In einem lebensbedrohlichen Notfall, wo keine ausreichend schnelle Hilfe durch einen Arzt gewährleistet ist, sehe ich (persönlich) das Risiko, durch ein Medikament Schaden zu erleiden als relativ gering an im Vergleich zum Risiko, durch den vorliegenden Notfall ums Leben zu kommen.
Das ist falsch. Wir reden hier nicht von ner "harmlosen" Kopfschmerztablette. Das sind dann schon Medikamente die massiv in Körperfunktionen eingreifen. Meist sind das Medikamente die gegenteilige Wirkungen haben. Zum Beispiel erhöht Medikament A den Blutdruck und Medikament B senkt in. So da haben wir schon das erste Problem. Was geben A oder B oder vieleicht doch C weils gar nicht am Blutdruck liegt? Dann das nächste Problem wieviel? Ohne entsprechendes Hintergrundwissen ist es eigentlich eher unwahrscheinlich die richtige Dosis zu verabreichen und nicht eine Unterdosis oder noch schlimmer eine Überdosis. Die größten Überlebenschancen hat der Patient wenn man im nix gibt wenn man sich nicht auskennt. Mögliche Wechsel oder Nebenwirkungen noch nicht mal berücksichtigt.
Das Wort harmlos hab ich oben in Anführungsstriche gesetzt weil vermeintlich harmlose Medikamente auch nicht ohne sind. Leute die Paracetamol nach dem Motto "viel hilft viel" nehmen riskieren einen Leberschaden. Was besonders ärgerlich ist weil eine erhöhung der Dosis bei Paracetamol keine erhöhung der Wirkung sondern nur der Nebenwirkungen zur Folge hat. Auch wird das Medikament gern von "Selbstmördern" (also dehnen die sich eigentlich nicht umbringen wollen sondern den Selbstmordversuch als stummen Hilfeschrei nutzen wollen) benutzt in der irrigen Meinung das das nicht so gefährlich wie Schlaftabletten sei. Nur blöd das man an Leberversagen sterben kann wenn man 20 Tabletten auf einmal nimmt(vieleicht kann sich der ein oder andere daran erinnern das es vor ein paar Jahren durch die Medien ging das man die Anzahl von Tabletten pro Packung bei Paracetamol reduzieren wollte. Dies hatte genau diesen Hintergrund).
Natürlich muss auch jeder Erste-Hilfe-Ausbilder sagen, dass man als Ersthelfer keine Medikamente verabreichen darf etc. Wenn er das Gegenteil behaupten würde, wäre er ja haftbar zu machen, wenn ich dem nächsten Verletzten, den ich sehe, eine Adrenalinspritze ins Herz verabreiche und später vor Gericht aussage, dass der Ausbilder mir das so gesagt hat.
Pulp Fiction ist zwar ein geiler Film aber halt nur ein Film. Halt Fiction. Da wurden zwei Sachen aus dramaturgischen Gründen vermischt. Einmal die Gabe eines Opioidantagonist, da setzt die Wirkung wirklich schlagartig nach intravenöser Gabe ein. Durch die Aufhebung der Opiadwirkung wird der Junkie wieder fit und läuft nicht selten weg. Der kommt aber nicht weit weil der Opioidantagonist nur ein paar Minuten wirkt. Und dann die Gabe von Adrenalin was mal Mittel der Wahl bei einer Reanimation war. Die Intrakardiale Gabe ist wegen der Risiken schon lange nicht mehr üblich kommt im Film aber dramatischer. Das bekäme man über einen Tubus eh viel leichter in den Patienten. Wie gesagt bekäme, da der Trend dahin geht bei einer CPR gar keine Medikamente mehr zu geben da man erkannt hat das weder die Gabe von Natron noch die Gabe von Adrenalin die Überlebenschancen des Patienten erhöht.
Die Gabe eines unwirsamen Mittels mittels einer riskanten Dahrreichungform ist also recht blödsinnig.
Nur wenn der entsprechende Ersthelfer nicht zufällig einen Sanikoffer und seinen Schweizer- Taschen- Defibrilator am Gürtel trägt kann er in diesem Fall auch nicht helfen. Auch wenn er 1 Liter Doppelherz in den Bewusstlosen schüttet.
Ersteres ist noch nicht mal so eine schlechte Idee. Die Bereitschaft tausende Euro für ein Gerät (AED)auszugeben das man als Privatperson wohl nie benutzen wird dürfte bei selbigen zwar gegen Null gehen aber da kann man in Gegensatz zur Medikamentengabe dem Patienten nicht schaden da die Geräte Idiotensicher gebaut sind. Zweiteres ist eine nicht ganz so gute Idee. Das größte Problem das ein Bewustloser hat ist das der Schließmuskel erschlaffen kann wodurch Mageninhalt in die Luftröhre gelangen kann woran dieser dann ersticken kann. In dieser Situation ist der Versuch ein ganzen Liter einer Flüssigkeit oral zu verabreichen so ziemlich das bescheuertste was man tun könnte. Falls das wieder Erwarten doch gut gehen sollte sind die 17vol% Alkohol auch nicht besonders gesundheitsfördernt. Na war ja auch nicht ernst gemeint.
Das Beispiel mit dem Diabetiker ist sogar sehr gut. In Falle das man eine bewustlose Person auffinde gibt es eindeutig sinnvollere Tätigkeiten als dessen Taschen zu durchsuchen. Das man schon mal gar nix macht bevor man nicht den Blutzucker gemessen hat dürfte schon mal klar sein. So wenn der Patient unterzuckert ist und bei Bewustsein kann man ihm Traubenzucker geben (der einzige Fall in dem ich es als Rettungssanitäter verantworten kann etwas zu verabreichen!). Ist der bewustlos auch das nicht. Da besteht Aspirationsgefahr. Zwar nicht so drastisch bei dem Doppelherz aber die Unterzuckerung ist in dem Fall immer noch das kleine Problem.
So und was ist mit einer Überzuckerung? Selbst ein Notarzt würde in so einem Fall kein Insulin geben und dafür hat er gute Gründe. Hohe Dosen von Insulin die in diesem Fall notwendig wären haben als Nebenwirkung eine Störung des Kaliumhaushaltes und dieses Problem bekommt man präklinisch nicht in den Griff.
So nun zu dem Beispiel mit dem Asthma: Die Siuation das ein Asthmatiker nicht mehr in der Lage sein Spray selbst zu nehmen ist aber noch nicht bewustlos (in dem Fall bekommen wir eh kein Spray dahin wo es hin müste)ist sehr unwahrscheinlich. Wie sieht es jetzt mit dem Fall aus das sein Spray leer ist und wir zufällig selbst ein dabei haben? Nun est gibt allergisches und nichtallergisches Asthma. Bei ersterem haben wir es defenitiv mit einem Allergiker zu tun und beim zweiten ist die Wahrscheinlichkeit auch sehr hoch. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nun wirklich keine gute Idee ihm irgendwelche Substanzen beizubringen.
Was mich etwas wundert das noch nicht die Frage nach einer Koniotomie mittels Taschenmesser und Kugelschreiber aufgekommen ist.