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Warum werden Baumwollklamotten nicht wasserundurchlässig wie Kothen?


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12 Antworten in diesem Thema

#1 globbo

globbo
  • 128 Beiträge

Geschrieben 30. August 2010 - 16:20

Tagchen

Hab mir bei dem momentanen Regen wieder mal Gedanken über die richtige Kleidung gemacht und hab mal ne (vielleicht etwas dumme) Frage an euch.
Warum werden Baumwollklamotten nicht wasserundurchlässig bei Regen, etwa wie Kothen oder die Zeltbahnen der Bundeswehr? Theoretisch müsste doch genau das der Fall sein, tut es aber aus mir unerfindlichen Gründen nicht. Hat das mit der Webart zu tun?


globbo

#2 strauch

strauch
  • 217 Beiträge

Geschrieben 30. August 2010 - 16:22

Kothen haben ein Problem, wenn du sie von Innen anpackst, kommt dort auch das Wasser rein. Solang du deine Baumwollklamotten nicht berührst funktioniert das auch :-).

#3 Gast_reefgear

Gast_reefgear

Geschrieben 30. August 2010 - 16:38

Jepp, meine mich auch gut genug an die BW-Zeltbahn zu erinnern, welche nicht wirklich wasserundurchlässig war (ist?). Doch ziemlich hart und sperrig dafür... ich möchte kein Hemd daraus haben:D
Die Dinger sind schon sehr eng / fest gewebt gewesen, zusätzlich war noch irgendein "Imprägnierzeug" drauf (ob das so gesund war, daß ich es auf der Haut wollte?^^)

Dank der großen Auswahl anderer Fasern / Materialien, sollte sich für Jeden seine angenehmste Kombination der "Zwiebelschichten" finden lassen, oder?:)

#4 Floyd

Floyd
  • 888 Beiträge
  • WohnortCastrop-Rauxel
  • Sport:Fahrradfahren, Geocaching, Kanusport, Wandern

Geschrieben 30. August 2010 - 18:01

Zum einen ist der Stoff für Bekleidung nicht so dicht gewebt wie Zeltbahnen und in der regel auch nicht imprägniert. Wie reefgear schon sehr richtig feststellte. Zum anderen kommt man nun mal von innen an die Kleidung und der Stoff ist nicht straff abgespannt.

#5 lexa

lexa
  • 1.137 Beiträge

Geschrieben 30. August 2010 - 18:52

OT: Ich hab mal ne Frage. Wenn man bei einem Baumwollzelt innen an die Wand kommt, tropft es dann nur solange durch wie man die Wand berührt, oder auch wenn man sie loslässt. Sind die Wände nach längerem Regen eigentlich von innen nass oder bleiben diese trocken, wenn keine Imprägnierung vorhanden ist.

Ich will keine theoretischen Antworten, sondern nur praktische Erfahrungen, bitte.

Antwort hier: http://forum.odoo.tv....html#post34997


Bearbeitet von lexa, 30. August 2010 - 19:24.
Reaktion auf Moderatorenhinweis


#6 Gast_reefgear

Gast_reefgear

Geschrieben 30. August 2010 - 19:11

@ -lexa-: :sgontopic: :)
HIER geht es um Bekleidung, stell bitte die Frage nochmal unter -Zelte-, OK?:)

#7 lexa

lexa
  • 1.137 Beiträge

Geschrieben 31. August 2010 - 01:43

Die Vorstellung das Baumwolle "wasserdicht" ist, weil sie nass aufquillt und sich dadurch verschließt ist nur ein einfaches Modell diesen Effekt zu beschreiben und einige Dinge lassen sich ohne Hintergrundwissen damit nicht erklären.

Wasser ist ein sehr polares Molekül. Polare Stoffe gehen Wechselwirkungen untereinander ein und auch Baumwolle ist sehr polar. Das sieht man z.B. darin, dass sich Zucker in Wasser löst. Baumwolle ist ganz grob nur Zucker in Form von lange Kettenmolekülen aus einzelnen Zuckermolekülen.

Das Wasser lager sich also in die Baumwolle ein. Vereinfach, das Wasser klebt in/an der Baumwolle. Weil diese sehr polar ist tut dies das Wasser z.B. viel lieber als in Kunststoffen.

Trifft nun ein Wasserstrahl auf ein Baumwolltuch so lagert sich das Wasser darin ein (anderes ausgedrückt das Tuch quillt/es wird nass). Wenn sich etwas anzieht wirken immer Kräfte.

Neben diesen Anziehungskräften gibt es nun noch die Schwerkraft die das Wasser nach unten zieht. Eigentlich will das Wasser aber gar nicht aus der Faserraus, wegen den Anziehungkräften. Wird das Tuch schräg gehalten, so läuft das Wasser daher lieber in den Fasern nach unten als den direkten vertikalen Weg zu nehmen. Je flacher man das Tuch nun stellt umso größer wird der Einfluss der Schwerkraft und irgendwann ist diese größer als die Anziehungskräft zwischen Wasser und Faser, so dass es für das Wasser günstiger wird den direkten Weg zum Boden zu nehmen. Es tropft durch.

Prinzipiell geht dies auch in anderen Geweben wie Kunstfaser, da es bei Wasser einen Effekt der Benetzung gibt. Die Kräft zwischen den Wassermolekülen und den (Kunst)fasern sind aber kleiner als bei der Baumwolle, so dass das Wasser schon bei einem viel steileren Winkel durchtropfen wurde.

Je dicker das Tuch ist umso mehr Wasser kann zwischen den Fasern laufen. Daher sind dicke Tücher dichter als dünne. Je enger Gewebt das Gewebe ist, umso mehr Baumwolle ist vorhanden und umso mehr Wechselwirkung findet zum Wasser statt. Daher sind dicht gewebte Materialen ebenfall dichter als "luftige Stoffe".

Beschichtete Materialen sind einfach mechanisch dicht. In den man von innen eine "Paste" auf das Gewebe aufträgt schließt man die Lücken zwischen den einzelnen Fäden und es kann einfach kein Wasser mehr durch.

Vergleicht man beide Stoffe, so läuft beim beschichteten Material, dass Wasser nur auf der Außenseite. Die Innenseite ist trocken. Bei Baumwolle ist das Material zwangsläufig nass um dicht zu sein. Das heißt es befindet sich ein Wasserfilm auf der Außenseite, Wasser ist im Gewebe und ein dünner Wasserfilm auf der Innenseite. (Zumindest bei längerem Regen und wenn die Kote von Innen nicht beheizt ist. Dann kann es vorkommen, dass das Material bei nicht alzustarken Regen ständig von innen abtrocknet.)

Nun zum eingentlich Punkt berührt man nun das Tuch von unten/innen ist dieses nass. Der Übergang vom Tuch in die Luft ist (Tropfenbildung) ist mit einem hohen (energetischen) Widerstand verbunden, weniger aber der Übergang auf ein festes Objekt, dass benetzt werden kann. Daher kann Wasser bei Berührung des Tuches von innen abgeleitet werden. Polare Stoffe leiten dabei erst mal besser ab als unpolare. Dies merkt man in der Praxis etwa dadurch, dass man länger trocken bleibt, wenn man ein Fleece (Kunstfaser) unter der Baumwolljacke beim Regen trägt als einen Baumwollpulli. Allerdings ist dies eher ein kinetischen Phänomen, da auch der Fleecepulli irgendwann benetzt wird und somit nass wird. Ansonsten könnte man Fleece ja nicht waschen:lol:. Deshalb ist Baumwollkleidung im Gegensatz zu Baumwollzelten nicht dicht.

Beendet man die Berührung des Baumwolltuchs von innen, stoppt der Wasserablauf und das Tuch ist wieder dicht, WENN es vollständig benetzt ist. Also komplett von innen nass. Ist das Tuch nur außen nass aber innen noch trocken so kann durch einen Druck von innen eine nur Punktförmige statt flächige Benetzung im innenbereich auftreten. Da auch bei Baumwolle die Benetzung ersteinmal einen Widerstand birgt, kann hier der Fall eintreten, dass es zum Druchtropfen nach Beendigung der Berührung kommt, weil das Zelt innen noch nicht komplett benetzt ist. Um Abhilfe zuschaffen sollte man von der Leckstelle aus mit dem Finger entlang der Innenseite bis zum Boden fahren umso die Benetzung zu begünstigen und eine Ableitung zu schaffen.

Etwas ähnliches kann bei einem plötzlichen starken Schauer eintreten. Wenn noch nicht das ganze Gewebe durchnässt ist kann das Wasser nicht abgeleitet werden und es kann zum durchtropfen kommen.

Alles Beschriebene bezog sich nur auf unimprägnierte Baumwolle. Eine Imprägnierung führt halt dazu, dass Wasser von der Oberfläche abperlt und das Wasser außen abläuft bevor es ins Gewebe eindringt. Die Imprägnierung lässt aber mit der Zeit nach und bei starken Regen wird das Gewebe trotzdem durchnässt. Dann gilt das oben beschriebene. Grundsätzlich ist Baumwolle auch ohne Imprägnierung dicht.

Ich hoffe es ist so halbwegs verständlich und dient der Klärung des Umstandes.

#8 globbo

globbo
  • 128 Beiträge

Geschrieben 01. September 2010 - 19:55

Wow Respekt Lexa für soviel Aufklärung. Tja, was soll ich sagen, alle meine Fragen geklärt. DANKE

globbo

#9 lexa

lexa
  • 1.137 Beiträge

Geschrieben 06. Oktober 2010 - 19:41

Ich will noch ein paar Worte zur Imprägnierung sagen, weil ich hier inzwischen auch praktische Erfahrung mit einem alten Baumwollzelt gemacht hab.

Der Vorteil der Imprägnierung ist, dass das Material sich nicht komplett vollsaugt. Damit bleiben die Zelte leichter und trocknen schneller. Bei längerem Regen werden sie zwar außen benetzt aber die Imprägnierung verhindert das eindringen ins Gewebe. Von innen wirkt das Zelt trocken (solange man es nich berührt). Bei einer richtig guten, neuen Imprägnierung kann das Zelt selbst eine leichte Berührung von innen ab.

Mit der Zeit wäscht sich die Imprägnierung aber heraus und dann kann ein Problem auftreten was zu einer deutlichen Undichtigkeit führt. Der gleiche Effekt tritt auch auf, wenn Gewebe stark unterschiedlich Imprägniert sind.

Wenn die Imprägnierung nachlässt dann dringt Wasser an diversen Stellen nach einer gewissen Zeit durch das Gewebe wie das auch bei unimprägnierten Material passieren würde. Hier würde es nun wie beschrieben im Material ablaufen. Bei einer alten Imprägnierung kann es dies aber oft nicht, da an gewissen Stellen noch Imprägnierung vorhanden ist. Das Wasser kann das Material innen nicht benetzen und muss abtropfen. Will man das Zelt dicht bekommen so muss man das Material von der Leckstelle nach unten mit der Hand benetzen, so dass das Wasser wieder ablaufen kann. Dann ist die Innenseite zwar nass, das Zelt aber dicht!

Natürlich nervt sowas, weil sobald das Zelt trocken war und es wieder regnet muss man das wieder machen.

Aus diesem Grund müssen einmal Imprägnierte Zelt immer wieder nachimprägniert werden sobald die Wirkung der Imprägnierung nachlässt.

#10 Sea of Ghosts

Sea of Ghosts
  • 31 Beiträge
  • Sport:Bogensport, Camping, Geocaching, Kanusport, Wandern

Geschrieben 07. Oktober 2010 - 14:29

Nochmal zur ursprünglichen Frage :"Warum werden Baumwollklamotten nicht wasserundurchlässig wie Kothen?"
Ganz einfach, weil du es nicht willst!
Warum wird überhaupt Baumwolle getragen? Baumwolle kann bis zu 65% seines Eigengewichtes an Wasser speichern bevor es tropft, und ungefähr bis 20% seines Eigengewichtes Wasser dampfförmig speichern ohne sich nass anzufühlen. Die Feuchtigkeit wird auch nicht gestaut sondern wieder abgegeben.
Daher ist Baumwolle erste Wahl für Alltagskleidung, da der Körperschweiß aufgesaugt und gleichzeitig nach außen abgegeben wird ohne daß es sich Feucht anfühlt. Erst bei erhöhter Schweißproduktion (Sport...) kommt die Baumwolle mit der Feuchtigkeitsabgabe nicht mehr mit und fühlt sich nass an.

Wenn du jetzt die Baumwolle wasserdicht machen willst zerstörst du die Eigenschaften, weswegen sie eigentlich produziert wird.

Kohtenstoff ist eine Zeltplane, aus diesem Grund wird sie
A: chemisch gegen Wasser Imprägniert, auch bekommt sie Ausrüstung gegen Schimmel usw. Obige genannte Eigenschaften gehen verloren. Auch ist alles nicht so gesund auf der Haut, obwohl du sogenannte "Jungenschaftsjacken" seit ein paar Jahren anstatt aus Wolle auch aus Kohtenstoff kaufen kannst.
B: Dicht gewebt, so daß durch die Wasseraufnahme und Aufquellen der Baumwollfasern das Gewebe sich abdichtet. So eine Plane fühlt sich an wie ein "Brett" und auch nass an, daher auch nicht gerade angenehm zu tragen.


@lexa, dein Artikel ist zwar sehr ausführlich, wenn ich ihn richtig Verstanden habe muss ich ihm aber Grundsätzlich widersprechen.
Die Annahme daß das Wasser im Baumwollgewebe hauptsächlich durch Anziehungskräfte im Gewebe "anhaftet" stimmt nicht, Baumwolltextilien erreicht ihre im Vergleich zu anderen Geweben hohe Wasseraufnahme dadurch, daß die Feuchtigkeit sich in der toten Faser speichert, die dadurch aufquillt.

Grüße




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