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Unterschied Fällkniven F1 VG-10 und 3G

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7 Antworten in diesem Thema

#1 maku

maku
  • 981 Beiträge
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 15. Februar 2013 - 22:26

Ich beabsichtige, mir das F1 zu kaufen. Bei der Frage ob es eines aus VG-10 oder aus 3G sein soll fällt zunächst der nahezu doppelt so hohe Preis für's 3G auf und 3 HRC mehr als bei der VG-10-Ausfürunhg. Lohnt es sich, den höheren Preis für das 3G zu bezahlen oder eher nicht? Über die Stähle bin ich theoretisch gut im Bilde, aber wie schlagen sie sich in der Praxis? Schnitthaltigkeit, Nachschärfbarkeit, Schneidleistung...? Wie groß sind die Unterschiede?

Bearbeitet von maku, 16. Februar 2013 - 00:15.


#2 BiBaButzeBen

BiBaButzeBen
  • 411 Beiträge
  • WohnortBaden
  • Sport:Angeln, Camping, Survival, Tauchen, Wandern

Geschrieben 16. Februar 2013 - 11:57

Ich habe zwar kein F1 aber ein U2 mit 3G und versch. andere Messer mit VG10.

VG10 ist ein rostfreier, schnitthaltiger und relativ robuster Allroundstahl. Er ist N690 sehr ähnlich. MMn sind VG10, N690 und SB1 die ausgewogensten Stähle wenn es rostfrei und "nicht PM" sein soll. In diesem Bereich sind das meine Favoriten. Die max. erreichbare Schärfe ist nicht so überragend, aber das ist für ein Outdoormesser sowieso kein Kriterium. Zum Armhaare rasieren reichts und wer Sushi machen will, sollte kein Messer mit 5mm Stärke nehmen...

3G erfüllt im Prinzip die gleichen Anforderungen ist aber in allen Bereichen nochmal ne Spur besser. Er nimmt eine sehr feine und trotzdem aggressive Schärfe an. Das Nachschärfen ist kein Problem. Als Nachteil empfinde ich, dass die Seiten der Klinge recht leicht zerkratzen. Das fällt aber eigentlich nicht ins Gewicht. Eine anständige Gebrauchsschärfe hält mein U2 wirklich bemerkenswert gut. Subjektiv gefühlt sogar besser als S30V. Bei harten Arbeiten könnte 3G etwas eher zu kleinen Klingenausbrüchen tendieren. Das ist aber nur ne Vermutung und kommt bei VG10 ja auch manchmal vor. Wer das Vermeiden will muss eben zu 1095 oder O1 greifen. Die rosten allerdings und sind deutlich weniger schnitthaltig.

Der hohe Preis entsteht durch den weitaus aufwändigeren Fertigungsprozess. Die komplizierte Herstellung des PM-Stahls fällt beim VG10 eben nicht an. Sowas kostet...

Meine Meinung:

Ist 3G besser als VG10? Ja
Ist 3G den höheren Preis wert? Nein
Welches Messer würde ich nehmen? 3G :D

Schnitthaltigkeit:
VG10 - gut
3G - sehr gut, besser als die Meisten anderen.

Nachschärfbarkeit:
VG10 - einfach
3G - dauert 30 sec. länger. Immernoch einfach.

Schneideleistung:
Hängt mehr von der Klingengeometrie als vom Stahl ab.

Erreichbare Schärfe:
VG10 - ausreichend
3G - sehr fein

Rostbeständigkeit:
VG10 - quasi rostfei
3G - quasi rostfrei

Bruchfestigkeit der Klinge:
VG10 (lam.) - gut
3G - gut

Stabilität der Schneide:
VG10 - für rostfrei sehr gut
3G - vermutlich ähnlich, eventuell etwas anfälliger, bei sachgemäßem Gebrauch definitiv ausreichend.

Bearbeitet von BiBaButzeBen, 16. Februar 2013 - 12:14.


#3 maku

maku
  • 981 Beiträge
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 16. Februar 2013 - 18:50

Danke für den ausführlichen Beitrag. Hmm... Da wird der doppelte Aufwand zum doppelten Preis getrieben, nur um ein Spur besser zu sein? Dann doch lieber VG-10? Ich muss es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.

#4 BiBaButzeBen

BiBaButzeBen
  • 411 Beiträge
  • WohnortBaden
  • Sport:Angeln, Camping, Survival, Tauchen, Wandern

Geschrieben 17. Februar 2013 - 01:06

Für den doppelten Preis bietet 3G nicht den doppelten Nutzwert. Das ist klar.....
Am Ende kommt es darauf an was es DIR wert ist.

Mit meinem alten Toyota komme ich genauso schnell zur Arbeit, wie mit ner S-Klasse. Ich habe nicht den Eindruck unkomfortabel unterwegs zu sein. Trotzdem hat mein Chef ne S-Klasse UND nen 911er.
Hat er deshalb nen größeren praktischen Nutzen? Nein!
Ist ein 911er fett? Ja!
Wären mir 2 Autos 250.000€ wert? Lächerlich! :bang:
Hab ich schon mehr für ein Messer ausgegeben als das 3G kostet? Ja!
Habe ich davon nen praktischen Nutzen? Nicht wirklich...
Bin ich deshalb verrückt? Nein!

Ist dir ein besonderes Messer, das eben ein bisschen mehr kann als ein sehr gutes Messer 230€ wert?
Ich habe keine Ahnung.
Es kommt ausschließlich auf deine Einkommensverhältnisse oder deinen Mangel an Vernunft an :D .

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine wohlüberlegte Anschaffung, die eigentlich nicht sinnvoll ist und meinen finanziellen Rahmen eigentlich auch überschreitet, am Ende doch die richtige Entscheidung war. Wenn man ein Produkt oft und intensiv nutzt, rechnet sich die deutlich teuerere Investition meistens.
Wenn es einem keinen Nutzen, aber irgendeine anhaltende "Befriedigung und Freude" bringt, dann ist es sein Geld auch wert (bei GTI und 3er BMW Fahrern ist dieses Phänomen gut zu beobachten). Die Lebensqualität steigt in diesem Fall, auf eigentlich irationale Weise, überproportional zu den Kosten. Ich glaube das nennt man dann "Hobby" oder "Material Junkie". Je nachdem....
Kauft man das hochpreisigere Produkt um jemandem zu imponieren oder aus (sorry) Schwanzvergleichsgründen, gehört man geschlagen und dazu verurteilt das verschwendede Geld an ne Familie in Burkina Faso zu spenden.
Hat man an nem 300€ Messer Freude und nutzt es eine lange Zeit, dann ist das auf jeden Fall weniger Verschwendung als ein 911er :cool:

Du siehst:
Es ist kompliziert und das war viel Text.....

#5 maku

maku
  • 981 Beiträge
  • Sport:Fahrradfahren, Wandern

Geschrieben 17. Februar 2013 - 21:10

Kompliziert? Nicht unbedingt, aber dennoch recht komplex, was den Umfang des Textes vollständig rechtfertigt.

Unsere Ansichten bzgl. der Preis- und Qualitätsaspekte sowie des Nutzwertes sind eher gleich als unterschiedlich. Die emotionale Seite einer Anschaffung sehe ich im Prinzip sehr ähnlich und einen Toyota hatte ich auch :) Messer bedeutet für mich Werkzeug und wird auch so behandelt: pfleglich und mit Bedacht aber niemals zärtlich. Meine Wahl fiel deswegen auf das F1, weil mir die Schlichtheit seines Designs unheimlich gefällt: neutral, bescheiden, keine besondere Anmutung in Richtung tacticool oder Hunting aber dennoch grundsolide. Irgendwie wie mein Toyota ( und hoffentlich auch deiner), oder kurz: kein Aufreger aber solide - und das suche ich.

Die Frage nach dem Stahl findet langsam die Antwort. Soooo intensiv wird mein F1 nicht genutzt, harter Einsatz wird eher 'ne Seltenheit sein. Eine meiner Absichten ist es, mit dem F1 mein Miltary als EDC zu ersetzen, was sich allerdings als etwas problematisch erweisen könnte. Warum 4,5 mm Klingenstärke? Damit genug Reserve vorhanden ist, falls es doch zum "Mißbrauch" kommt. Für den Feinschnitt habe ich noch das Military :D Es sieht so aus, als ob VG-10 reicht... Und nochmal lieben Dank für deine Ausführungen ^^
  • Uhu gefällt das

#6 Bruno

Bruno
  • 38 Beiträge

Geschrieben 20. März 2013 - 21:36

Danke für den ausführlichen Beitrag. Hmm... Da wird der doppelte Aufwand zum doppelten Preis getrieben, nur um ein Spur besser zu sein? Dann doch lieber VG-10? Ich muss es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.


Ich habe beide Messer. Ein VG10 und ein 3G - ganz ehrlich ... man merkt kaum einen Unterschied.Man muß halt beim 3G etwas mehr Druck beim Schärfen auf dem Stein ausüben, weil härter. Und wenn man doch mal abrutscht und die Klinge im Dreck landet tut es beim VG10 nur halb so weh :bang: .Beide Klingen sind gut und das F1 ist mein absoluter Favorit :love: .Klingenausbrüche hatte ich bei Beiden nicht.
Also eine Frage des Euro !

Bearbeitet von Bruno, 20. März 2013 - 21:49.


#7 HolgerD

HolgerD
  • 202 Beiträge
  • WohnortMadrid
  • Sport:Camping, Wandern

Geschrieben 20. März 2013 - 22:10

Es ist kompliziert und das war viel Text.....


Vielen Dank für den Beitrag. Für die nicht so Stahlkundigen war die Darstellung sehr verständlich und die Schlussfolgerungen sehr gut nachvollziehbar. Ich weiss jetzt dass ich nicht unbedingt ein 3G Messer brauche, aber an das Thema denken werde, wenn ich mal ein besonders schönes sehe. Aufgrund des Beitrages werde ich es dann vielleicht kaufen. Beim Fällkniven TK2 könnte ich schon jetzt schwach werden, aber der Preis von EUR 300 schreckt mich bisher noch ab.

#8 lexl

lexl
  • 8 Beiträge
  • WohnortNiederbayern
  • Sport:Wandern

Geschrieben 21. Mai 2013 - 19:50

Ein wirklich sehr guter Beitrag und eine tolle Gegenüberstellung der beiden Stähle. Daß die maximal erreichbare Schärfe bei einem Outdoormesser "zweitrangig" ist, sehe ich absolut genau so. Ich besitze ein Fällkniven S1 mit VG-10 und bin äußerst zufrieden mit dem Messer. Winzige Klingenausbrüche habe ich aber auch feststellen können, das stimmt. Jedenfalls würde ich (auf Grund des Preises) beim F1 zum VG-10 greifen. Da hier grade über die typischen bei Fällkniven verwendeten Stähle berichtet wird, würde mich interessieren, ob jemand Erfahrung mit dem laminierten CoS hat, der z.B. beim PXL wh (Workhorse) verwendet wird.




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