Geschrieben 05. Juni 2009 - 15:03

Ahso ;D Schon gewundert... der wäre ja eigentlich weggeflogen ;D.

#7 Bjoern

Bjoern
  • 2.022 Beiträge

Geschrieben 05. Juni 2009 - 22:03

Ahso ;D Schon gewundert... der wäre ja eigentlich weggeflogen ;D.


Bei dir schon! :lol:

#8 SlaX

SlaX
  • 692 Beiträge

Geschrieben 06. Juni 2009 - 07:49

OT: ;D Sowas musste kommen stimmts xD ?

But ack to topic :D

Amadeijn, bei deiner Galerie diese Ruine... Was genau ist das ?

#9 Irish Stew

Irish Stew
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  • Sport:Camping, Wandern

Geschrieben 13. Juni 2009 - 12:17

Sorry, habe deinen Post erst jetzt gesehen...

Das ist die Klosterruine von Walkenried.

#10 Michael

Michael
  • 38 Beiträge

Geschrieben 16. Juni 2009 - 22:24

Schöne Tour die sollte ich mir wohl auchmal vornehmen. Die Werbung hat sich gelohnt bei mir ist der Weg angekommen. ;-)

Ich weiß nicht wie das auf dem Grenzweg ist mit den Schutzhütten aber wenn ich im Harz längere Touren mache lasse ich das Zelt daheim und schlafe in den Schutzhütten (auch Verboten!!!) die meistens in gutem Zustand sind. Auch auf dem Harzer Hexenstieg gemacht da ist nur die Brockengegend kritisch wegen der vielen dreckigen und stark frequentieren Hütten in der Gegend dort kann man soweit ich weiß auch nur in die Jugendherberge ausweichen oder einfach mehr Strecke am Tag machen...




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