Über Sinn und Unsinn ein Messer zur Selbstverteidigung zu verwenden wurde hier schon ausgiebig gsprochen.
Ich trage an meine Einsatzgurt wie auch zivil zwar auch immer einen kleinen, einhändig bedienbaren Folder, allerdings als Werkzeug. Dennoch würde ich davon sicherlich Gebrauch machen wenn es wirklich ums "Lebendige" geht, wie man so schön sagt. Also in einer Situation in der mein Leben derart massiv bedroht wird, dass es keinen anderen Ausweg mehr gibt als dem Gegner grösst möglichen Schaden zuzufügen um denselben von mir abzuwenden. In solche Situationen wird man aber selbst in den schlimmsten sozialen Brennpunkten so gut wie nie kommen.
Hier kommt für mich nun KravMaga ins Spiel.
Wir haben jedes Jahr einen "Schnellkurs" in KravMaga bei dem wir die wichtigsten Strategien und Griffe erlernen um sich aus Griffen zu befreien, auf Abstand zu gehen und/oder dem Gegner mit kleinen, kaum sichtbaren Griffen erhebliche Schmerzen zuzufügen. Von den Trainern weiss ich, dass sie auch spezielle Trainings mit Hilfsmitteln u.A. auch mit Kubotan anbieten. Wenn es also schon ein Hilfmittel sein muss bei dem zu relativv nah an den Gegner ran musst, dann würde ich zu einem Kubotan raten. In den Genuss eines Trainings mit Pfefferspray bin ich ebenfalls schon gekommen und auch das kann ich dir sehr empfehlen. Dort lernst u.A. aus jeder erdenklichen Position den Pfefferspray noch gezielt einzusetzen, z.B. auch wenn du schon am Boden liegst und der Angreifer weiter auf dich los geht.
Zum Thema Pfefferspray habe ich hier im Thread mehrmals den Satz gelesen: "Damit kannst du dich auf Distanz verteigigen und dann flüchten." Ich möchte an dieser Stelle zu Bedenken geben, dass eine Flucht nach einem Pfefffersprayeinsatz als unterlassene Hilfeleistung angesehen werden kann. Der Gegner kann im schlimmsten Fall ersticken und darum gilt, auch wenn es in einer solchen Situation paradox klingen mag, wenn möglich vor Ort zu bleiben und in jedem Fall die Polizei, wenn nötig auch gleich die Ambulanz zu alarmieren.
Normalerweise stärkt ein Training in Selbstverteidigung, sei es nun KravMaga oder andere, das Selbstbewusstsein.
Alleine das veränderte Auftreten, die erlangte Selbstsicherheit und Bereitschaft sich im Notfall verteidigen zu können ist nach aussen spürbar und sichtbar. Die meisten Täter suchen sich ganz gezielt Opfer aus welche einem bestimmten Typ entsprechen. Leute die nach aussen schwach, verletztlich und damit angreifbar wirken.
(Diese Information haben wir bei einer Weiterbildung von der Polizei, genauer gesagt von der Arbeitsgruppe Jugendkriminalität der Kriminalpolizei, bekommen.) Gehst du also regelmässig ins Training, wird sich das in einem Auftreten, deinem Gang, deinem Blick, ja in deinem ganzen Verhalten nach aussen zeigen. Das ist zwar kein Garant, dass du nicht erneut angegriffen wirst, aber die Chance sinkt dadurch schon erheblich.
Nun aber zu deinem konkreten Fall und da möchte ich dir folgendes ans Herz legen:
Trainiere intensiver und ohne Hilfsmittel damit die erlernten Bewegungsabläufe sitzen und du sie in einer Extremsituation sofort "abrufen" kannst. Übe die Griffe auch zu Hause mit deinem Mann. Der wird ein paar blaue Flecken schon verkraften wenn es dabei um deine Sicherheit geht.
Lerne auch wie du dich klar abgrenzen kannst, trainiere deine Stimme, lerne den Überblick zu behalten und dir den Rücken freizuhalten. Wennn du all das verinnerlicht hast, kannst du dir erneut die Frage stellen ob ein Messer und ein entsprechendes Training damit denn wirklich noch nötig und überhaupt sinnvoll ist.Ich selbst bin zu folgendem Schluss gekommen:
- Ein Messer und entsprechende Schnitt- und Stichverletzungen werden dem Gegner u.U. weniger Schmerz zufügen als die erlenten Griffe, Tritte usw.
- Ein Messer trägt zur Eskalation einer Situation bei. Ziel sollte aber immer eine Deeskalation sein.
- Schnitt- und Stichverletzungen rufen in jedem Fall die Polizei und jede Menge Fragen auf den Plan.
- Ein Messer muss du erst erreichen, kannst du zu Hause vergessen usw. Dein Körper ist immer Einsatzbereit.
Vergiss bei all dem nicht, schon im Vorfeld die Polizei zu informieren wenn du den Verdacht hast, dass eine Gruppe Jugendlicher zu gewalttätigen Übergriffen bereit ist oder du schon welche beobachtet hast. Die Polizei wird nach Möglichkeit eine Personenkontrolle durchführen. Das hat zum einen schon eine abschreckende Wirkung auf die Jugendlichen da sie ab diesem Zeitpunkt der Polizei mit Namen und Adresse bekannt sind und im besten Fall werden Waffen bei einer Durchsuchung abgenommen. Kurz: du trägst zur Gewaltprävention bei und hier ist jeder Bürger der sich in sozialen Brennpunkten bewegt m.M. verpflichtet seinen Beitrag zu leisten. Es kann nicht angehen, dass man wegschaut oder sich anfängt zu bewaffnen. Das ist kein lösungsorientiertes Arbeiten! Aber hier sind eben auch die Politiker gefragt und wenn wir darüber diskutieren wollen sind wir hier in diesem Thread ganz schnell im OT.
