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Sind die Entkeimungstabletten wie micropur (katadyn) sicher?


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16 Antworten in diesem Thema

#1 TheBenimaster

TheBenimaster
  • 2 Beiträge

Geschrieben 25. Januar 2011 - 18:48

Hallo zusammen,

Ich wollte einaml wissen ob man sich auf Katadyn Micropur und co. verlassen kann.
Ab welchem Grad von Verschmutzung sollte man davon die Finger lassen?

Die Aufgabe ist Bachwasser oder Rheinwasser zu reinigen.

LG Beni

#2 lexa

lexa
  • 1.137 Beiträge

Geschrieben 25. Januar 2011 - 19:08

Ja, richtig angewendet sind diese Mittel sicher in der Bekämpfung pathogener Keime. Sie basieren auf Methoden, die auch in der großtechnischen Wasseraufbereitung eingesetzt werden. Man sollte nur ein paar Dinge berücksichtigen:

  • Zur Wasserdesinfektion müssen die Mittel ein Oxidationsmittel enthalten. Dies ist in der Regel gegeben, wenn Chlor in irgendeiner Form enthalten ist. Bei Katadyn heißen diese Mittel dann "forte". Es gibt auch Mittel die nur Silberionen enthalten. Diese sind aber eher für die Wasserkonservierung vorgesehen.
  • Man muss die Einwirkzeit berücksichtigen. Die Mittel reagieren mit den organsichen Bestandteilen im Wasser. Dazu gehören auch Bakterien, Viren, Einzeller und zerstören sie durch Oxidation. Das dauert aber eine Weile. Man sollte sich an die Empfehlung des Herstellers halten.
  • Ein großes Problem sind Schwebstoffe im Wasser. Diese enthalten oft organische Substanzen, die die Oxidationsmittel abfangen und so eine Reaktion mit den Krankheitserregern verindern können. Trübes Wasser sollte daher unbedingt gefiltert werden.

Bach- und Reinwasser?
Klares Bachwasser stellt kein Problem dar. Je größer die Flüsse aber werden, umso großer wird meist der Schwebstoffanteil. Hier müsste man schauen wie gut man das Wasser gefilter bekommt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Verunreinigungen durch menschliche Besiedlung mit der Größe der Flüsse i.d.R. zunimmt. Neben den Keimen geht hier vor allem ein Belastung des Körpers durch organischen Chemikalien aus. Diesen ist, wenn überhaupt, eigentlich nur wirklich mit Aktivkohle bei zu kommen.

Am effektivsten finde ich zur Zeit Mittel auf Chlordioxidbasis. Das Zeug ist noch mal eine andere Hausnummer als die sonst üblichen Oxidationsmittel und macht sehr sicher alles im Wasser platt. Z.T. werden sogar organische Verunreiniungen (in geringen Konzentration) oxidiert und vernichtet. Zudem entwickelt es keinen so starken Chlorgeruch ist aber etwas teurer.

Bearbeitet von lexa, 25. Januar 2011 - 20:56.


#3 couchcamper

couchcamper
  • 480 Beiträge
  • Wohnortzwischen Moor und Geest bei Bremen :-)
  • Sport:Camping, Wandern

Geschrieben 26. Januar 2011 - 13:57

Moin lexa,

welche Produkte gibt es auf Chlordioxidbasis, und stellen diese in Kombination mit Aktivkohlefilter den derzeit besten Ansatz fuer durch Landwirtschaft verunreinigtes Wasser dar? Oder gibts dafuer noch was besseres?

gruss
couchcamper

#4 lexa

lexa
  • 1.137 Beiträge

Geschrieben 26. Januar 2011 - 18:22

Mir ist nur ein Produkt auf Chlordioxidbasis bekannt:

Mc Nett Aquaventure Wasserentkeimer kaufen Sie bei Globetrotter Ausrüstung!

Den größten Nachteil stellt mit Sicherheit der sehr hohe Preis dar. Die Anwendung ist aufgrund der 2 zwei Komponenten etwas aufwendiger, als mit einer Tablette.

Bei klarem Wasser ist die Kombination von Chlordioxid und Aktivkohle mit Sicherheit eines der gründlichsten Verfahren überhaupt. Auch in der großtechnischen Wasseraufbereitung werden Oxidationsverfahren und Aktivkohle kombiniert. Es gibt zwar hier noch "krassere" Oxidationsquellen (Ozon, OH-Radikale), doch diese lassen sich "Outdoor" nicht erzeugen. Was ich nicht sagen kann, ist wie sich die eingesetzen Konzentrationen unterscheiden. In Anlagen kann man, wenn man will ziemlich viel Oxiationsmittel zusetzen, weil man hier später dafür sorge tragen kann es wieder zu entfernen bzw. zu zersetzen. Draußen ist das so nicht möglich bzw. vorgesehen. Daher dürfen die Konzentrationen nicht so hoch sein, weil man das Wasser ja noch trinken will.

Im Allgemeinen versucht man erst so viel wie möglich zu oxidieren und falls dann noch nötig die verbliebenen organischen Reste mit Aktivkohle aus dem Wasser zu holen. Aktivkohle ist auch in der großtechnischen Wasseraufbereitung relativ teuer. Zudem wird so eine Verkeimung der Aktivkohle bei einem Durchflußfilter verhindert und die Oxidationsmittel werden bei Kontakt mit der Aktivkohle zersetzt. Wenn du ganz sicher gehen willst, würde ich mich daher auch draußen an diese Reihenfolge halten:

  • Vorfiltern von Schwebstoffen, falls nötig.
  • Behandlung mit Entkeimungs/Oxidationsmittel
  • Behandlung mit Aktivkohle.

Über die Abfolge der letzten beiden Schritte könnte man schlussendlich auch streiten. Wie schon oben beschrieben, bin ich mir ja selbst nicht sicher, wie effektiv Chlordioxid bei der Entfernung org. Vernreinigungen aufgrund der verwendeten Konzentration nun wirklich ist (kommt ja auch stark auf die jeweiligen Verunreinigungen an). Daher ist die Abfolge hier wahrscheinlich nicht soo entscheidend. Bei Mittel, die zusätzlich Silberionen enthalten hätte man sogar den Nachteil, dass sicher ein Teil der Silberionen in der Aktivkohle hängen bleibt, die man doch eigentlich im Wasser haben will.
Auch rein prakitisch ist es sicher einfacher die Aktivkohlefilterung gleich mit der Vorfilterung zu kombinieren. Der Hauptgrund für eine solche Abfolge bleibt aber, dass man so die Verkeimung verhindert und so nicht ständig einen Bakterienpool mit sich rum trägt.

Ich selber muss zugeben, dass mir die manuelle Kombination von Entkeimungstabletten und Aktivkohle zu aufwendig wäre.

Bearbeitet von lexa, 26. Januar 2011 - 19:03.


#5 Kampfpudding

Kampfpudding
  • 788 Beiträge

Geschrieben 26. Januar 2011 - 19:10

Diese Tabletten sind schon Recht sicher. Sonst hätten Katadyn und Co keine mehr verkauft bzw. verkaufen können. Im Grunde reicht es, wie von lexa schon erwähnt, das Wasser grob zu filtern und dann zu behandeln. Dazu reicht ein T-Shirt, Kaffeefilter etc. Wenn du ganz sicher gehen willst, lässt du das Mittel ca. 2 Stunden einwirken. Dann sind (zumindest bei Micropur forte) selbst Giardia abgetötet oder besser gesagt oxidiert.

Grüße
pudding

#6 blue_balu

blue_balu
  • 120 Beiträge

Geschrieben 27. Januar 2011 - 11:02

...
Auch rein prakitisch ist es sicher einfacher die Aktivkohlefilterung gleich mit der Vorfilterung zu kombinieren. Der Hauptgrund für eine solche Abfolge bleibt aber, dass man so die Verkeimung verhindert und so nicht ständig einen Bakterienpool mit sich rum trägt.

Ich selber muss zugeben, dass mir die manuelle Kombination von Entkeimungstabletten und Aktivkohle zu aufwendig wäre.


Hallo lexa,
Stimmt, aber hier muß man auch bedenken was Rainer Höh (Outdoorpraxis, glaube ich ?!) in seinem Buch zu Aktivkohlefiltern sagte:

Sinngemäßes Zitat:
Der Vorteil von Aktivkohlefiltern ist der das sie chemische Substanzen aus dem Wasser filtern. Der Nachteil ist, wenn die Aktivkohle mit der gebundenen Substanz A mit Wasser in Kontakt kommt das die Substanz B beinhaltet, die stärker mit der Aktivkohle reagiert als Substanz A, kann es passieren das der gesamte gespeicherte Vorrat von Substanz A mit einem Schlag in das zu trinkende Wasser gelangt, ...
Zitat Ende

Ich habe deswegen keinen Filter mit Aktivkohlekern, sondern eine alte PET-Flasche die mit einem Lappen / Holzkohle (jeweils frisch vom letzten Lagerfeuer) und Watte befühhlt ist. Darurch lasse ich das Wasser laufen, bevor ich Katadyn Micropur Forte zugebe oder (wenn es etwas dreckiger wird) das Wasser durch einen Keramikfilter pumpe.

Die Flasche wiegt nur knapp 270 Gr. und "filtert" einen Großteil der Stickstoffverbindungen (Dünger) und landwirtschaftlichen Abfälle (Odel / Gülle) im Vorraus aus dem Wasser. Der Lappen nimmt zuerst die groben Schwebstoffe heraus und die Watte hält eigentlich nur die Holzkohle.
Über die jeweils frisch getauschte Holzkohle minimierst du die Gefahr.

MfG blue_balu, der sich im Jahre 1985 eine wunderbare Darminfektion bei einer Lahnfahrt zuzog, nur über das verdunstende Wasser im Kanu :evil: :lol:

#7 Arthur

Arthur

    Odoo.tv Gründer

  • 3.888 Beiträge
  • WohnortKerpen, Rheinland
  • Sport:Survival, Wandern

Geschrieben 27. Januar 2011 - 14:04

kann es passieren das der gesamte gespeicherte Vorrat von Substanz A mit einem Schlag in das zu trinkende Wasser gelangt,


Hast du da mal eine Quelle? Das höre ich zum ersten Mal. Soweit ich weiß löst sich nichts aus der Aktivkohle. Wir hatten da ja schon einmal in einem anderen Thema drüber gesprochen und dort wurde darauf hingewiesen, daß zur Deaktivierung der Aktivkohle Temperaturen um die 400°C nötig sind. In meinen Augen der einzige Negativpunkt ist, daß Aktivkohle halt irgendwann komplett gesättigt ist und dann alles durchlässt.

Ich habe deswegen keinen Filter mit Aktivkohlekern, sondern eine alte PET-Flasche die mit einem Lappen / Holzkohle (jeweils frisch vom letzten Lagerfeuer) und Watte befühhlt ist. Darurch lasse ich das Wasser laufen, bevor ich Katadyn Micropur Forte zugebe oder (wenn es etwas dreckiger wird) das Wasser durch einen Keramikfilter pumpe.


Nochmal langsam: Du hast eine PET Flasche dabei, einen Lappen, Watte, Micropur und (bei dreckigem Wasser) noch einen Keramikfilter. Unterwegs produzierst du immer frische Holzkohle. Und das alles, nur weil du glaubst, daß die von dir produzierte Holzkohle besser ist als die Holzkohle aus Kokosnüssen, die zu Aktivkohle verabreitet wird? :rolleyes:

#8 blue_balu

blue_balu
  • 120 Beiträge

Geschrieben 27. Januar 2011 - 15:40

Hast du da mal eine Quelle? ...

Hallo Arthur,
Rainer Höh, "Outdoor Praxis", Reise Know-How-Verlag Bielefeld, ISBN 3-8317-1458-4
Seite 273
Zitat Anfang:
"Aktivkohlefilter halten einen Teil der Keime ebenfalls mechanisch zurück, können aber außerdem Pestizide und andere Chemikalien 'absorbieren'.
...
Außerdem: wenn eine zweite Chemikalie auftaucht, die von der Aktivkohle stärker angezogen wird, so kann sie die erste verdrängen, und das ganze gespeicherte Gift gerät mit einem Schlag ins Trinkwasser !
"
Zitat Ende

Nun das "gesamte" mit Sicherheit nicht - aber es wird wahrscheinlich schon ein Teil wieder abgegeben, wieviel das weiß der Gerichtsvollzieher:lol:.

Nochmal langsam: Du hast eine PET Flasche dabei, einen Lappen, Watte, Micropur und (bei dreckigem Wasser) noch einen Keramikfilter. Unterwegs produzierst du immer frische Holzkohle. Und das alles, nur weil du glaubst, daß die von dir produzierte Holzkohle besser ist als die Holzkohle aus Kokosnüssen, die zu Aktivkohle verabreitet wird? :rolleyes:


Nein, so natürlich nicht !
Ich hab eine PET-Saftflasche in der die Erste Hilfe Sachen für meinen Hund sind, und da ist jede Menge Watte dabei (wenn man einem Hund einen Verband an den Pfoten anlegt, muß !!! man Watte zwischen die Ballen stopfen, weil er sich sonst an den Seiten durch den Druck wund reibt). Der Lappen ist ein alter Socken von mir (Mahlzeit :p) den ich immer im Kochgeschirr zum reinigen habe.
Die Holzkohle (angekohltes, abgeschabtes Holz) mache ich nur wenn es notwendig ist, weil das Wasser nach dem groben Vorfiltern (Kaffeefilter) noch zu extrem riecht, ...:cry:
Auf diese Weise kann ich den Keramikfilter meistens zu Hause lassen und nur mit Katadyn Forte auskommen.

Die Flasche wird am Boden (mit einem Loch in der Mitte) mit Watte ausgelegt und mit einer dicken Schicht Holzkohle zerstampft gefüllt. Darüber wird der Socken (altes BW-Modell) in die Flasche gefüllt und so ist die Flasche (1Ltr. Inhalt) zu etwa 1/3 gefüllt. Jetzt gieße ich das Wasser mit einem alten Reise-Hundenapf in die Flasche die in meiner Ortlieb Schüssel steht. Katadyn-Tropfen (Forte) dazu und warten.
Das Loch im Boden der PET-Flasche habe ich übrigens im normalen Gebrauch mit einem Stück Ducktape verschlossen.

Wenn ich den Keramikfilter dabei habe verwende ich nur ein Stück Kaffeefilter als Vorfilter der über den Tauchschlauch gebunden wird.

MfG blue_balu, der einen 43 Kilo Hund hat, mit einer Vorliebe für Dornen und Glasscherben - Schuhe sind oft (!!!) angesagt, ...

#9 Arthur

Arthur

    Odoo.tv Gründer

  • 3.888 Beiträge
  • WohnortKerpen, Rheinland
  • Sport:Survival, Wandern

Geschrieben 27. Januar 2011 - 18:43

Aktivkohlefilter halten einen Teil der Keime ebenfalls mechanisch zurück, können aber außerdem Pestizide und andere Chemikalien 'absorbieren'.
...
Außerdem: wenn eine zweite Chemikalie auftaucht, die von der Aktivkohle stärker angezogen wird, so kann sie die erste verdrängen, und das ganze gespeicherte Gift gerät mit einem Schlag ins Trinkwasser !


Der erste Absatz ist schon einmal definitiv falsch. Aktivkohle hält definitiv keine Keime zurück. Selbst ein gepresster Block kann bei schlechter Kohle Durchflussgrößen von bis zu 30 Mikrometer haben. Bakterien sind in der Regel um die 1 Mikrometer groß. Gute Aktivkohle ist zwar mit Durchflussgrößen von 50 bis 200 nm deutlich besser, aber für Viren ist auch das noch eine Autobahn. Hepatitis Viren zum Beispiel sind um die 25 nm groß. Und das wohlgemerkt bei einem gepressten Block! Ein Aktivkohlegranulat läßt selbst Protozoen durch.

Ob der zweite Part stimmt, wage ich mal zu bezweifeln. Zumindest so lange, bis ich dazu zwei unterschiedliche und fundierte Berichte lese. Den vom Autor aufgeführten Effekt konnte ich zumindest nirgendwo anders finden. Zwei Beispiele:

Aktivkohle-Blockfilter

Wasserfilter Vergleich | Aktivkohlefilter

#10 blue_balu

blue_balu
  • 120 Beiträge

Geschrieben 27. Januar 2011 - 19:01

Hallo Arthur,

Ich kann dir nur beschreiben, was R.Höh über die Kohlefilter sagt - ob es jetzt so stimmt kann ich dir nicht garantieren. Nur eines kann ich dir versichern, meine Methode verbessert bei Bedarf den Geschmack um einiges.

MfG blue_balu




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