- Expedition Varanger -
Mit Hundeschlitten in die arktische Klimazone
Der Plan:
- Start von Svanvik aus an der russischen und später der finnischen Grenze entlang durch den Pasvik Nationalpark.
- Auf den Spuren des Finnmarkslopet durch die Berge zur Varanger Halbinsel.
- Überquerung der Varanger Halbinsel und ihren Hochebenen.
- Entlang der Küste der Barentsee bis zu dem Tourenziel, der Insel Vardø und der Vogelinsel Hornøya
Die Tour:
Ich startete von Hannover aus mit SAS zunächst nach Kopenhagen um von dort aus nach Oslo und nach einer Übernachtung nach Kirkenes weiter zu fliegen. In Kirkenes sollten sich die restlichen Tourenmitglieder und Organisatoren treffen um dann gemeinsam ins ca. 40km entfernte Svanvik zu fahren.
Das erste Problemchen liess nicht lange auf sich warten. In Kirkenes waren wir nun zu dritt und es fehlten die anderen beiden Mitstreiter die mit den Organisatoren und den 57 Hunden von der ca. 1000km entfernten Huskyfarm anreisten und auf dem Weg zuerst von einer Lawine, danach von einem Defekt am Fahrzeug aufgehalten wurden. So kamen die Hunde in 2 Portionen an und wir waren erst spät in der Nacht komplett.
Die Wartezeit haben wir mit der Versorgung der ersten Hundeportion und kurzerhand dem Legen einer Loipe verbracht da es zunächst keinen zuverlässigen Zugang zu dem Grenzfluss nach Russland gab den wir auf den ersten Kilometern befahren wollten.
Also hieß es: "Schneeschuhe an und vorspuren!"
Im Hintergrund unsere Unterkunft des Tourenvorabends: Bioforsk Svanhovd
Nach ein paar Stunden aufgeregten Schlafes konnte es nun endlich losgehen.
Die Schlitten wurden ausgestattet, Hundefutter und Verpflegung für die Menschen aufgeladen, die persönliche Ausrüstung verstaut und die Hunde nochmal gefüttert.
Es gibt einiges zu verstauen ...
Gewicht des Schlittens: ca. 150kg
Dann ging es endlich los!
Meine acht Alaska Huskys waren hoch motiviert und es ging zügig auf den Grenzfluss der Norwegen von Russland trennt. Es galt besonders darauf zu achten auf keinen Fall die, im Winter mit Stöcken abgesteckte, Grenze zu überschreiten da sonst von russischer Seite mit drakonischen Strafen zu rechnen sei. Sogar das Andeuten eines Grenzüberschreitens wird geahndet. Doch darauf waren wir auch nicht aus und bewegten uns in Richtung der Wälder des Pasvik Nationalparks.
An der Grenze stiessen wir immer wieder auf norwegische Grenzpatroulien die mit Scootern unterwegs waren und sich jedesmal sichtlich über uns Naturverrückte mit ihren Hunden freuten.
Links der Stöcker: Russland - Rechts der Stöcker: Norwegen
Das Vorankommen war auf Grund des guten Wetters und der guten Schneebedingungen auf dem Fluss sehr gut. Doch die Finnmark liess uns durch plötzliche Wetterwechsel schnell die Macht der Natur spüren.
Eine "Wetterwand" ... Es wird schneien!
Schneefall vor Kulisse des teilweise nicht zugefrorenen Flusses
Doch auch im Schneetreiben konnten wir auf dem Grenzfluss sowie auf Scooterloipen gut Strecke machen.
Der Tag neigte sich dem Ende zu und wir schlugen unser erstes Lager auf dem Fluss auf.
Hilleberg Atlas. Ein klasse Zelt!
Nach weiteren Kilometern auf dem Eis liessen wir den Grenzfluss hinter uns und tauchten nun in die tief verschneiten Wälder des Pasvik ein.
Sofort verringerte sich unser Tempo da wir nicht immer eine Loipe zur Verfügung hatten und Hunde sowie Menschen wurden von der wundervollen Natur gefordert. Die Anstrengungen waren durch die Schönheit der Landschaft gut zu ertragen.
Pasvik Nationalpark
Der Wettergott war uns am zweiten Tag wohlgesonnen und wir konnten bei herrlicher Beleuchtung durch die Wälder fahren und die vielen Seen passieren.
Bei Sonnenschein und -10°C lässt sich das Leben geniessen
Je tiefer wir in den Nationalpark eindrangen, desto urwüchsiger und unwegbarer wurde das Gelände. Die Hunde mussten sich durch Schnee kämpfen der teilweise höher war als sie selbst und die Menschen versackten bei jedem Schritt von den Kufen der Schlitten mit unter bis zur Hüfte im tiefen Schnee. Wir kamen nur noch langsam voran und wünschten uns die Loipe des Finnmarkslopet herbei.
Doch diese musste zunächst erreicht werden.
Der Pasvik wird wilder je näher wir der finnischen Grenze kommen
Der Motor der Tour. Die Hunde vollbrachten mal wieder eine unglaubliche Leistung
Auf Grund der Schneeverhältnisse erreichten wir unser Etappenziel nicht und machten stattdessen an einer kleinen Schutzhütte Rast die uns auch als nachtlager dienen sollte. Zelten ist schön, aber in diesem Moment hatte keiner ein Problem mit einer Hüttenübernachtung.
Die Hunde wurden versorgt, der See wurde angebohrt und die Hütte angeheizt.
Kurz nach unserer Ankunft erreichte ein norwegisches Pärchen die mit Ski und Pulka und einem Malamut unterwegs waren ebenfalls die kleine Hütte und schlugen ihr Zelt neben uns auf.
Abendessen mit 9 Personen in der Hütte denn, "Platz ist auch in der kleinsten Hütte!"
Die beiden hatten sich 9 Monate Zeit genommen um von Nord- nach Südnorwegen zu reisen und waren froh als wir sie zum Abendessn einluden. Sie hatten sich nach eigener Aussage die letzten 2 Monate von "Trockenfutter" ernährt und nahmen unsere "Luxus Verpflegung" dankend an. Es gab Seelachs mit Gemüse und Couscous; es hat etwas Gutes wenn der Organisator der Tour früher einmal Koch in einem Sternerestaurant war.
So schlemmten wir gemeinsam, fachsimpelten über Wetter, Natur und vergangene Touren und liessen den Abend mit paar Gläschen Whisky ausklingen.
Am nächsten Morgen wurden wir von den beiden anderen Abenteurern freundlich verabschiedet und setzten unseren Weg, in Richtung finnischer Grenze und der ersehnten Loipe des Finnmarkslopet, fort.
Wir mussten uns nun durch die Bergregion des Pasvik schlagen bis wir endlich die ersten Loipenstäbe erblickten.
Mit schwerem Schlitten durch "klebrigen" Schnee
Da der Finnmarkslopet aber vor über einer Woche vor uns zu Ende war, war die Loipe hoffnungslos im Schnee versunken. Die Leithunde konnten sie nicht spüren und wir mussten weite Streckenabschnitte dieses Tages mit Schneeschuhen vorweg gehen um die Hunde zu leiten.
Wir kamen an diesem Tag in den ersten 7 Stunden nur geschlagene 10km vorwärts. Immer am finnischen Grenzzaun entlang über die Berge.
Der Blick zurück in "leichtere Zeiten"
Der Grenzzaun als ständiger Begleiter
Aber nach jedem Anstieg folgt irgentwann der Gipfel und eine Abfahrt. Wir erlebten das die Strecke besser wurde und nur die Südhänge von Schneewehen heimgesucht wurden.
Endlich konnten die Hunde wieder laufen!
"Über die Kante"
Wir fuhren an diesem Tag bis zur Dämmerung und bewältigten soviel Strecke wie möglich.
Die letzten Strapatzen des Tages
Nach einer Nacht im Zelt führte uns der Trail durch herrliche Märchenwälder die wir bei gutem Wetter geniessen konnten.
Es ging wieder voran!
Wundervolles Panorama
Nach einigen weiteren Kilometern über die Berge trennten wir uns von dem mittlerweile liebgewonnenen Grenzzaun und stiessen auf eine gut zu befahrene Scooterloipe. Hier trafen wir einen Samen auf einem Scooter der uns berichtete das er sich auf den Weg gemacht hat um die Strecke des Finnmarkslopet abzufahren um die Loipe wieder herzustellen. Zwei Tage zu spät für uns... Doch er war uns eine große Hilfe da er uns den Weg nach Neiden, eine Station des Finnmarkslopet, zeigte. Hier erwartete uns erneut eine (zu) warme Hütte und die Hunde bekamen Stroh für ihre Liegeplätze. Genau richtig nach der "Tiefschnee- Ackerei".
Am nächsten Tag ging es bei bestem Wetter auf der Route des Lopet weiter über die Berge in Richtung der Varanger Halbinsel.
Raue Natur
Auch an diesem Tag wechselte das Wetter und wir bekamen starken Schneefall.
Nicht weit vom White Out
Trotz Schneefall kamen wir gut voran und schlugen unser Zelt am Abend auf einem See auf.
Der nächste Tag brachte uns durch zerklüftete Felsen immer näher an die Varanger Halbinsel und unser Futterdepot in Varangerbotn.
Plötzlich öffneten sich die Felsen und gaben den Blick auf die weiße Halbinsel und den Fjord frei.
Die Landschaft wechselte vollkommen. Wir kamen der nördlichen Baumgrenze immer näher.
Wir befanden uns nun am Ende der Loipe und fuhren das Depot an um uns mit neuem Hundefutter zu versorgen. 30 - 40 kg pro Schlitten wurden aufgeladen; die Schlitten wurden wieder schwer.
Das Depot in Varangerbotn
Wir durchquerten die kleine Stadt und zogen viele Blicke auf uns. Selbst in Nordnorwegen sieht man nicht so häufig 6 Hundegespanne wie sie über die Kreuzung fahren.
Ob Stop auch gilt wenn man auf einem Schlitten unterwegs ist? ;)
Die Varanger Halbinsel bot eine vollkommen andere Landschaft als die tief verscheiten Wälder des Pasvik.
Eisige Weiten
Nun sollte uns unser Weg auf die Hochebenen der Varanger Halbinsel bringen. Mich erinnerte die Landschaft an eine Wüste bei dem gleissenden Sonnenschein der uns zu Teil wurde.
Die High Plains auf Varanger
Kilometer für Kilometer fuhren wir an diesem Tag durch die eisigen Weiten und waren froh über unser Glück mit dem Wetter. Da die Varanger Halbinsel immer wieder von heftigen Stürmen heimgesucht wird riefen wir bei den zuständigen Behörden an um Informationen über unsere Route einzuholen. Gut das wir das gemacht hatten, denn es wurde uns mitgeteilt das ein großer Streckenabschnitt an der Küste wegen akuter Lawinengefahr vollständig gesperrt sei.
Wir mussten umplanen und entschlossen uns unser Tourenziel von den anderen Seite aus anzufahren und drehten nach Osten ab, anstatt nach Norden durchzufahren.
Begünstigend für diese Entscheidung war, das die Eltern der Organisatorin eine Hütte haben die nun auf unserem neuen Weg lag. Also fuhren wir diese an. Ein willkommener Umweg!
Am nächsten Morgen ging es wieder bei gutem Wetter aber starkem Wind weiter.
Lenticularis über den Bergen über Vester Jakobselv
Wir kamen Stück für Stück der Barentsee näher. Den Streckenabschnitt auf den ich mich besonders gefreut hatte.
Unser Lager schlugen wir ca. 10km vor der Küste auf und hatten wie so oft auf dieser Tour großes Glück mit dem Wetter.
Edit: Leider kann ich grade keine weiteren Bilder verlinken daher geht es mit Teil 2 weiter ->