Odoo.tv-Talk: Gute Idee. Aber in so einer Form nicht zwingend. Das liegt gar nicht so sehr an dem in meinen Augen verkürzten Urteil, als vielmehr an der Komplexität der Thematik. Grenzt man es in diesem Fall auf "Sanrenmu, Enlan und Co. - Preis / Leistung" ein, bekommt man eine direktere, prägnantere und wahrscheinlich auch etwas objektivere Diskussion zusammen. Und darum geht es ja in diesem neuen Format - oder nicht?
Nur in Stichworten:
Sanrenmus sind keine Sammlermesser:
Richtig. Und deshalb werden sie Sammlern in keinen Foren, von keinen Freunden und auch im Handel wohl nie empfohlen werden. Bzw. werden sie den "Tipp" dankend zur Kenntnis nehmen und schnell wieder vergessen.
Wenn vergleichen, dann objektiv und richtig:
Ich kann über die Verarbeitung des 763er nichts Schlechtes sagen. Ich habe einige verschenkt, einmal G10, einmal Alu für mich behalten - auch ein EL-02 von Enlan hab ich bestellt. Das war mir als EDC aber schlicht zu groß. Schöne Messer sind was anderes. Und kommen bei mir nicht in Form von Foldern vor. Für unterwegs soll es was Praktisches und uneingeschränkt Nutzbares sein. Da will ich mir keine großen Gedanken über potenzielle Ausbrüche in der Klinge machen. Wenns passiert rausschleifen und wenn von der Klinge nicht mehr genug da ist.... - gut, das passiert auch wirklich nicht so schnell.
Fakt ist doch: der Stahl ist nicht überragend, aber solide. Lässt sich gut schärfen, nimmt eine brauchbare Schärfe an, hält diese im täglichen Einsatz ganz gut und ist rostträge. Die Verarbeitung steht in meinen Augen Messern in einer etwas höheren Preisklasse um nichts nach - und selbst wenn ist sie im direkten Preisklassenvergleich wirklich gut. Da ist die Luft ohnehin dünn. Von ein paar Schweizer Messern und Opinels abgesehen bekommt man um das Geld nicht viel. In der Bucht bestellt liegen die meisten Modelle zwischen 7 und 10 Euro inkl. Versand. Das ist viel Messer für wenig Geld.
Wo gehören diese Messer hin?
Zu den Leuten, die nach so Etwas suchen. Und das sind nicht so wenige. Den "alten Hasen" dieses Forums sind die Dinger ohnehin bekannt. Aber immer wieder suchen auch Einsteiger für ihre ersten Tourenerfahrungen nach brauchbaren Foldern im Preisbereich unter 50 Euro. Da gibt es nicht die größte Auswahl. Und für derartige Zwecke würde ich die Messer durchaus empfehlen.
Urheberrecht und Patente:
Das ist weniger "Sache der Gerichte" als vielmehr eine Problematik mangelnder Rechtsangleichung im internationalen Kontext. Solange die Chinesen am Standpunkt stehen, dass sie etwas wie Urheberrecht und Patentrecht nicht brauchen, wird niemand einem souveränen Staat etwas Derartiges aufzwingen können. Punkt. Import ist was anderes. Urheberrecht und Patentrecht ist strikt zu trennen, weil völlig unterschiedliche Aspekte im Mittelpunkt des Schutzzweckes stehen. Beides kann bei Messern nach unserem Verständnis verletzt sein. In Asien sieht das anders aus.
Das Urteil des Videos ist für mich über weite Strecken nachvollziehbar (weil ich gut verarbeitete, schöne und durchaus auch teurere Messer sehr zu schätzen weiß), in meinen Augen aber in letzter Konsequenz nicht objektiv: Hier werden "mittelprächtige Verarbeitung" (keine Ahnung, was erwartet wurde), rechtliche Unsicherheiten (die den Konsumenten im Regelfall überhaupt nicht interessieren) und unterschiedliche "Ansichten" (woher stammt eigentlich der Vorwurf, dass es sich bei einigen Sanrenmus um Plagiate handelt? und bei welchen Modellen gibt es objektive Anhaltspunkte?) zu einem Gesamtfazit zusammengeschnürt, das einem echten Messerfan zwar entspricht, von einer objektiven Preis-Leistungs-Beurteilung aber weit entfernt ist.
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