Danke für die ausführliche Antwort.
Vielleicht nochmal stärker auf den Aspekt "Leistung" statt "Preis", mir ist klar, dass du einen Kurztest im Video präsentierst, aber (bestimmt) wesentlich mehr und länger mit den vorgestellten Messermodellen hantierst hast. Deswegen meine Fragen an dich, ich denke vor und nach Video hast du dir ein erweitertes Bild machen können: Bietet der höherwertige Stahl oder die Manufaktor einen
spürbaren Mehrwert an Schneidleistung oder Schnelligkeit oder Sicherheit oder anderen Kriterien ... in deinen Testbedingungen ?
So wird es evtl. klarer, was der Leistungsaspekt meint. Gerade wenn sich die groben Maße der Klingen stark ähneln. Und logisch, du hast ein subjektive Herangehensweise, die so nicht übertragbar ist. Immerhin mit dem unschätzbaren Vorteil, alle diese Messer nebeneinander vergleichen zu können.
Ich verstehe einfach nicht wieso sich einige immer über die Preise von handgemachten Messern beschweren.
Allein meine Nachfrage nach dem Preisniveau ist sofort Beschwerde ? Nein, das wäre ein Mißverständnis, aber die Frage darf doch hoffentlich erlaubt sein ?! Dort wo ich einen Vorteil in der Handfertigung sehe, bin ich gerne zu einer angemessenen Vergütung bereit. Die Antworten beispielsweise von Heiko Häß in diesem Forum (wie anderen), in denen es um die Kostenkalkulation geht, sind für mich nachvollziehbar, führt man sich vor Augen, dass jeder Fertigungsschritt Arbeitszeit und Fehlschlagrisiko umfasst. Am Ende der Produzent noch etwas verdienen will. Und zu unterscheiden, worin genau der handwerkliche Part besteht oder objektiv Nebenkosten (plus Schwankungen) vorhanden sind, ist denke ich wichtig, ebenso wohin das Geld fließt, in welche Art von "Philosophie" eines Anbieters und ob man diesen Ansatz unterstützen möchte.
Meine persönliche Kriterien sind, dass ich von dem "Einkauf" einer bestimmten Eigenschaft etwas für mich Messbares bekommen möchte, das kann gerne die Haptik, das Besondere am Einzelstück, die Stimmigkeit des Gesamtproduktes u.ä. sein. Oder konkret ein besonderer Messerstahl, der in der Materialbeschaffung die Differenzkosten ausmacht.
Hauptsache ich kaufe einen für erkennbaren Gegenwert ein. Mir ist völlig klar, dass bei Sammlern wie unterschiedlichen Einkommen die Bemessung dieses Gegenwerts höchst unterschiedlich ausfällt, weniger rational als gemessen am Wow-Effekt oder Reizempfinden. Das Gefallen eines bestimmten Messers oder eines anderen Ausrüstungsteils ist deshalb per se individuell anders und die Bereitschaft, dafür einen Geldwert abzudrücken gleichermaßen.
Würden wir alle unsere Ausrüstungsgegenstände erst nach finanziell erfolgreicher Berufstätigkeit bzw. nach Ansparen anschaffen, dazu noch vom überkommenen Geist der Handwerkerära beseelt sein statt vom kurzlebigen Konsumdenken, der Trend zu Massenfertigung wäre deutlich niedriger und jeder hätte handgefertigtes Werkzeug, egal ob Hammer, Beil, Messer oder darüberhinaus Schuhe, Möbel, Bekleidung. Wobei es bei Messern noch leichter möglich wäre, mehrere Varianten in unterschiedlichen Gewichts- und Verwendungsklassen anfertigen zu lassen.
In der Küche verwende ich häufig Messer und verwende dort trotzdem nur "günstige" Massenfertigung, die entsprechend häufig nachgeschliffen werden, weil mir das ausreicht und die Nachteile (Zeitaufwand) akzeptabel sind. Weil ich mit Plastikgriffen gut leben kann und mir die Pflege von Holzgriffen gerne spare. Ein Opinel in der Küchenschublade hat bei mir den größten Pflegeaufwand. Solche Abstufungen erlebt sicher jeder in seinem Haushalt.
Umgekehrt die handgefertigen Produkt über deren praktische Bedeutung hinaus zu stilisieren, in eine Art heilige Verehrung zu rücken, halte ich für oft überzogen. Anlaß dazu einschlägige youtube Videos mit Unboxing Gottesdienstzeremonie. Gerade wenn ich mir so manche "Einheitsmesser" ansehe, mit dem Touch taktische Verwendung oder Bezeichnungen, in denen weniger seltene Holzarten als Griffe (sondern Micarta), statt eigene Schmiedearbeiten Fertigstähle mit Fremdhärtung und für mich kaum ersichtliches Finishing (weil nicht selbst in der Hand gehabt) dann unkritisch jeder Preis verlangt werden kann. Ohne pauschal alle neuen, kleinen Messerfertiger bewerten zu wollen. Es gibt ja einen Sammlermarkt, der generiert eine konstante Nachfrage, in der Outdoorpraxis machen die handgefertigten Messern sicher nur einen Bruchteil aus, vielleicht bei den Jägern noch den größten.
Ich verstehe den Reiz, ich erliege selbst oft diesem Reiz bei Schneidwerkzeugen, nüchtern betrachtet reichen wenige, voneinander unterscheidbare Längen und Dimensionen für ein ganzes Leben aus. Man möchte halt mal Abwechslung...
Back to topic, bin leider ausgeufert, ich gönne dem TR 13 die Beachtung, kann mir noch kein eigenes Bild machen von der Fertigungsqualität, deshalb ebensowenig von der Preisgestaltung, weil ich die gesparten 100 Euro oder mehr lieber woanders investiere bzw. mir für Neuanschaffungen in anderen Bereichen anspare, die kaputt gehen, keine Reparatur lohnt o.ä. Diese Einstellung ist sicher genausowenig rational, aber die Freizeitaktivität draussen ist vermutlich kein rein rationales "Geschäft". Sondern gibt uns etwas auf der emotionalen Ebene, dann kann ja gerne ein Lieblingsmesser - aus Handfertigung mit besonderen, individuell gewählten Materialien - dieses Gefühlserlebnis noch steigern.
Lege ich solche Maßstäbe an, erscheint mir das TR 13 eher langweilig, weil - wie oben schon erwähnt - ein Stück flacher Stahl mit schwarzem Griff und dann noch Kydex. Gut, wahrscheinlich habe ich meinen Geschmack längst gefunden, muss mir darüber hier beim Schreiben nur nochmal klar werden.