Hallo!
Sehr schöne Bilder. Ein interessantes Reiseziel. Danke für die Eindrücke. Aber eine Frage hätte ich: Wie war es denn mit den wilden Tieren? Welchen begegnet? Habt ihr dafür Vorkehrungen getroffen?
Gut Pfad
Avesjünger
Die Einmannzelte sind Carinthia x-tour Protector und werden auch in einem Video auf odoo.tv vorgestellt (wodurch ich sie auch erst entdeckt habe, link:
X-Tour Protector). Es gibt in der Tat leichtere Einmannzelte, aber ich finde diesen Biwaksack urgemütlich. Man hat im Kopfraum durch die zwei Stangen viel Platz (z.B. zum Lesen) und vorne ein Fenster (mit extra Moskitonetz) sodass man nachts auch mal rausschauen kann. Ich habe meinen Rucksack nachts in den Biwaksack hereingenommen, wodurch er etwas unbequemer wird. Mein Sohn hat den Rucksack draussen gelassen und mit einem Poncho abgedeckt.
An Tieren haben wir vor allem Rotwild gesehen. Bären, Wölfe und Luchse sind halt sehr scheu (ich habe aber Fotos von Spuren, Wolfsexrementen etc). In der Stadt Brasov kommen bis zu acht Bären täglich von den Bergen runter, um in Müllcontainern zu wühlen, aber dort haben wir nicht vorbeigeschaut, weil das kein sehr natürliches Spektakel ist. Beim Überqueren der Berge in Apuseni gab es um uns herum frische Spuren einer Bärin und eines Jungtiers auf dem Pfad auf mehr als einem Kilometer. Statt zu versuchen, sie aufzuspüren und zu beobachten, haben wir aber absichtlich laut gesprochen und die neue CD von Avril Lavigne auf dem Mobiltelefon-Lautsprecher abgespielt, um die Begegnung mit wilden Tieren zu vermeiden. Die Menschen vor Ort haben vor den Bären viel Respekt und betrachten sie als 500-Kilo-Killermaschinen und wir waren auch lieber vorsichtig. Der erwähnte Naturkundler ist an verschiedenen Forschungsprojekten über "Mensch-Tier-Interaktion" beteiligt und laut Statistik sterben im Nationalpark in einer Saison vier Schafe pro Herde durch Bären- und Wolfsangriffe. Nur alle 2-3 Jahre kommt es vor dass ein Tourist von einem Bären krankenhausreif geschlagen wird.
Vorkehrungen haben wir keine getroffen. Ein paar Holzpfähle oder Messer helfen gegen einen wilden Bären sowieso nicht und die Wölfe sind sehr scheu. Wir haben beim Biwakieren einfach auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung vertraut (in der Hoffnung dass nicht gerade in unserer Nähe ein verhaltensgestörter Bär herumläuft) und Essenreste und Kochgeschirr etwa 80 Meter entfernt gelagert. In der Nacht haben wir 2-3 Mal mit der Taschenlampe geleuchtet wenn es sehr geraschelt hat. Die modernen Taschenlampen sind ja quasi Flakscheinwerfer. Ob Bären durch Taschenlampen erschreckt werden, weiss ich aber auch nicht.
Ach ja, ein Bild wollte ich unbedingt noch zeigen: die rumänische Version eines Ultraleichtzeltes. Die Schäfer bauen Holzkisten mit Dach und Fenster, die sie im Sommer auf die alpinen Wiesen schleppen, um bei den Herden zu schlafen. Wird die Wiese gewechselt, werden zwei Stangen unter die Kisten geschoben sodass zwei kräftige Leute sie wie eine Sänfte zum nächsten Schlafort tragen können. Ein kleines lokales Touristikprojekt besteht darin, Reisenden anzubieten auf den alpinen Wiesen in diesen Kisten zu schlafen und auf Wunsch an den Aktivitäten der Schäfer teilzunehmen (dreimal täglich melken, Tiere zur Wasserstelle begleiten, Käse produzieren, Wölfe abwehren etc). Die Schäfer verdienen nur etwa 150-200 Euros im Monat (+ Melkrechte, Verkauf eigener Schafe etc) und könnten die Extraeinnahmen ganz gut gebrauchen. Das Schlafkisten-Exemplar auf dem Foto ist umgefallen und etwas kaputt (die neuen Kisten werden erst im Mai auf die Wiesen getragen), aber man erkennt die Struktur ganz gut:
Bearbeitet von HolgerD, 08. April 2011 - 16:14.