42 Antworten in diesem Thema

[semaphore]

Gegenfrage, nicht provokant gemeint: Messer von OPINEL oder MORA/HULTAFORS sind auch sehr günstig und "Made in Europe", wieso fragt niemand nach den dortigen Arbeitsbedingungen?

Weil es dort funktionierende Gesetze zum Arbeitsschutz gibt, ein Renten-, Sozial-, Gesundheitssystem das einigermaßen gut funktioniert. Und sich die Mitarbeiter dort nicht aus den Fenstern stürzen und es daher eben auch keine Fangnetze vor den Firmen braucht.
Anders gefragt- durchaus provokant - wenn es gute Messer aus Europa zu guten Preisen gibt, ob Victorinox, Hultafors, Mora, Enzo, Opinel- warum dann bei den Chinesen teurere Messer kaufen die schlechtere Materialien haben und sagen wir mal fragwürdige Arbeitsbedingungen, lange Transportstrecken...?
Natürlich können wir uns damit trösten, dass die Chinesen unsere CNC Fräsen und dergleichen kaufen (wie lange noch?)- aber das ist doch nur ein schwacher trost wie ich finde.

Andererseits muss man es auch nicht übertreiben, man kann nicht bei jedem Produkt Herkunft und Fertigungsbedingungen erkennen- aber sich etwas zu informieren und vor dem Kauf zumindest nachzudenken finde ich ist in jedem Fall angebracht.

Bearbeitet von semaphore, 07. Juli 2012 - 11:24.

[Stony]

Mir ist ehrlich geagt sowas von egal wo ein Messer herkommt, wie es hergestellt wurde und wie die Arbeitsbedingunegen da sind. Ich kaufe mir auch keine Breitling, aus dem einfachen Grund das ich sie mir nicht leisten kann. Ich habe auch kein Geld für ein Messer das 500 oder mehr Euronen kostet. Wenn ich aber eins bekommen kann das ich mir leisten kann und das vieleicht auch noch so aussieht wie das teure und mir für meine Ansprüche genügt, kaufe ich es eben.

Dadurch verliert die Teure Firma keinen Kunden, denn ich hätte es dort eh nicht gekauft. Wenn mir ein Sanremu oder Ganzo gefällt und ich für die Qualität nur 10 Euro berappen muß wird Benchmade dadurch ärmer??? Nein, ich hätte mir das BM eh nicht gekauft.

Wie gesagt, es ist meine Meinung. Zur Frage warum dann kein Mora etc.? Weil die Messer zwar billig sind aber auch genauso aussehen. Ich besitze sleber ein paar Mora und die sind wirklich klasse aber hübsch sind sie nun nicht wirklich. Das Ganzo das dem HK Benchmade nachempfunden ist gefällt mir. Also habe ich es gekauft, die Quali ist super für mich und reicht völlig. Warum also 160 Euro bezahlen wenn ich es für 20 haben kann?

Oder geht Ihr alle in den Laden und kauft die teure Kerry Gold Butter weil die ja von so glücklichen Kühen kommt? Oder kauft ihr die JA-Butter vom REWE für einen Drittel des Preises? Ich habe 3 Kinder und muß schon auf die Preise achten.

Wenn ich mir ein Messer für nen "Zwanni" kaufe ist es meiner Frau egal, wenn ich aber ankomme und sage, Hey sSchatz schau mal das Messer habe ich für 160 Euro gekauft und das nur weil die Arbeitsbedingungen bei Benchmade viel besser sind als in China wo ich das Messer für 20 bekommen könnte. Ich denke ich wäre schon Single.

Ich habe einen guten Job und werde auch sehr gut bezahlt, trotzdem schaue ich auf die Preise und denke dabei nicht an diejenigen die es gebaut haben. Das würde ein Manager mit 300.000 Euro Jahreseinkommen auch nicht machen wenn er sich einen Lambo kauft.

Und es soll auch Leute geben die von Harz4 leben und sich nun mal keine teuren Markenmesser kaufen können. Erzählt denen mal was von schlechten Arbeitsbedingungen und das sie lieber Messer aus Deutschland kaufen sollen.

Ich bin von der Preisentwicklung der sogenannten Markenprodukte sowieso angepisst und schmeisse solchen Leuten nicht noch mehr Geld in den Hals.

Wer das möchte kann das gerne tun. Ich habe auch schon 200 Euro für ein Spyderco ausgegeben nur um festzustellen das dieses Messer auch nicht mehr kann als das billige Teneaciuos, nämlich schneiden. Ich brauche keine Stahlhülsen für Clipschrauben weil das sowiso unsinnig ist.

Was muss denn so ein Clip halten? G10 ist verdammt zähes Zeug, wer da die 3 (DREI) Schrauben aus dem G10 reisst geht entweder mutwillig vor oder hat nicht alle Tassen im Schrank. Sorry.

440C Stahl zu 154CM? 154CM ist etwas schnitthaltiger, dafür anfälliger für Rost. 440C war mal DER Superstahl. Nun sind PM-Stähle auf dem Markt und jeder Unwissende kommt daher und sagt 440C taugt nix. Hallo??? Aber einen Opinelroster oder ein 12C27 Mora hoch in den Himmel loben.

Naja, dies ist halt nur meine Meinung und ich weiß das jetzt wieder welche daher kommen und sagen wie ich nur solche Dinge sagen kann.

Ich setze mich schon seit einigen Jahren mit dem Thema auseinander und ich denke ich kann aus meiner Erfahrung heraus sprechen.

Ich persönlich brauche keinen PM-Stahl und auch kein teures Messer für den Wald oder zum protzen. Dafür bin ich wohl schon zu alt.

[yooden]

Mal im Ernst, meint jemand die "rühren" zwei verschiedene "440C Suppen" an...

Bei der Stahlrohmasse gibt es vermutlich keine Unterschiede, aber sonst hätte ich schon einige Ideen, wie man billige und teure Messer auf den gleichen Produktionsstraßen bauen kann. Qualitätskontrolle, Aufwand, Nachbearbeitune etc.

Mir ist ehrlich geagt sowas von egal wo ein Messer herkommt, wie es hergestellt wurde und wie die Arbeitsbedingunegen da sind.

Akzeptiert; ich hoffe, Dir ist dann gleichermaßen gleichgültig, wenn Du am Arbeitsplatz vom Chef mit illegalen Methoden ausgenutzt wirst, wenn Du wg. Schadstoffen am Arbeitsplatz krank wirst oder wenn in 20 Jahren Deine Kinder von chinesischen Investoren unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden.

Falls nicht, dann erkläre bitte mal den Unterschied.

Wenn mir ein Sanremu oder Ganzo gefällt und ich für die Qualität nur 10 Euro berappen muß wird Benchmade dadurch ärmer???

Herr Benchmade (oder wie der heißt) ist mir erstmal egal, aber klar haben solche Kaufentscheidungen Auswirkungen auf heimische Produktion. Sieh Dich mal um, was in der hiesigen Wirtschaft passiert, und wie der Druck auf die Arbeitnehmer erhöht wird. Denkst Du, daß hat nichts mit billigen Produktionsstätten in Übersee zu tun?

Von der Produktion abgesehen spielt auch der Handel in Deutschland eine Rolle: Solange Leute hier zB. Schuhe kaufen, die erklärtermaßen (!) durch Kinderarbeit hergestellt worden sind, wird es diese Kinderarbeit weiter geben.

Oder geht Ihr alle in den Laden und kauft die teure Kerry Gold Butter weil die ja von so glücklichen Kühen kommt? Oder kauft ihr die JA-Butter vom REWE für einen Drittel des Preises?

Ich kaufe meine Butter im Bioladen, wenn möglich Demeter.

Ich habe 3 Kinder und muß schon auf die Preise achten.

Das Argument lasse ich für Lebensmittel gelten (zähneknirschend, herkömmliche Tierproduktion schadet mir auch dann, wenn ich damit nichts zu tun haben will), wir sprechen aber im Grunde von Luxusartikeln. Mehr als ein Taschenmesser brauchen die wenigsten, alles was darüber hinaus geht, ist Hobby.

Ich habe einen guten Job und werde auch sehr gut bezahlt

...das wirft natürlich ein neues Licht auf Deine Argumentation. Hast Du nicht eben behauptet, daß Du "auf die Preise achten" mußt?

Und es soll auch Leute geben die von Harz4 leben und sich nun mal keine teuren Markenmesser kaufen können. Erzählt denen mal was von schlechten Arbeitsbedingungen und das sie lieber Messer aus Deutschland kaufen sollen.

Nochmal: Messer sind in Deutschland überwiegend ein Hobby.

Stell Dir aber mal vor, wie lustig diese Unterhaltung wäre, wenn derjenige einen Job in der Produktion hatte, aber nichts mehr finden kann, weil die Industrie nach China auswandert.

Ich setze mich schon seit einigen Jahren mit dem Thema auseinander und ich denke ich kann aus meiner Erfahrung heraus sprechen.

Noch eine Überraschung. In welcher Form setzt Du Dich mit dem Thema auseinander, sprichst Du mit den Angehörigen der Selbstmörder? Hast Du mal ein chinesisches Straflager besucht, in dem die Insassen für europäische Unternehmen arbeiten müssen? Die Frage ist ernst gemeint, welche "Erfahrungen" hast Du in dieser Thematik gemacht?

[Stony]

Ja, ich werde gut bezahlt und muß trotzdem auf die Preise achten weil ich, wie erwähnt 3 Kinder habe, und diese in unserer so tollen Wirtschaft verdammt teuer sind.

Mein Schwiegervater ist gebürtiger Thailänder und hat eine sehr arme Familie gehabt. Er lebt zwar schon seit 40 Jahren in Deutschland und arbeitet hier, fährt aber jedes Jahr nach Thailand und kümmert sich um seine Verwandten. In Thailand verdient ein Arbeiter 3 Euro am Tag. Ich kenne die Problematik in Thailand und war selber auch schon dort und nicht nur da wo Touristen hin gehen, sondern auch in den ganz armen Vierteln.

Du wirst lachen, ich arbeite in einer Firma die wegen der billigen Produktion fast alles nach Polen ausgelagert hat. Dadurch sind bei uns 90 Leute den Job los geworden. War aber klar, ein Pole bekommt 3 Euro die Stunde, ein Deutscher hat 13 Euro die Stunde bekommen. So einfach ist unsere Wirtschaft gestrickt.

Du brauchst mir nichts über Import und Export erzählen weil ich im Büro den Versand koordiniere. Ich kenne die Preise und ich kenne die Löhne.

Da ich nicht in China arbeite und ich einen guten Chef habe brauche ich mir keine Sorgen machen das ich im Strafgefangenenlager leben muß.

Was meinst du wohl wo die Elektronik in deinem PC herkommt? Oder dein Fernseher oder Teile in deinem Auto oder die Klamotten die du an hast oder oder oder....

Denk mal darüber nach und wenn du ab sofort nicht nackt durch die Gegend läufst, kein Auto mehr fährst und nie wieder einen PC benutzt, elektronische Geräte benutzt und wirklich nichts mehr aus China benutzt dann können wir noch einmal ernsthaft darüber sprechen.

Ich habe meine Meinung kund getan und das sollte reichen.

[OiBoy]

Hi,
ich will eure hitzige Diskussion ja ungern unterbrechen. Ob jemand viel oder wenig verdient, seine Butter im Bioladen kauft oder nicht hat meiner Meinung nach nicht mehr wirklich viel mit dem eig. Thema zu tun.

MfG René

[DaBeppo]

Ach Stony du sprichst mir aus dem Herzen.

[yooden]

ich will eure hitzige Diskussion ja ungern unterbrechen. Ob jemand viel oder wenig verdient, seine Butter im Bioladen kauft oder nicht hat meiner Meinung nach nicht mehr wirklich viel mit dem eig. Thema zu tun.

• Das Argument mit dem Einkommen verstehe ich so: "Ich kann mir keine Messer aus Deutschland leisten, also muß ich welche aus China kaufen, obwohl dort die Arbeitsbedingungen schlecht sind."
• Die Butter taugt als Vergleich, weil es dort ebenfalls gute Produkte ("die teure Kerry Gold Butter weil die ja von so glücklichen Kühen kommt") und billige, schlechte Produkte gibt.

So verstanden gehören die Argumente also schon zum Thema, auch wenn ich in beiden Fällen nicht glaube, daß die Argumente wirklich tragfähig sind (wie ja beschrieben).

Wenn Du das anders siehst, dann verstehe ich das Thema nicht.

[Persönliche Erfahrungen]

Ich verstehe nicht, in welcher Hinsicht Deine Erfahrungen Deine Position unterstützen. 90 Deiner Kollegen haben ihren Job verloren, also ist es ok, wenn wir weiterhin nur auf den Preis achten?

Da ich nicht in China arbeite und ich einen guten Chef habe brauche ich mir keine Sorgen machen das ich im Strafgefangenenlager leben muß.

Ich habe mal die Teile betont, die mir besonders wichtig erscheinen.

Nichts für ungut, aber das scheint für mich der Kern Deiner Argumentation zu sein. Bitte verbessere mich, wenn ich mich irre.

Denk mal darüber nach und wenn du ab sofort nicht nackt durch die Gegend läufst, kein Auto mehr fährst und nie wieder einen PC benutzt, elektronische Geräte benutzt und wirklich nichts mehr aus China benutzt dann können wir noch einmal ernsthaft darüber sprechen.

Sorry, das ist einfach irreführend, ich kann sehr wohl Deine Meinung kommentieren, auch wenn ich selbst nicht perfekt bin. Wie sollte sich jemals etwas verbessern, wenn nur perfekte Lösungen akzeptiert werden?

Ich könnte jetzt noch ergänzen, daß ich drei von den vier Sachen, die Du erwähnt hast (Computer, Fernseher, Auto, Kleidung) nicht besitze oder aus deutscher Produktion kaufe, insofern reicht der implizite Vorwurf der Heuchelei auch diesmal (vgl. Butter) nicht weit.

[Arthur]

Was den Preis angeht, möchte ich mal zwei weiteren Begriffe in die Diskussionsrunde werfen:

Sparen

Viele Jahre lang hatte ich nicht viel mit Messern am Hut. Ich hatte drei Schweizer Taschenmesser und zwei klassische Fahrtenmesser, die der ein oder andere noch von den Pfadfinden kennt. Diese Messer haben mir seinerzeit ausgereicht.

Irgendwann vor einer größeren Wanderung kam dann der Wunsch nach einem größeren Messer auf. Blöd wie ich war bin ich damals in einen Army Shop gefahren und habe mir dort ein "Survival" Messer gekauft. Nach dieser einen Wanderung war das Messer aber direkt Schrott. Der angeschweißte Erl war abgebrochen, die Scheide hielt nicht mehr und von den 10 tollen Survival Gimmicks hatte ich kein einziges wirklich gebraucht. Als ich das Messer nach dieser Wanderung in die Mülltonne schmiss, schwor ich mir, daß ich mir keine billigen Messer mehr kaufen würde.

Ich habe dann damals im Netz in Foren gefragt und viele empfohlen mir das Fällkniven A1 als gutes Survivalmesser. Als ich den Preis von astronomischen 200 Euro erfuhr, bin ich fast umgekippt. Das war locker das 10-fache dessen, was mich das Army Survivalmesser gekostet hatte. Als einfacher kaufmännischer Angestellter war das für mich eigentlich viel zu viel. Aber ich wollte eben nicht nochmal eine Pleite erleben.

Also habe ich über den Winter jeden Monat ein wenig in ein Sparschwein geschmissen. Was ich so gerade erübrigen konnte. Im Frühjahr, zur beginnenden Saison, habe ich das Sparschwein dann geschlachtet. Es waren mehr als 300 Euro zusammengekommen. Davon habe ich mir dann das Fällkniven A1 und das CRKT M21-04 gekauft. Beide Messer habe ich heute noch und sie funktionieren auch heute noch, nach diversen Touren, einwandfrei.

Verzicht

Auch hierzu ein Beispiel von mir. Ich habe früher geraucht. In meiner schlimmsten Phase habe ich so anderthalb Packungen am Tag durchgezogen. Am Wochenende mit Kumpels dann auch gerne mal zwei. Das waren unterm Strich vielleicht 40 Packungen im Monat. Damals haben die Zigarette glaub ich 3 Euro pro 19er Packung gekostet (keine Ahnung wie teuer die heute sind). Das waren also rund 120 Euro jeden Monat nur für Zigaretten.

Ich habe dann irgendwann von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen aufgehört. Von 30 Zigaretten am Tag auf 0 Zigaretten am Tag in 24 Stunden. Das war einen Monat lang die Hölle, aber dann war es gut. Erst nach ein paar Monaten habe ich dann realisiert, wie positiv sich das auch auf meinem Konto bemerkbar machte. Das war wie eine satte Gehaltserhöhung.

Ich weiß, ich weiß...

Natürlich ist auch mir klar, daß man nicht immer sparen oder verzichten kann. Manchmal reicht die Kohle eben hinten und vorne nicht. Und manchmal gibt es wichtigere Investitionen als ein Messer. Aber ich denke man sollte auch nicht jede Diskussion über den Preis, die Qualität und eine faire Bezahlung damit abtun, daß man das sich eh nicht leisten kann. Ich glaube, es gibt mehr Antworten als nur ja oder nein.