@ Pulswerk:
ToTo hat dazu ja schon einiges geschrieben was ich aus meiner Sicht alles genauso bestätigen kann!
Ich habe mal gelesen, dass der Poncho im Outdoorbereich der meist unterschätzte Ausrüstungsgegenstand überhaupt wäre und das sehe ich mittlerweile ebenfalls so!
Doch der Reihe nach:
Dadurch dass der Poncho über den Tragegurten getragen wird, anstatt darunter, wie bei einer Jacke, stellt die Rucksacktauglichkeit hier in der Tat absolut kein Thema dar.
Aus diesem Grund kann dieser sehr dünn und leicht gestaltet sein und entsprechend klein im Packmaß ausfallen.
Beim Tragen bietet ein Poncho bereits von unten her sehr viel Luftzirkulation, was grundsätzlich schon mal sehr vorteilhaft beim längeren Einsatz ist. Allerdings sind günstige Modell absolut dicht, also wie ein Ostfriesennerz und die Feuchtigkeit staut sich dann im Schulterbereich.
Dann lieber etwas mehr ausgeben und eine atmungsaktive Variante nehmen, wodurch ein wesentlich höherer Tragekomfort erzeugt wird.
Für einen großen Rucksack braucht man tatsächlich ein Modell, das ein zusätzliches "Fach" bzw. eine "Ausstülpung" aufweist, damit bei Bedarf auch ein 60/70 Liter-Rucksack drunter paßt, sonst zieht es das Rückenteil auch schon bei einem kleineren Rucksack zu hoch, und die Beine sind dann entsprechnd unzureichend geschützt.
Ich selbst habe im Survival/Buscraft-Bereich oft mit einem gebrauchten US-Poncho gearbeitet, weil der so vielseitig verwendbar ist, in erster Linie als Tarp.
Ist aber nicht atmungsaktiv und reicht beim Tragen eines Rucksacks, wie ToTo beschrieben hat maximal gerade so über den Rucksack und steht nach hinten viel zu weit weg.
Ein geeigneter Poncho für einen großen Rucksack ist z.B. der "Wäfo Kraxenponcho Cristallo":
http://www.globetrot...p?mod_nr=113445
Kostet in dieser atmungsaktiven Variante mit 77,95 Eur gerade mal 15,- Eur mehr als die nicht atmungsaktive Variante.
Gut an diesem Modell ist vor allem, dass es den in 5 verschiedenen Größen gibt, so dass man die Größe so auswählen kann, dass er auch richtig sitzt und zwar sollte der vordere Teil ungefähr bis unters Knie reichen, also so, dass der gesamte Kniebereich gut komplett abgedeckt wird.
Zu lang sollte er wiederum nicht sein, sonst tritt man beim bergauf gehen oder beim Treppensteigen unter Umständen auf den Saum.
Ich sehe beim Poncho eine ganze Reihe an Vorteilen, wodurch dieses Ausrüstungsteil sehr vielseitig wird und insgesamt einiges an Gewicht und Packvolumen eingespart werden kann.
- Dadurch, dass er bis übers Knie reicht, sind die Oberschnekel, die am meisten dem Regen ausgesetzt sind, automatisch mit geschützt. Man kann demnach sagen, dass im Poncho im Prinzip quasi schon eine "halbe Regenhose" mit integriert ist.
Den Rest kann man ganz gut mit Gamaschen oder mit Beinlingen abdecken: http://www.globetrot...p?mod_nr=113450
Abgesehen davon dass man dadurch die Regenhose in Bezug auf Gewicht, Packvolumen und Anschaffungskosten ganz einsparen kann, fällt auch das An- und ausziehen weg und die Bewegungsfreiheit, gerade im Schrittbereich wird entsprechend in keinster Weise eingeschränkt.
- Dadurch dass der Rucksack mit drunter getragen werden kann, ist es nicht nur möglich auf eine zusätzliche Rucksackregenhülle zu verzichten, der Rucksack wird auf diese Weise auch, im Gegensatz zu der Kombination Regenjacke, Regenhose und Rucksackregenhülle, komplett vor Nässe geschützt!
Denn man muss hierbei bedenken, dass dann immer noch der Regen zwischen dem Rücken der Regenjacke und dem Rucksackpolster runter rinnen kann, weil dieser Bereich trotz der Komplett-Montur trotzdem noch offen bleibt.
Ich war mal genau mit dieser Kombination auf einer Hüttentour in den Alpen unterwegs und an einem Tag hat es von morgens bis abends regelrecht Bindfäden geregnet.
Als wir am Nachmittag auf der Hütte angekommen sind, hatte sich das Polster des Tragesystems meines Rucksacks total mit Wasser vollgesogen, wodurch dieser ein gutes Stück schwerer geworden war. Zudem sind die Sachen die hinten gepackt waren zum Teil naß geworden, weil das Wasser durch die Nähte schon bis in den Innenraum vorgedrungen war.
Mit einem Poncho wäre das nicht passiert.
- Ein Poncho umhüllt den Träger rundherum, quasi wie ein "Minizelt", was sich vor allem dann bemerkbar macht, wenn man sich damit auf eine Bank oder auf einen Stein setzt. Dann reicht der Saum rundherum bis auf den Boden und man sitzt super geschützt darunter, sozusagen wie in einem maßgeschneiderten Einmann-Zelt.
Zudem kann man bei Kälte dann so Tricks anwenden wie ein Teelicht zwischen die Beine auf den Boden stellen, wodurch der gesamte innere Bereich von unten erwärmt werden kann.
ABER VORSICHT:
Dabei muss man selbstverständlich extrem darauf Acht geben, dass das leicht entflammbare Textil weit genug von der offenen Flamme weg bleibt und nicht Feuer fängt, sonst steht der Träger unter Umständen innerhalb kürzester Zeit lichterloh in Flammen!
Also Ausprobieren nur auf eigene Gefahr !!
- Man kann den Poncho notfalls als wasserdichte Schlafsackhülle, als Tarp oder als wasserdichte Unterlage benutzen (Spitze Gegenstände sollten dann allerdings zuvor vom Boden entfernt werden, damit das Textil nicht beschädigt wird.)
- Obwohl man mit so einem Poncho Regenjacke, eine halbe Regenhose und die Regenschutzhülle des Rucksackes in einem abdecken kann, kommt man vom Gewicht und Packvolumen nicht über das, was ungefähr einer 2,5-Lagen Regenjacke entsprechen würde.
- Die Möglichkeit, diese 3 Bereiche mit knapp 80,- Eur abdecken zu können ist im Vergleich zum Anschaffungspreis für eine Jacke die unter einem großem Rucksack getragen werden kann, einer Regenhose und einer Rucksackregenhülle als extrem günstig anzusehen.
Aber ein Poncho hat eben auch Nachteile:
- Man hat um sich herum ziemlich viel Material, was locker herunter hängt und unter anderem die Sicht einschränken kann.
- Das ganze ist sehr windanfällig, wobei die besseren Modelle, wie z.B. die von Wäfo diesen bereits beschriebenen Riegel zwischen den Beinen haben, durch den verhindert werden kann, dass der Wind den Poncho hoch reißt.
- Man muss sich zudem überlegen, ob man realistisch gesehen, mit einem Poncho durch die Stadt zum nächsten Bahnhof laufen möchte.
- Mann kann, wie bereits beschrieben, damit eher im Gestrüpp oder an Felskanten hängen bleiben, was nicht nur Beschädigungen im Textil hervorrufen kann, sondern mit schwerem Gepäck auch dazu führen kann, dass man das Gleichgewicht verliert, was je nach Gelände nicht nur sehr unangenehm, sondern unter Umständen auch richtig gefährlich werden kann.
Insgesamt kommt der Poncho alles in allem bei weitem nicht so sportlich daher wie moderne Regenbekleidung und vorrangig aus diesem Grund wird wohl in den meisten Fällen Jacke und Hose der Vorzug gegeben.
Für den Bergbereich finde ich ihn etwas suboptimal, weil die Sicht eingeschrännkt werden kann. Sehr schmale Pfade würde ich persönlich auf Höhenwegen damit nicht gehen wollen und spätestens beim Klettersteig wird deutlich wo die Grenzen liegen.
Wenn es aber darum geht einfach im Gelände längere Zeit durch den Regen zu laufen, denke ich, dass der Poncho dabei den besten Schutz bietet und am angenehmsten zu tragen ist und das Aussehen dabei nur eine sekundäre Rolle spielt.
Die Kombination Baumwollmischgewebe und Poncho finde ich neben dem insgesamt günstigen Anschaffungspreis sehr vorteilhaft, denn eine Jacke aus Baumwollmischgewebe, stellt letztlich eine Softshell dar und ein Softshell reicht, statistisch gesehen, für rund 80% bis 90% der Zeit, die man draußen aktiv ist vollkommen aus (außer man ist in Skandinavien unterwegs, wo man bekanntlich 3 Wochen Dauerregen erwischen kann ), und die restlichen 10% bis 20% lassen sich dann bei Bedarf sehr gut mit einem Poncho ergänzend abdecken. Ansonsten profitiert man neben einer sehr hohen Atmungsaktivität aufgrund der Webart von einem sehr großen Windschutz und einem sehr angenehmen Tragekomfort.
Wenn das Textil gut gewachst ist, kann man auch ohne zusätzlichen Regenschutz bereits einen kurzen Schauer oder ne halbe bis dreiviertel Stunde Nieselregel recht gut überstehen.
Und da das Baumwollmischgewebe nicht nur extrem robust, sondern darüber hinaus auch wesentlich unempfindlicher gegenüber Funkenflug als Regenbekleidung und allem anderen was aus synthetischen Fasern besteht ist, kann man sich damit viel enstspannter in der Nähe von offenem Feuer aufhalten, weshalb ich diesem Material bei allen Gelegenheiten wo Feuer im Spiel ist eindeutig den Vorzug gebe.
Der Vollständigkeit halber noch eine weitere Produktempfehlung und zwar den "Exped Bivy Poncho Extrem", der übrigens in der Messer-Magazin-Sonderausgabe "Gear", Ausgabe 1-2012 vorgestellt wurde:
http://www.exped.com...74?opendocument
Der ist extrem leicht, in der Länge verstellbar, ähnlich wie der US-Poncho über Druckknöpfe vielseitig verwendbar und hat, was ich persönlich sehr vorteilhaft finde und oft vermisse, eine Brusttasche.
Meiner Ansicht nach, steckt in der Poncho-Lösung noch einiges an bisher nicht gehobenem Potential in der Entwicklung. Da läßt sich sicherlich noch so manches machen.
Vielleicht wäre das Thema Poncho, falls noch nciht geschehen, auch mal ein Thema für ein Odoo-TV-Video.
PS: Finde ich übrigens absolut Spitze wie du hier Auskunft gibst!
Danke für die Blumen!
Ist mein täglich Brot und im Grunde genau das gleiche, was ich bei jedem Kunden innerhalb des Beratungsgespräches im Laden vermittle.
Mache sozusagen gerade Überstunden...
Bearbeitet von Rover, 24. October 2012 - 02:19,