Der Grenzgang ist ein ca. 70 Kilometer langer Rundwanderweg um die Stadt Hessisch Lichtenau. Der Weg orientiert sich dabei an der Gemeindegrenze. Er führt durch das waldreiche Nordosthessische Bergland und beinhaltet unter anderem auch die Überquerung des Hohen Meißners. Er ist vollständig markiert und auf der Stadt gibt es die zugehörigen Wanderkarten, die unter anderem auch den Wegverlauf des Grenzganges enthalten. Vor Jahren bin ich den Weg schon mal mit dem Mountainbike an einem Stück abgefahren und nun wollte ich ihn erwandern.
Erster Tag
Die meisten Sachen hatte ich schon am Freitag gepackt. Ich musste nur noch in HeLi (mundartliche Abkürzung für Hessisch Lichtenau) ein paar Lebensmittel besorgen. Um zwölf Uhr kam ich dann los. Ich startete in Friedrichsbrück. Ich wollte den Weg gegen den Uhrzeigersinn laufen, damit ich zum Schluss als Highlight über den Hohen Meißner gehen konnte. Bevor es aber richtig los ging, kauft ich mir zu guter letzt noch eine kleine "Ahle Wurscht" im Hofladen auf dem Biobetrieb im Ort. Ansonsten gibt es im Ort noch eine Gaststätte, die aber nur noch nach Anmeldung geöffnet hat. Ich folgte der Markierung des Weges, ein stilisiertem Haus, wie man es vom Zeichenspiel für Kinder "das ist das haus vom Nikolaus" kennt. Die alten Kennzeichnungen waren noch sehr aufwendig, mit einem gelben Wappen mit schwarzer Umrandung mit roten Häuschen drauf, während die neuen nur noch aus einem gelben Häuschen bestehen.
Das markante Wahrzeichen von Friedrichsbrück sind die beiden Windräder. Dies ist immer sehr praktisch, weil man diese von mehreren Stellen auf der Tour sehen kann und somit weiß, was man schon geschafft hat.
Ich verließ Friedrichsbrück im Norden. Es ging zunächst auf einem schmalen Weg durch Fichtenforst und dann auf einem Forstweg entlang bis man zur Straße nach Helsa kam. Am Weg lag dabei eine kleine aber sehenswerte Heidefläche und man erlangt schon die ersten Ausblicke in die waldreiche Nordhessische Bergwelt.
Für den der mit der Bahn anreißt ist dies der Ideale Startpunkt, do sich hier eine Haltestelle der Straßenbahn zwischen Kassel und Heli befindet.
Desweiteren gibt es im Ort auch die Möglichkeit einzukaufen. Ich verließ den Ort bald wieder, musste aber kurz dahinter an einer Traumhaften Bank mit quelle einfach rasten. Ich packte also das Brot und die Wurscht aus und nahm einen kühlen Schluck aus der Quelle.
Der Fichtenwald ward aber ein Opfer der Stürme in den letzen Jahren geworden, die Kuppe war komplett abrasiert und zum Abtransport des Holzes hatte man neue Wege angelegt. Aus dem Wald kam man noch kurz an einem Sportplatz vorbei, bevor es wieder in den Wald einschwenkte. Hier war der Weg auch mehr eine Rückeweg. Eine Abzweigung muss ich verpasst haben, aber später kam ich wieder durch einen Querweg auf den richtigen Weg. Da ich die komplette Tour als GPS Track hatte war verirren ohnehin kein Problem. Entlang von Kuhweiden kam man nach überqueren der Straße schließlich zum Campingplatz "Grundmühle" bei Quentel. Wirklich sehr idyllisch gelegen mit einem Bach direkt durch den Platz. Auch aufgrund der vorgeschrittenen Zeit war ich schon so schwach geworden, dass ich eigentlich hier bleiben wollte, der Platz hatte anscheinend noch offen. Ich klingelte vorn mehrmals, aber irgendwie regte sich nichts. Naja eben doch nicht und ich zog wieder los. Hinter dem Platz ging es extrem steil den Berg hinauf bis man wieder auf einen Forstweg gelangt der dann am Hang entlang durch den jungen und extrem dichten Buchenwald führte. An einer Schneise im Wald ergab sich aber ein traumhafter Ausblick.
Ich wollte nun gerade mein Zelt aufbauen, da hört ich den Wind in den Bäumen, oh nein da kommt ein Auto. Ich sah schon das Licht und ich hab nur noch geistesgegenwärtig die Trekkingstöcke geschnappt, weil die Handschlaufen reflektieren und mich an die Böschung des alten Weges geschmissen. Das Auto fuhr vorbei und ich wurde nicht gesehen. Die Frage war nun, ob es wiederkommt. Daran, warum der mitten in der Nacht durch den Wald fährt, hab ich mir weiter keine Gedanken gemacht.
Da ich den Platz nicht wechseln wollte, legt ich einfach Isomatte und Schlafsack hin und wollte im Freien schlafen. Das war unauffälliger. Ich war nun gerade am Zähneputzen, plötzlich, da kam es mir vor als ob eine Fußballmannschaft schnaufend wie ein D-Zug aus dem Wald ca. 20 m von mir entfernt auf die Lichtung gestürmt kommt. EiEiA, da wurde mir aber ganz anders. Ich wusste nicht was es war, aber es waren viele, sie waren nah und sie schienen mich noch nicht bemerkt zu haben. Letzteres wollte ich ändern, schnappt mir meinen Topf und Pfanne und machte ein ziemliches Spektakel, nährte mich aber zugleich dem nächsten erkletterbaren Baum. Ich leuchtete in die Richtung, doch ich konnte einfach nichts erkennen. Eine Zeit lang schien es mir als würde ich noch beobachtet, ich konnte es noch rascheln hören, sie entfernten sich erst mal nicht, doch dann war wieder Stille.
Mir war es nun egal vom Grünrock geweckt zu werden und baute mein Zelt auf, besser als das mir ne Sau Nachts ins Gesicht springt, wenn ich da gefesselt im Schlafsack liege.
Es dauerte eine Zeitlang bis ich wieder runter kam. Mir war so warm, das ich obwohl 9°C im Zelt mit dünnen Seideninlett hätte schlafen können. Es passierte aber sonst nichts mehr, im Gegenteil sogar. Die Nacht war soo extrem lautlos, wirklich absolute Stille, dass dies schon fast wieder seltsam war.